Berlinale George Clooney da - Anke Engelke empört sich

Von George Clooney geht eine elektrische Spannung aus, meint man, irgendetwas, das man nur spüren und nicht sehen kann, jedenfalls sind in Berlin alle völlig aus dem Häuschen.

George Clooney macht den Berlinale-Clown
10 Bilder

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Der Hollywoodstar ist heute zu Gast auf der Berlinale, er stellt seinen Film "The Monuments Men" vor, und zum Festival-Ritual gehört, dass auf die Filmvorführung eine Pressekonferenz folgt. Bei der waren die Journalisten in dem völlig überfüllten Saal so verrückt und unruhig, dass die Moderatorin gleich zum Beginn zur Ordnung rufen musste: "Don't fight!"

Clooney sieht aus, als sei er direkt vom Comer See gekommen. Er trägt einen hellen grauen Anzug, sein Hemd hat er bis zum Solarplexus geöffnet, in der Brusttasche hängt eine Sonnenbrille. Er sieht wirklich so aus wie auf den Fotos in den bunten Blättern: verflixt gut. Manche Journalistin kommentiert jedes Lächeln mit einem "Hmmm" oder "Aaah" - es ist viel Nervosität im Raum.

Clooney ist in großer Kumpelrunde angereist, sein Freund Matt Damon ist dabei, Bill Murray auch, außerdem John Goodman und Jean Dujardin. Sie alle treten neben Clooney in "The Monuments Men" auf, Clooneys neuer Regiearbeit. Der Film erzählt eine wahre und düstere Geschichte, sieht aber aus und hört sich an, als habe Clooney einfach "Oceans's Eleven" nach Nazi-Deutschland verlegt.

Eine Gruppe alliierter Kunstwissenschaftler macht sich kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs auf die Suche nach Kunstwerken, die Hitler geraubt hat. Sie wollen sie vor der Vernichtung retten.

Im Grunde ist das aber ein Film über Freundschaft, denn Clooney interessiert sich weniger für die Kunst als vielmehr für die Beziehungen innerhalb der Gruppe.

Dialog-Kostprobe: "Zittert deine Hand?" - "Nein ich bin trocken." - "Seit wann?" - "Neun Uhr heute Morgen." Das ist ein altmodischer und ziemlich heiterer Film.

In einer Polonaise ziehen die Schauspieler in den Saal, und die erste Frage an George Clooney passt zu diesem Auftritt: "Sie haben gestern im Lokal Grill Royal an der Spree lange gefeiert und viel getrunken. Wie schaffen sie es, jetzt dennoch so gut auszusehen?" Clooneys Antwort: "Ich bin immer noch betrunken."

Clooney schäkert und witzelt, selbst bei unsäglichen Wortmeldungen bleibt er gelassen. Eine Journalistin erklärt umständlich und ausschweifend, sie habe einen Dokumentarfilm zum selben Thema gemacht, Kunstraub, und zwar schon vor Jahren. Darauf Clooney: "Vielleicht können wir ihn uns heute Abend zusammen ansehen."

Natürlich gibt es die üblichen Fragen, was Clooney denn denke über die Situation wahlweise in der Ukraine, in Darfur und Athen. Der Schauspieler guckt dann pflichtschuldig betroffen, aber eigentlich hat er keine Lust, über Politik zu sprechen, das merkt man, ihm ist mehr nach Leichtigkeit, stilvoller Albernheit.

Einmal meldet sich Anke Engelke. Sie hat ein Zitat aus "Peter und der Wolf" in der Filmmusik entdeckt und fragt mit gespielter Empörung, warum man das einfach geklaut habe. Clooney schaut irritiert, aber nur kurz, dann pfeift er gemeinsam mit Bill Murray die Filmmusik. Alle jubeln.

Engelke sagt noch, dass Matt Damon sich gut gehalten habe für sein Alter, dann wird kurz vor Schluss eine mexikanische Journalistin aufgerufen. "Oh, mein Gott. Ich bin dran", ruft sie. Als sie sich gefasst hat, fragt sie, ob Clooney denn wisse, dass er ein Sexsymbol für Frauen in der ganzen Welt sei. Ja, dass er etwas für die mentale Hygiene der Frauen tue?

Clooney mag darauf nicht antworten, er zuckt mit den Schultern, deshalb ergreift Bill Murray das Wort. Er fragt zurück: "Sind sie sicher, dass die Frage an ihn gerichtet war?"

(RP)
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