Rezepte und Bräuche Eggnog, Turkey, Cider – Weihnachten feiern wie in Amerika

New York · Christkind? Nie gehört. In den USA warten Kinder auf den Weihnachtsmann – und stellen ihm Plätzchen zur Stärkung hin. Das ist nicht der einzige Brauch, der auch in Deutschland die Adventszeit versüßen kann.

Typisch amerikanisch: Rudolph Reindeer Cookies.

Typisch amerikanisch: Rudolph Reindeer Cookies.

Foto: "American Christmas"/Gabriele Frankemölle

Fröhlich, bunt und familiär: Mit diesen drei Worten lässt sich die Advents- und Weihnachtszeit in den USA zusammenfassen. Zwar gibt es dort auch streng religiöse Gemeinden, die auf Festivitäten und Geschenke verzichten. Aber bei der Mehrheit stehen Feiern im Mittelpunkt – und damit Kochen, Backen und Bekochtwerden.Viele Amerikaner laden während der Vorweihnachtszeit zur Weihnachtsparty. Da gibt es Fingerfood, vielleicht ein hübsch angerichtetes Charcuterie Board – in Deutschland hätte man früher Aufschnittplatte gesagt. In den USA gehören aber neben Käse und Aufschnitt auch Cracker und Dips aufs Servierbrett.

Für Weihnachtsstimmung sorgt auf solchen Holiday Partys nicht nur die Musik, sondern auch die Getränkeauswahl: Oft kredenzen die Gastgeber alkoholische Varianten typischer Heißgetränke dieser Jahreszeit, etwa Eggnog (siehe Rezept) oder Apple Cider. Letzterer ist im Grunde ein erhitzter, ungefilterter Apfelsaft, teils mit „weihnachtlichen“ Gewürzen veredelt – oder eben als Hard Cider mit Schuss. Glühwein ist in den USA hingegen so gut wie unbekannt.

Sehr beliebt für einen kleineren Kreis ist auch der Cookie Swap: Da bringt jeder Gast eine selbstgebackene Kekssorte mit, um dann in vertrauter Runde zu probieren – und am Ende mit der perfekten gemischten Tüte für den bunten Teller nach Hause zu gehen. Auch manche Kirchengemeinden und Vereine nutzen diese Sitte, um Plätzchenrezepte zu tauschen und Spenden zu sammeln.

Kekse spielen auch am Heiligabend eine tragende Rolle. Das hat damit zu tun, dass amerikanische Kinder nicht aufs Christkind warten, sondern auf den Weihnachtsmann. Sie glauben, der rundliche Opa vom Nordpol bringt die Geschenke mit einem Rentierschlitten. Ein Rentier bekam gar seine eigene Geschichte: Wegen seiner leuchtend roten Nase wird Rudolph von den anderen Rentierkindern verspottet, bis sich diese Eigenheit als rettende Navigationshilfe für den Weihnachtsschlitten erweist. Als Wegzehrung stellen viele Kinder Plätzchen und Milch ins Wohnzimmer. Diese Sitte soll ihnen Freude am Geben vermitteln – und natürlich einen „Beweis“ für den Weihnachtsmann liefern. Deshalb lassen Eltern die Kekse so diskret verschwinden, wie sie zu Ostern die Eier verstecken. Allerdings müssen kleine Amerikaner länger auf die Bescherung warten als Kinder in Deutschland. Am 24. Dezember ist der Weihnachtsmann nämlich noch unterwegs.

Mit seinem Über-Nacht-Service hat sich der Weihnachtsmann auch auf die Küchentraditionen ausgewirkt. Schließlich findet die Bescherung meist am Morgen des 25. Dezember statt, weil die Geschenke dann unter dem Baum liegen. Üblich ist deshalb ein Weihnachtsfrühstück oder -Brunch, in Familien mit kleinen Kindern oft noch im Schlafanzug. Entsprechend leger geht es dabei auch kulinarisch zu – mit Pancakes, French Toast und anderen amerikanischen Frühstücksklassikern.

Ein festliches Dinner möchten viele trotzdem genießen. Dabei feiert beispielsweise der Truthahn ein Comeback, der Ende November im Mittelpunkt von Thanksgiving steht, dem wichtigsten amerikanischen Familienfeiertag. Aber ein solcher Braten braucht viel Zeit.Deshalb greifen manche Familien am Weihnachtsmorgen lieber zu Rezepten, die sich schneller zubereiten lassen. Zum Beispiel nähern sie sich dem Truthahn scheibchenweise – oder sie kaufen einen fertig gepökelten Weihnachtsschinken (Christmas Ham), den sie bloß aufzuwärmen brauchen.

Typisch amerikanische Weihnachtsrezepte:

 Klassisch - der Truthahnbraten - Turkey Breast with Cider Glaze.

Klassisch - der Truthahnbraten - Turkey Breast with Cider Glaze.

Foto: "American Christmas"/Gabriele Frankemölle

Turkey Breast with Cider Glaze

Ein ganzer Truthahn überfordert die Kleinfamilie hoffnungslos. Da bietet es sich an, als Festessen nur eine Putenbrust zuzubereiten und diese turkey-typisch zu würzen. Das magere Putenfleisch wird allerdings sehr schnell trocken. Daher messe ich bei diesem Fleischstück immer die Kerntemperatur mit einem einsteckbaren Thermometer. Hat der Braten 78 bis 80 Grad erreicht, ist er gar und saftig. Man kann ihn dann gut in Alufolie gewickelt bei 80 Grad warmhalten.

Ergibt 8 Portionen

  • 200 ml Apfelwein (Cidre/Cider, alternativ Apfelsaft)
  • 100 ml Ahornsirupje
  • ½ TL getrockneter Majoran und Thymian
  • 100 g Butteretwas abgeriebene Zitronenschale
  • Salz und frisch gemahlener weißer Pfeffer
  • 1 Truthahnbrust (2 bis 2,5 Kilo, ohne Haut und Knochen)

Zubereitung:

Apfelwein und Ahornsirup in einem Topf auf ein Drittel einkochen, Butter und Gewürze dazugeben, verrühren und alles kühlen, bis der Mix wieder fest wird. Fleisch mit dem Buttermix einreiben, kräftig salzen und pfeffern, in eine Brat- oder Auflaufform setzen.

Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Das Fleisch auf der 2. Schiene von unten knapp zwei Stunden braten, bis die Kerntemperatur 80 Grad beträgt. Dabei immer wieder mit der heruntergetropften Butter bestreichen. Falls das Fleisch zu dunkel werden sollte, mit Alufolie abdecken.

Braten vor dem Aufschneiden zehn Minuten ruhen lassen.

Rudolph Reindeer Cookies

Das sind ideale Kekse für eine Backaktion mit Kindern: Sie dürfen aus der M&Ms-Tüte die roten Schokokugeln heraussuchen und von den Salzbrezeln die „Rundungen“ abbeißen. So kann man den stockähnlichen Rest zum Rentier-Geweih umfunktionieren.

Ergibt 40 Stück

Für den Teig

  • 115 g Butter
  • 175 g Erdnussbutter
  • 75 g weißer Zucker
  • 75 g brauner Zucker
  • 1 TL Vanillezucker
  • 1 Ei
  • 225 g Weizenmehl
  • 25 g Weizen-Vollkornmehl
  • 1 TL Natron
  • 1/2 TL Backpulver

Zum Dekorieren

  • 40 rote und orange M&MsZuckeraugen (gibt es bei den Backzutaten in großen Warenhäusern)
  • 50 g Kuvertüre, geschmolzen
  • 80 Salzbrezeln (Rundungen abbrechen, so dass ein „Geweih“ entsteht)

Zubereitung:

Die beiden Buttersorten mit dem Zucker und dem Vanillezucker schön cremig rühren, dann das Ei gründlich einrühren. Mehlsorten, Natron und Backpulver dazu geben und nur so lange weiter rühren, bis sich alles zu einem glatten Teig vermischt hat. Den Teigballen in Frischhaltefolie schlagen und mindestens eine Nacht (bis zu drei Tagen möglich) in den Kühlschrank legen.

Backofen auf 190 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen, zwei Backbleche mit Backpapier auslegen. Den Teig aus dem Kühlschrank nehmen, etwa 1,5 cm dick ausrollen und in Quadrate schneiden (die sollten etwa 20 g wiegen). Den Teig zu Kugeln rollen, ein wenig flach drücken und mit genügend Abstand auf das Backpapier setzen.

Die Kekse auf der mittleren Schiene des Backofens etwa 11 Minuten hellbraun backen und sofort danach die M&Ms-Kugeln als Nasen hineindrücken. Anschließen die Augen mit der geschmolzenen Kuvertüre aufkleben (oder Augen auftupfen) und die „Geweihstangen“ einstecken.

Tipp: Diese Kekse sind keine klassischen Weihnachtsplätzchen, die sich lange halten. Sie schmecken frisch am besten. Allerdings lässt sich der Teig gut eine Weile im Kühlschrank aufbewahren.

Maple Bourbon Eggnog

Zwei ganz typische US-Zutaten – Whisky und Ahornsirup – geben diesem kalten Traditionsgetränk seine köstlichen Aromen. Das Rezept ist mit einem Standmixer (Blender) ganz schnell gemacht, ein normaler Mixer funktioniert auch. Am besten schmeckt Eggnog übrigens nach einigen Tagen Reife im Kühlschrank, das macht ihn milder.

Ergibt 6 bis 8 Gläser

  • 4 ganz frische Eier (am besten Bio)
  • 100 ml Ahornsirup
  • 200 ml H-Sahne
  • 300 ml H-Milch
  • 225 ml Bourbon
  • Prise Zimt, Prise Muskat, 1 TL Vanilleextrakt

Zum Servieren:

  • Schlagsahne, Zimt

Zubereitung

Eier in den Behälter des Standmixers geben und schaumig aufschlagen. Dann durch die Öffnung im Deckel erst den Ahornsirup einfließen lassen, anschließend Sahne, Milch und zuletzt den Whisky. Nach Wunsch milder oder kräftiger mit Zimt, Muskat und Vanille abschmecken.

Mit Schlagsahne servieren und mit etwas Zimt bestäuben.

Tipp: Den Eggnog im Kühlschrank aufbewahren, maximal zwei Wochen.

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