Freitag stehen im Stammwerk die Bänder still Wolfsburg: Streik stoppt erstmals seit 1984 VW-Produktion

Wolfsburg (rpo). Erstmals seit fast 20 Jahren legt ein Streik die Produktion im Stammsitz von Volkswagen in Wolfsburg lahm. Am Freitag stehen dort die Bänder für den Bau von Golf und Lupo still.

Weit mehr als 10.000 Beschäftigte müssen zu Hause bleiben, weil wegen des Streiks in den ostdeutschen Werken Chemnitz und Zwickau Teile für die Fertigung fehlen. Nach Angaben von VW beträgt der Produktionsausfall insgesamt 20.000 Fahrzeuge. Zuletzt trafen VW 1984 ebenfalls indirekt Folgen des Streiks für die 35-Stunden-Woche.

Zunächst will das Unternehmen nach Angaben von Sprecher Peter Schlelein auf Kurzarbeit verzichten und stattdessen die Optionen der Arbeitszeitkonten nutzen. Sollte sich der Produktionsausfall jedoch bis Dienstag hinziehen, werde Kurzarbeit beantragt. Die Kosten des Streiks konnte VW noch nicht beziffern.

Echte Streiks in Wolfsburg selbst hat es laut IG Metall nie gegeben. In den 70er Jahren war in der Nacht vor einem beschlossenen Streik wegen Streitigkeiten um den Haustarifvertrag in letzter Minute eine Einigung erzielt worden. 1984 war Volkswagen schwer von der so genannten Fernwirkung getroffen worden, als die IG Metall im Kampf um die 35-Stunden-Woche in Deutschland gezielt Zulieferer bestreikte. Damals wie heute fehlten deshalb Teile für die Produktion.

Von den rund 54.000 Beschäftigten im Wolfsburger VW-Werk konnten im Juni 1984 rund 28.000 Menschen nicht arbeiten. 160.000 Fahrzeuge wurden zunächst nicht gefertigt. Der damalige VW-Vorstandsvorsitzende Carl H. Hahn gab die Umsatzausfälle mit 2,8 Milliarden DM (heute etwa 1,5 Milliarden Euro) an. Ein Teil der Produktion wurde aber später aufgeholt.

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