Spürbare Leitzinssenkung US-Notenbank sagt Flaute den Kampf an

Washington (rpo). Mit einem Zinsniveau wie zuletzt in den 50er Jahren hat die US-Notenbank der Konjunkturflaute und dem Deflationsrisiko deutlich den Kampf angesagt.

Entgegen den Erwartungen senkte die Fed die Leitzinsen am Mittwoch jedoch nicht um 50, sondern nur um 25 Basispunkte auf jetzt 1,0 Prozent. So niedrig war der Zinssatz in den USA seit 1958 nicht mehr.

Nur einer der zwölf Notenbankgouverneure im Offenmarktausschuss der Fed hatte sich für einen Schnitt um 50 Basispunkte ausgesprochen. Er war von seinen Kollegen überstimmt worden. Auch viele Analysten hatten mit einem drastischeren Zinsschnitt gerechnet. Entsprechend reagierte die Börse: Der Dow-Jones-Index verlor seine Gewinne vom Vormittag nach der Zinsentscheidung und schloss um rund 98 Zähler oder gut ein Prozent niedriger als am Dienstag. Auch der S&P-500- Index und der NASDAQ-Index gaben leicht nach.

Der Euro blieb am späten Abend unter seinem Tageshoch von 1,1614 Dollar. Zwar habe die Zinssenkung die Renditendifferenz zwischen Vermögenswerten in den USA und anderen Ländern vergrößert. Doch sei die Kluft nicht so groß, dass sie den Dollar belaste, hieß es in Frankfurt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte die Leitzinsen Anfang Juni um 0,50 Punkte auf 2,0 Prozent gesenkt.

Die Notenbank begründete ihren Schritt mit weiterhin fehlenden Anzeichen für einen anhaltenden Aufschwung. Im 1. Quartal hatte die US-Wirtschaft mit 1,9 Prozent Jahresrate zugelegt. Die Produktivität steige zwar weiter, die Ausgaben zögen an und der Arbeitsmarkt stabilisiere sich, teilte die Fed mit. "Nichtsdestotrotz sind Anzeichen für anhaltendes Wachstum aber noch nicht in Sicht", hieß es. "Der Ausschuss kam zu dem Schluss, dass eine etwas expansivere Geldmarktpolitik die genesende Wirtschaft weiter unterstützen würde." Es war die 13. US-Zinssenkung seit Januar 2001.

Neben der Ankurbelung der Wirtschaft betrachtet die US-Notenbank auch die Preisentwicklung seit Monaten mit Sorge. Zwar stiegen die Preise in den vergangenen zwölf Monaten um zwei Prozent, doch hat die Fed mögliche Deflationsrisiken im Auge. Ein weiterer Rückgang der Inflation sei "unwillkommen", teilte die Fed mit. Mit der neuen Zinssenkung dürften Unternehmerkredite noch günstiger, Hypotheken billiger und Schuldzinsen auf Kreditkartenkonten reduziert werden. Die Fed hofft, damit einen kräftigen Ausgabenschub auszulösen. Die Notenbank tagt das nächste Mal im August.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort