Zwickel und Kannegiesser auf Kompromisssuche Offene Kritik an IG-Metall-Vize Peters

Frankfurt/Main (rpo). IG-Metall-Vize Jürgen Peters gerät wegen des Metaller-Streiks in Ostdeutschland weiter unter Druck. Jetzt wirft ihm der Gesamtbetriebsrats-Vorsitzende der Opel AG, Klaus Franz, "schwere handwerkliche Fehler" vor. Außerdem zweifelt er, dass Peters der richtige Kandidat für den Posten des IG-Metall-Vorsitzenden ist.

Indessen waren Zwickel und Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegießer am Donnerstag um eine Bereinigung der verfahrenen Situation bemüht.

Franz sagte der Tageszeitung "Die Welt", die Streiks für die 35-Stunden-Woche im Osten "waren niemals von einer breiten Bewegung in der Arbeitnehmerschaft getragen". Er verlangte ein sofortiges Ende des Arbeitskampfes, "damit schnell eine vernünftige Verhandlungslösung erreicht werden kann". Franz kritisierte auch die Organisation der Streiks. Hier seien "schwere handwerkliche Fehler begangen" worden. Es habe keine umfassende Strategie für die Auseinandersetzung und kein adäquates Risikomanagement gegeben.

Der Gesamtbetriebsratschef von Opel übte in diesem Zusammenhand massive Kritik an Peters als maßgeblichem Organisator der Streiks. "Man muss von jemandem, der Vorsitzender der IG Metall werden will, erwarten können, dass er Strategien entwickeln und Konfliktmanagement betreiben kann, um Schaden von der IG Metall zu wenden", sagte Franz und stellte die für den Herbst geplante Wahl des IG-Metall-Vize zum Vorsitzenden in Frage: "Die Diskussion darüber, ob Jürgen Peters der richtige Nachfolger für Klaus Zwickel ist, wird es jetzt wahrscheinlich geben."

Vor dem an einem unbekannten Ort stattfindenden Spitzengespräch zwischen Kannegiesser und Zwickel wiesen die Arbeitgeber die Gewerkschaftsforderung nach einem verbindlichen Stufenplan zur Arbeitszeitverkürzung erneut zurück. Da die Positionen zwischen Arbeitgebern und IG Metall weit auseinander lägen, "müssen wir uns etwas völlig Neues einfallen lassen", sagte Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Hans Werner Busch der "Rheinpfalz".

Auch die IG Metall ließ Kompromissbereitschaft erkennen. "Es gibt viele Stellschrauben, an denen wir noch drehen können", sagte Verhandlungsführer Hasso Düvel, im ZDF-Morgenmagazin. Die IG Metall wolle den Weg zur Angleichung der Arbeitszeiten zwischen Ost und West erreichen. Dabei sei es aber vorstellbar, je nach Lage der Betriebe mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten vorzugehen: "Wir wollen hier eine Flexibilisierung."

Nach dem Sondierungstreffen von Zwickel und Kannegiesser sollen die eigentlichen Gespräche über die Beilegung des Konflikts am (morgigen) Freitag in Berlin beginnen. Beide Seiten rechneten mit schwierigen Beratungen und haben sich darauf eingerichtet, das ganze Wochenende zu verhandeln.

Streik bei der ZF Getriebe GmbH in Brandenburg ausgesetzt

Auch für Donnerstag hatte die IG Metall rund 7.700 Gewerkschaftsmitglieder in Ostdeutschland zum Arbeitskampf aufgerufen. Als Zeichen des guten Willen setzte die Gewerkschaft jedoch den Streik beim wichtigen Autozulieferer ZF Getriebe GmbH in Brandenburg an der Havel aus. Etwa 500 Mitarbeiter der Früh- und Normalschicht begannen am Vormittag wieder mit der Fertigung von Getrieben.

Nach mehr als anderthalb Wochen Arbeitskampf bei dem Unternehmen hatte BMW zu Beginn der Woche wegen fehlender Teile seine Produktion in zwei bayerischen Werken einstellen müssen. Auch das Volkswagenwerk in Wolfsburg muss aus diesem Grund am Freitag die Autoproduktion einschränken.

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