Künftige US-Vizepräsidentin Harris spricht von Zeitenwende für Amerika

Washington · Die amerikanischen Wähler haben nach Ansicht der gewählten US-Vizepräsidentin Kamala Harris eine Wende in den Vereinigten Staaten eingeleitet. Sie zollte den Frauen Respekt, auf deren Schultern sie stehe.

 Kamala Harris bei ihrer Siegesrede in Wilmington.

Kamala Harris bei ihrer Siegesrede in Wilmington.

Foto: dpa/Andrew Harnik

„Als unsere Demokratie selbst auf dem Wahlzettel stand, die Seele Amerikas auf dem Spiel stand und die Welt zuschaute, habt ihr einen neuen Tag für Amerika eingeläutet“, sagte Harris am Samstagabend (Ortszeit) bei ihrer Siegesrede in Wilmington im US-Bundesstaat Delaware. Die Amerikaner hätten sich mit ihrer Wahl für Joe Biden für Hoffnung, Einheit, Wissenschaft und Wahrheit entschieden, sagte Harris. Der gewählte Präsident sei ein „Heiler“, jemand, der Amerika einen könne.

Der Demokrat Biden war am Samstag von Medien – wie in den USA üblich – zum Gewinner im Rennen um das Weiße Haus gegen Amtsinhaber Donald Trump ausgerufen worden. Die Vereidigung ist für den 20. Januar geplant. Die aktuellsten Nachrichten zur US-Wahl lesen Sie in unserem Liveblog.

Die 56-jährige Harris würde die erste Frau und schwarze Amerikanerin im Vizepräsidentenamt. Harris sagte dazu: „Auch wenn ich die erste Frau in diesem Amt sein mag, werde ich nicht die letzte sein. Denn jedes kleine Mädchen, das heute Nacht zuschaut, sieht, dass dies ein Land der Möglichkeiten ist.“

Harris zollte den Frauen Respekt, auf deren Schultern sie stehe. „Heute Abend denke ich über ihren Kampf, ihre Entschlossenheit und die Stärke ihrer Vision nach“, sagte sie über die Frauen, die für ihre Rechte gekämpft haben.

Es war ihre erste Rede nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses am Samstag. Harris trug einen weißen Anzug, in Anlehnung an die Suffragetten-Bewegung in den USA, als Frauen für ihr Wahlrecht demonstrierten. Sie nannte es ein Zeugnis des Charakters des designierten Präsidenten, den „Mut“ zu haben, „eine der bedeutendsten Barrieren, die in unserem Land existieren, zu durchbrechen“ und eine Frau als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft auszuwählen.

Die 56-jährige Senatorin aus Kalifornien, die auch die erste Person mit südasiatischem Hintergrund in dem Amt wird, repräsentiert den Multikulturalismus in den USA, jedoch nicht die Machtzentren in Washington. Als schwarze Frau konnte sie im vergangenen Jahr, das auch von Protesten gegen Polizeigewalt gegen Schwarze und strukturellen Rassismus geprägt war, aus persönlicher Sicht sprechen. Ihre Wahl in das höchste Amt in den USA, in das jemals eine Frau gewählt wurde, gibt Frauen Hoffnung, die von Hillary Clintons Niederlage, der demokratischen Kandidatin 2016, erschüttert waren.

Sie erinnerte am Samstagabend an die schwarzen Frauen, die „zu oft übersehen werden, aber so oft beweisen, dass sie das Rückgrat unserer Demokratie sind“. Harris wurde 1964 geboren, ihre Eltern waren in der Bürgerrechtsbewegung aktiv. Shyamala Gopalan aus Indien und Donald Harris aus Jamaika hatten sich an der Universität von Kalifornien getroffen. Sie ließen sich scheiden, als Kamala Harris und ihre Schwester noch klein waren und die Mädchen wurden von der Mutter aufgezogen.

Bei ihrer Rede erinnerte Harris ebenfalls an ihre Mutter, die ihr wichtigster Einfluss gewesen sei. „Als sie im Alter von 19 aus Indien hierher kam, hat sie sich vielleicht nicht ganz diesen Moment ausgemalt. Aber sie glaubte mit Überzeugung an ein Amerika, wo ein Moment wie dieser möglich ist“, sagte Harris.

(hebu/dpa/ap)
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