Am 2. Februar wird in Punxsutawney gefeiert Die frohe Botschaft des Murmeltiers

Punxsutawney · Am Tag von Mariä Lichtmeß wird in den USA ein Volksfest gefeiert, das ein Kinofilm zum Mythos machte: „Und täglich grüßt das Murmeltier“. Am 2. Februar ist es wieder soweit.

 Zum Tag des Murmeltiers sagt Phil in Punxsutawney das Wetter vorher.

Zum Tag des Murmeltiers sagt Phil in Punxsutawney das Wetter vorher.

Foto: dpa/Barry Reeger

Natürlich wäre das toll: einen Tag immer und immer wieder erleben zu können und somit praktisch unsterblich zu sein. Was könnte man da alles anstellen? Vielleicht aber wird es auf Dauer ja auch langweilig. Oder irgendwie unverbindlich. Möglicherweise dann auch unerträglich? Schließlich: die Hölle?

Wobei wir in genau dieser Dramaturgie bei Phil angelangt wären. Der stellt sich nicht nur diese Fragen, er erlebt diese Gefühlslagen sogar. Jeden Tag. Es ist immer der 2. Februar. Es ist Murmeltiertag.

Das ist zugleich ein altes Volksfest in den USA, vor allem in diesem Nest Punxsutawney, das mit dem Kinofilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“ erst berühmt, dann Kult wurde. Vor fast 30 Jahren wurde der Film gedreht, aber das ist ziemlich unerheblich, jedenfalls für mich, weil ich seit Jahren immer am 2. Februar vor dem Fernseher sitze und Bill Murray in der Rolle des berufszynischen Reporters Phil anschaue. Im Film gibt es noch einen zweiten Phil, das ist das Murmeltier und wird vom Murmeltier selbst zum Verwechseln echt gespielt.

Worum es geht, kurz und knapp für Nicht-Eingeweihte: Der Reporter Phil, der in seinem Sender das Wetter lässig moderiert, muss jedes Jahr ins besagte Punxsutawney reisen, um dort vom Murmeltiertag zu berichten. Das macht er dann auch irgendwie. Doch als er am vermeintlich nächsten Tag in seiner kleinen Frühstückspension des Ortes aufwacht, ist es wieder der 2. Februar. An seinem nächsten Tag ebenfalls, am übernächsten Tag auch. Immer und immer wieder muss also Phil das Fest, das Murmeltier Phil, die feiernden Menschen, seinen Kameramann Larry, Produktionsleiterin Rita (Andie MacDowell) und viele andere erleben, erleiden, lieben lernen – wie auch immer. Da kann Phil (der Reporter) tun und lassen, was er will. Sogar diverse Selbstmorde retten ihn nicht.

Phil ist eben nicht Herr über Leben und Sterben, und das zeigt eine Episode am Rande: Das ist der Tod des alten Obdachlosen an diesem 2. Februar, den Phil Tag für Tag zu retten versucht. Vergeblich, denn er ist kein Herrscher der Zeit, aber auch kein Beherrschter. Ihm wird bloß stärker als allen anderen vor Augen geführt, welches Glück und welche Chance darin ruhen, Zeit zu gestalten. Sinnvoll. Seine Zeitschleife ist nur dann ein Fluch, wenn die Tage immer nur als Kopien der vorherigen begriffen werden. Zeit wird erst zum Gut, wenn sie zu etwas Gutem gemacht wird.

Filme über Zeitschleifen gibt es einige. Aber kaum einen, der uns so nett und eindringlich vom Segen der Zeiterfahrung und vom Horror der Unvergänglichkeit erzählt. Vielleicht auch deshalb, weil das Murmeltierfest keine durchgeknallte Ami-Folklore ist, sondern ein Export deutscher Einwanderer aus dem 19. Jahrhundert. Diese hatten in ihrer Heimat zur volkstümlichen Wettervorhersage an Mariä Lichtmeß sich eines Dachses bedient, griffen in neuer Heimat dann zum Murmeltier, das dort wohl leichter „verfügbar“ war. Die Funktion blieb die gleiche: Ob Dachs oder Murmeltier, beide dienten gewissermaßen als Wetterfrösche, die darüber zu orakeln hatten, ob endlich der Frühling kommt oder ob weitere sechs Wochen der Winter herrschen wird. 

Draußen regnet es mal wieder. Der Himmel ist grau. Die Stimmung so lala. Das dürfte am Abend des 2. Februar besser werden mit Phil und Phil im Fernsehen. Und der alles entscheidenden Frage, ob es weitere sechs Wochen regnen wird.

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