Oscar-Film mit Düsseldorfer Schauspieler Mit 20 Kilo Gepäck durch den Schützengraben

Düsseldorf/Berlin · Der Düsseldorfer Schauspieler Moritz Klaus spielte im Erfolgsfilm „Im Westen nichts Neues“ mit. Und erfuhr hautnah, wie es ist, als junger Mann im Schützengraben zu stehen.

 Der Düsseldorfer Schauspieler Moritz Klaus (links) in der prämierten Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“.

Der Düsseldorfer Schauspieler Moritz Klaus (links) in der prämierten Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“.

Foto: Reiner Bajo / Netflix

Seine Oscar-Preisverleihung fand ihn Berlin statt. Zusammen mit den anderen Schauspielern, die nicht nach Los Angeles fahren konnten – aber dennoch ihren Anteil hatten am riesigen Erfolg des Filmes: an den vier Oscars für die Neuverfilmung von „Im Westen nichts Neues“. Es sind ereignisreiche Tage für den Düsseldorfer Moritz Klaus, der den jungen Soldaten Frantz Müller spielt und der damit gleich am Anfang seiner Schauspielerkarriere in einer Oscar-Produktion mitwirken konnte.

Natürlich macht so etwas stolz. Für Klaus aber, der in Leipzig an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ studierte und ab der kommenden Spielzeit zum Ensemble des Düsseldorfer Schauspielhauses gehören wird, war es auch eine gute, intensive Erfahrung mit Kollegen. Obwohl er selbst „nur“ 25 Drehtage hatte, blieb er während des gesamten dreimonatigen Drehzeitraums in Prag. „Wir konnten wegen der Quarantäne-Regelung vor zwei Jahren einfach nicht zurück nach Deutschland, dort hätte man nämlich nach einer Einreise aus Tschechien zehn Tage in Quarantäne gemusst.“ Der gute Nebeneffekt dieser langen Zeit: „Uns hat das alle sehr zusammengeschweißt. Wir kamen nicht weg und waren somit aufeinander angewiesen. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht und abends oft noch über das Erlebte gesprochen“, sagt der 24-Jährige unserer Redaktion.

Und das schien auch wichtig zu sein bei einem Film, der junge Menschen in die Kriegsbegeisterung treibt, in die Schützengräben, in den Horror des Tötens. Es habe bestimmte Situationen mit fast 400 Komparsen gegeben, die alle in der gleichen Uniform steckten und mit ihnen herumliefen. „Und da gab es Momente, in denen man einfach nicht mehr wusste, wo gerade überhaupt die Kamera steht.“

Moritz Klaus war nicht bei der Bundeswehr und hätte das auch nie gewollt. So hatte er das erste Mal eine Uniform an. Gewöhnungsbedürftig war das, sagt er. Zumal auch nichts „getrickst“ worden sei. „Die Uniformen waren alle aus Originalmaterialien geschneidert, also sehr schwere Stoffe. Und mit der sonstigen Ausrüstung schleppte man vor allem im Regen locker 20 Kilo mit sich herum. Das macht etwas mit dem Körper und hilft dann auch beim Spielen.“

Wer Moritz Klaus in der Rolle des jungen Gymnasiasten Frantz Müller sieht, der 1917 begierig die Phrasen des Schuldirektors über Kaiser, Ruhm und Vaterland aufsaugt, der seinen Einberufungsbefehl wie ein Diplom freudig zeigt, die letzten 20 Kilometer zur Westfront des Ersten Weltkriegs marschiert und bald im Schützengraben krepiert, versteht, welche Hürden ein Schauspieler nehmen muss. Man müsse „eine Art Übersetzung“ finden, damit es überzeugend klingt und ausschaut. Aber das sei ja immer Teil des Berufs. „Natürlich kann man sich bestimmte Kriegssituationen nach so einem Dreh besser vorstellen. Wenn man da im Schützengraben steht, der wirklich echt aussieht, wird Vieles plötzlich greifbarer“, so Klaus. Aber er ist realistisch genug, um zu wissen, wie anmaßend es sei zu behaupten, dieser Krieg sei für ihn dadurch irgendwie nachvollziehbar geworden. „Wir haben einen Film gemacht und lagen abends im warmen Bett. Kriegsähnliche Erfahrungen habe ich also nicht gemacht.“

Was für ihn bleibt, ist die ungebrochene Aktualität des Films. Das sei zwar „bitter und traurig“. Auf der anderen Seite bleibe die Botschaft von Film und Buch vollkommen erhalten, nämlich als Antikriegsfilm und Antikriegsroman. „Er zeigt keine Heldengeschichte. Die Botschaft ist es wert, sie nach außen zu tragen.“

Am Donnerstag ist Moritz Klaus wieder im Düsseldorf Schauspielhaus zu sehen. In „Franziska“ von Frank Wedekind aus dem Jahr 1913.

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