Ost-Metallindustrie ringt um Einigung IG-Metall-Vize kritisiert interne Kritiker

Frankfurt/Main (rpo). Ein Spitzengespräch zwischen IG Metall und Arbeitgebern am Donnerstag soll den Durchbruch im Metaller-Tarifstreit in Ostdeutschland bringen. Unterdessen ist der Vize der Gewerkschaft, Jürgen Peters, mit Kritikern aus der eigenen Organisation hart ins Gericht gegangen.

IG-Metall-Chef Klaus Zwickel und Gesamtmetall-Präsident Martin Kannegiesser wollen nach Gewerkschaftsangaben am Donnerstag an einem geheimen Ort zu einem Sondierungsgespräch zusammenkommen. Einen Tag vor dem Spitzengespräch mit Kannegiesser äußerte sich Zwickel zuversichtlich, dass man sich einigen werde. Im Zweifel sei die IG Metall bereit, auch am Wochenende weiter zu verhandeln. Gewerkschaftssprecher Claus Eilrich erläuterte, es handele sich am Donnerstag insofern nicht um ein klassisches Spitzentreffen, als an dessen Ende ein Vorergebnis noch nicht feststehen werde. Allerdings wollten Zwickel und Kannegiesser ein "Verhandlungsgerüst" erarbeiten, um die eigentlichen Tarifgespräche möglichst effektiv vorzubereiten.

Vom Streik, an dem sich nach Angaben des IG-Metall-Bezirks Berlin-Brandenburg knapp 8.400 der insgesamt 8.500 aufgerufenen Gewerkschaftsmitglieder beteiligten, waren am Mittwoch zehn Betriebe in Berlin, Brandenburg und Sachsen betroffen. Als Zeichen guten Willens will die IG Metall den Ausstand beim Getriebehersteller ZF in Brandenburg an der Havel am Donnerstag aussetzen, um die Auswirkungen auf die Autoindustrie im Westen abzumildern.

Peters: Öffentliche Meinung einseitig

Zwickels designierter Nachfolger als IG-Metall-Chef, Jürgen Peters, unterstrich ebenfalls den Einigungswillen der Gewerkschaft, drohte aber für den Fall eines Scheiterns der Verhandlungen erneut mit einer Ausweitung der Kampfmaßnahmen auf Westdeutschland. Zugleich zeigte sich Peters "beunruhigt und verblüfft", dass sich die öffentliche Meinung in der Auseinandersetzung so einseitig auf die Seite der Arbeitgeber geschlagen habe.

In diesem Zusammenhang legte sich Peters in ungewöhnlich scharfer Form mit den Streikgegnern in den eigenen Reihen an. In einem Interview der "Leipziger Volkszeitung" (Donnerstagausgabe) hielt er ihnen indirekt gewerkschaftsschädigendes Verhalten vor. "Entschieden" werde er sich "gegen diese Disziplinlosigkeit" zur Wehr setzen. "Jedenfalls eine Stützung der Gewerkschaft ist das mit Sicherheit nicht", fügte Peters hinzu.

Der IG-Metall-Vize reagierte damit auf Berichte unter anderen der "Wirtschaftswoche", Betriebsräte der Autohersteller hätten am vergangenen Montag "massivste Kritik an der Strategie" der Gewerkschaftsführung geübt. Peters sei als "tarifpolitischer Geisterfahrer" beschimpft worden. Zugleich wird in dem Blatt spekuliert, Peters' Wahl zum IG-Metall-Chef im Herbst könnte gefährdet sein.

Arbeitgeber lehnen Stufenplan ab

Die Arbeitgeber lehnten unterdessen den von der IG Metall geforderten Stufenplan für Arbeitszeitverkürzungen erneut strikt ab. Ihr Verhandlungsführer Roland Fischer bewertete es zwar als positiv, dass die Tarifgespräche weitergingen, doch werde es keine Einigung um jeden Preis geben. Auch er zeigte sich bereit, notfalls bis Sonntag zu verhandeln.

Während der Autobauer BMW hofft, seine Produktion auf Grund der Streikaussetzung bei der ZF Getriebe GmbH am Montag wieder aufnehmen zu können, muss Volkswagen in Wolfsburg am Freitag die Produktion von Autos einstellen. Grund sind die Arbeitsausfälle in den bestreikten VW-Fabriken in den neuen Ländern.

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