Schauspieler veröffentlicht zweite Autobiografie Heiner Lauterbach feiert zweites Leben

Köln · Der Schauspieler erzählt in seiner Autobiografie, wie er sein Leben umgekrempelt hat. Heute spielen seine Kinder und seine Frau bei ihm die Hauptrolle, seine wilde Zeit ist vorbei. Beim Treffen ist Lauterbach entsprechend entspannt.

November 2012: Heiner Lauterbach eröffnet "Walk of Fame" in Düsseldorf
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Heiner Lauterbach ist gut gelaunt. Ihm ist nur etwas flau im Magen, weil er mit dem Taxi im Stau gestanden hat und der Fahrer alle paar Meter abrupt bremste, um die verlorene Zeit per Blitzstart wieder aufzuholen. Der Schauspieler sieht aber trotz dieser kleinen Unpässlichkeit blendend aus.

Er ist leicht gebräunt und trägt legere Kleidung — Jeans, T-Shirt, Freizeitjacke. Es ist früher Nachmittag, und natürlich ist Lauterbach nüchtern. Ein Faktum, das normalerweise nicht weiter erwähnenswert wäre. Normalerweise — bei Lauterbach war das vor einigen Jahren noch ganz und gar nicht selbstverständlich.

Damals war der Griff zur Flasche Heiner Lauterbachs erste Antwort auf die Fragen des Tages. Aber das war in einem anderen Leben, endete ungefähr vor zwölf Jahren. Zu der Zeit, als er seine heutige Frau Viktoria kennenlernte. Plötzlich verloren Alkohol, Zigaretten, Drogen und ständig wechselnde Affären ihren Reiz. Die 19 Jahre jüngere Viktoria und die beiden Kinder Maya und Vito sind nun seine Muntermacher.

"Man lebt nur zweimal" heißt sein Buch

Welche Etappen Heiner Lauterbach bei der Umkehr vom kaum zähmbaren Partygänger zum braven Familienvater bewältigt hat, erzählt er in seiner Autobiografie "Man lebt nur zweimal". Der Kölner wird am 10. April erst 60 Jahre alt, aber das gerade auf der Leipziger Buchmesse vorgestellte Buch ist schon seine zweite Autobiografie. Für jedes Leben eine. Die erste erschien vor sechs Jahren und hieß "Nichts ausgelassen".

Die aktuelle wird Voyeuristen enttäuschen. Lauterbach lüftet nur selten den Vorhang auf die wilde Zeit. Bereut hat er sie nicht. Das macht den Autor nicht nur sympathisch. Es macht ihn auch glaubwürdig. Sätze wie: "Was war ich für ein furchtbarer Mensch. Ich bereue das alles zutiefst. Ich wollte das eigentlich auch nicht" nähme man ihm auch schwerlich ab.

Ein Radikaler ist er nicht geworden. "Ich sage nicht: Ich rühre nie wieder Alkohol oder eine Zigarre an. Ich sage nur. Heute will ich nicht." Was er will, ist anderen Menschen mit seinen Bekenntnissen und seinem radikalen Lebenswandel Mut machen. "Ich habe viele Zuschriften von Leuten bekommen, die wissen möchten, wie man so einen konsequenten Schnitt schafft. Wenn sich nur einer nach der Lektüre entscheidet, sein Leben umzukrempeln, dann hätte sich die Mühe für mich schon gelohnt."

Vor zehn Jahren ernsthafte Herzprobleme

"Man lebt nur zweimal" ist ein gut zu lesendes Buch über einen Mann, der glücklich ist, das Ruder herumgerissen zu haben. Der Titel erinnert an den James-Bond-Film "You Only Live Twice" aus dem Jahr 1967. Darin fingiert James Bond, gespielt von Sean Connery, seinen eigenen Tod. Auch Heiner Lauterbach stand dem Tod bereits sehr nah.

Vor rund zehn Jahren hatte er ernsthafte Probleme mit dem Herzen. Er musste mit Vorhofflimmern ins Krankenhaus. "Die Ärzte haben mich gewarnt. Sie hätten mir nicht mehr lange gegeben, wenn ich so weitergemacht hätte." Aber der Schauspieler hat sein Leben radikal umgekrempelt. Wenn es Heiner Lauterbach heute krachenlassen will, reicht es ihm, mit Söhnchen Vito auf dessen kleine Blechtrommel zu schlagen.

Die Autobiografie erinnert trotzdem an einen Gemischtwarenladen, in dem der Verkäufer nur Dinge anbietet, die ihm selbst gefallen. Lauterbach plaudert ein wenig über Kindererziehung, über die Liebe, seinen Beruf und über Freunde. Da belässt er es allerdings dabei, mit den Schauspielern Til Schweiger und Uwe Ochsenknecht sowie Sänger Howard Carpendale ein paar Namen zu nennen. Intime Enthüllungen oder aufschlussreiche Einblicke in die abgeschottete Welt der deutschen Filmstars gibt es nicht. "Ich rede nicht über die Angelegenheiten Dritter."

Dann schon eher über Sport. Der 59-Jährige spielt Golf, fährt Ski und joggt. Heiner Lauterbachist Fan des 1. FC Köln. "Ich habe in der Jugend sogar mal beim FC im Mittelfeld gespielt." Noch näher ist ihm ein kleiner Kölner Verein, bei dem er Ehrenmitglied ist: Viktoria Köln. Die Namensgleichheit mit seiner Ehefrau ist Zufall. Die nennt er ohnehin lieber "Schnuffi".

Heiner Lauterbach: "Man lebt nur zweimal", Lübbe Verlag, 19,99 Euro

(RP/das)
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