„Nord Nord Mord“ im ZDF Im Norden ist es mordsgefährlich

„Nord Nord Mord“ ist die nördlichste Krimireihe des deutschen Fernsehens. Nun gibt es eine neue Episode mit dem von Peter Heinrich Brix gespielten vergrübelten Kommissar.

 Christian Kohlund mit Hannelore Hoger.

Christian Kohlund mit Hannelore Hoger.

Foto: dpa/Manju Sawhney

Schaut man sich die Krimi-Landschaft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks einmal auf der Karte an, so zieht sich ein breiter Gürtel des Verbrechens von der ostfriesischen Küste über das nördliche Schleswig-Holstein an der Ostsee entlang bis nach Usedom. Vergesst Berlin-Neukölln und seine Clans: Die eigentlichen  Hot-Spots sind im hohen Norden. Julia Jentsch („Ostfrieslandkrimis“, 5 Folgen), Florian Lukas („Friesland“, 13 Folgen), Hinnerk Schönemann („Nord bei Nordwest“ 14 Folgen), Sven Martinek („Morden im Norden, 112 Folgen), Katharina Wackernagel („Stralsund“, 16 Folgen) und Katrin Sass („Usedom-Krimi“, 13 Folgen) ermitteln mit unermüdlicher Hartnäckigkeit in der norddeutschen Provinz.

Der allernördlichste unter den Nord-Krimis heißt durchaus folgerichtig „Nord Nord Mord“, bringt es mit 13 Folgen auf zehn Dienstjahre und ist auf der Insel Sylt angesiedelt. Der spektakuläre Sandstrand und die reetgedeckten Häuser bieten eine landschaftlich reizvolle Kulisse, während der ewige Westwind die Frisuren der Gesetzeshüter malerisch zerzaust. Die wohlhabenden Hamburger, die hier ihre Feriendomizile haben, bestimmen die kriminelle Attraktivität des Ortes.

Erst vor drei Jahren hat Peter Heinrich Brix als Hauptkommissar Carl Sievers die Revierleitung vom Kollegen Klüver (Robert Atzorn) übernommen. Der gebürtige Flensburger hat sich als echter Gewinn für die Serie erwiesen. Wunderbar widerwillig kommen die sparsamen Worte über die Lippen seines Fischkopf-Kommissars, der sich in seine Fälle tief hinein grübelt.

Fürs Reden sind da eher der gelernte Profiler Hinnerck Feldmann (Oliver Wnuk) und Kollegin Ina Behrendsen (Julia Brendler) zuständig, die nicht nur beruflich, sondern auch privat irgendwie ein Paar sind und sich über ihren Beziehungsstatus regelmäßig in die Wolle bekommen. Dass sie nach zehn Jahren vielleicht doch noch heiraten sollten, steht als Idee im Raum, nachdem die zurückgehende Flut ein Auto mit dem Leichnam eines ermordeten Hochzeitsfilmers freigegeben hat. Dessen Unternehmen sorgt für Traumhochzeiten vor Strand- und Dünenkulisse, die auf der schönen Insel Sylt einen eigenen Wirtschaftszweig darstellen.

Erste Ermittlungen ergeben, dass das Mordopfer und dessen Busenfreund Thilo (Nikolai Kinski) als Immobilienmakler, Privatdetektive, Barbesitzer und Hochzeitsplaner über windige Berufserfahrungen verfügen und möglicherweise in einen Erpressungsfall verwickelt waren. Derweil hat Inas ungeliebte Tante Marion (Hannelore Hoger) sich im Hochzeitshotel mit Meerblick eingemietet, wo sie sich zum wiederholten Male trauen lassen will. Die lebenslustige alte Dame ist ganz tüdelig vor Glück und glaubt in Robert (Christian Kohlund) den letztgültigen Seelenverwandten gefunden zu haben. Aber die polizeiliche Überprüfung des Bräutigams legt den Verdacht nahe, dass dieser nicht nur ein Heiratsschwindler, sondern möglicherweise auch in den Mordfall verwickelt ist.

Trotz einiger Plotkapriolen ist „Nord Nord Mord – Sievers und der schönste Tag“ für das geübte Publikum keine allzu große kriminalistische Herausforderung. Auch die Spannungskurve führt nur selten in den messbaren Bereich. Hannelore Hoger gibt die Liebesbeschwipste mit wunderbar tapsiger Nonchalance. Von der sonoren Stimme Christian Kohlunds lässt man sich auch als Zuschauer gerne einwickeln. Und wenn Peter Heinrich Brix die Ermittlerstirn kunstvoll in Falten legt, kann sogar Bruce Willis als Oberstirnrunzler einpacken.

Info „Nord Nord Mord – Sievers und der schönste Tag“ kann man in der ZDF-Mediathek sehen.

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