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Neues Album von Bruce Springsteen Der Boss erinnert sich an seine erste große Liebe

Düsseldorf · Auf „Only The Strong Survive“ feiert Bruce Springsteen die Musik seiner Jugend. Der 73-Jährige covert Soul-Klassiker. Das gelingt nicht immer. Und macht dennoch Freude.

Das ist Bruce Springsteen
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Das ist Bruce Springsteen

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Der Boss ist seit ein paar Jahren ziemlich wehmütig. Er spielte auf Konzerten alte Alben, trat an 236 Abenden am Broadway auf und erzählte dort Schnurren aus seinem Leben. Er schrieb ein Buch über seinen Werdegang, produzierte einen Podcast mit sich selbst als Thema und Barack Obama als Doppelpartner, und nun veröffentlicht er auch noch ein Album mit Soul-Klassikern, die er als Jugendlicher gerne hörte. „I remember“ lauten die ersten Wort der Platte. Wer ihm gewogen ist, könnte sagen: Bruce Springsteen ist mit 73 Jahren ganz bei sich selbst.

„Only The Strong Survive“ heißt die Produktion, und das Gros der Songs erschien im Original bereits Mitte bis Ende der 1960er Jahre, also kurz nachdem der 15-jährige Springsteen seine erste Gitarre bekommen hatte. Man stellt sich natürlich vor, wie er die Radiohits damals schon nachspielte und -sang. Und sicher dachte er selbst auch daran zurück, als er sie im Lockdown in seinem Studio erneut coverte. Nun allerdings nicht bloß mit der Gitarre, sondern mit großem Besteck: Streicher, Bläser, Background-Chor.

Wer sich bei alledem sorgt, der Boss, der ein Vollgas-Pilot ist und Lederjacke zum Karohemd bevorzugt, könnte mit einer Musik überfordert sein, die von emotionalen Nuancen variantenreich kündet und gern von Menschen vorgetragen wurde, die sich feierlich in Schlips und Kragen kleideten, liegt nicht falsch. Aber auch nicht ganz richtig. Denn Springsteen ackert sich zwar tatsächlich durch manche Preziose und fasst sie mitunter mit schwieligen Händen an. Aber er gibt doch immer alles, und das heißt: seine Seele. Man merkt, das hier bedeutet ihm etwas.

Die Platte ist ein Liebesbrief an die Musik und an ein Ich, das sich auch dank dieser Musik entfaltete. So ist denn das schönste Lied „Soul Days“. Springsteen schildert, wie er sich einst nach dem Aufstehen in seine Blue Jeans warf und die Ärmel des T-Shirts nach der Art von James Dean aufkrempelte. Er muss an der Stelle lachen, was sympathisch ist; der alte Mann begegnet im Song einer jüngeren Variante seiner selbst. Und er hat ja recht: diese verflixten „Sweet soul days“! Dieser eine Sommer, „when everything was alright“! Ach, ja.

Rührend ist auch der mit Verve vorgebrachte erste Vers von „Nightshift“: „Marvin, he was a friend of mine.“ Da sieht man vor dem geistigen Augen Marvin Gaye auf einer Wolke vorüberfliegen und dankbar winken. Das Lied der Commodores wirkt ansonsten schräg aus dem Munde Springsteens, der sich dafür allzu stark verkleidet. Und auch „The Sun Aint Gonna Shine Anymore“ (zunächst von Franke Valli und dann von den Walker Brothers berühmt gemacht) mutet bei ihm irgendwie falsch an. Springsteen gibt dem Stück etwas Weihnachtliches und vertut sich beim Würzen des Glühweins: Er gibt die letale Dosis Zimt und Zucker hinzu.

Trotzdem macht dieses Album Freude. Zwischen den Noten brennt Licht, da gibt jemand etwas von sich preis, er teilt es mit uns, und ihm liegt das Herz auf der Zunge. Springsteen ist klug genug, vor allem Uptempo-Nummern auszuwählen, die seinem Stil entsprechen. Er versucht, in jedem Stück anders aufzutreten: mal als Erzähler, dann als enttäuschter Liebhaber oder Wochenend-Euphoriker. In manchen Momenten wirkt das wie ein Schauspiel. Etwa, wenn er sich im Titelsong an seine erste Liebe erinnert, mit der alles schief lief. Er habe seine Mutter die Sache geschildert, und die habe gesagt: Da draußen gibt es eine Menge Mädchen, die nach einem guten Typen wie dir suchen. Aber vergiss nie: „Only the strong survive.“

Bruce Springsteen auf der Bühne des Madison Square Gardens.

Bruce Springsteen auf der Bühne des Madison Square Gardens.

Foto: dpa/Brad Barket/DPA

Es gibt Lieder von Ben E. King und Frank Wilson. Und Sam Moore vom legendären Duo Sam & Dave („Soul Man“) unterstützt Springsteen bei diesen Sessions. Auch er kann nicht verhindern, dass das Projekt in manchen Momenten wie ein Karaoke-Abend in New Jersey anmutet. Ein Abend mit guter Stimmung und unter Freunden immerhin. Und wer wäre nicht gerne dabei, wenn der Boss sich in seine Jugend zurücksingt?

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