Führungswechsel bei Infineon Ziebart geht nach Streit mit Aufsichtsrat

München (RPO). Nach dreieinhalb Jahren ist für Wolfgang Ziebart Schluss. Der Vorstandsvorsitzende des Chipkonzerns Infineon tritt zurück. Grund ist ein wochenlanger Streit umd die Zukunft des Unternehmens. Sein Nachfolger Peter Bauer ist ein klassisches "Eigengewächs".

 Der neue Infineon-Chef Peter Bauer kündigt einen radikalen Konzernumbau an.

Der neue Infineon-Chef Peter Bauer kündigt einen radikalen Konzernumbau an.

Foto: Infineon, AP

Nach einem wochenlangen Streit über die künftige Strategie des angeschlagenen Chipkonzerns Infineon hat der Vorstandsvorsitzende Wolfgang Ziebart seinen Rücktritt angekündigt. Der Aufsichtsrat ernannte auf seiner Sitzung am Montag das für die Automotive-Sparte zuständige Vorstandsmitglied Peter Bauer zum neuen Vorstandssprecher, wie der DAX-Konzern nach Börsenschluss in München mitteilte. Der Wechsel erfolge zum 1. Juni. Gleichzeitig kündigte das Unternehmen ein Programm zur Ergebnissteigerung an.

Grund für den Rücktritt seien "unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige strategische Ausrichtung des Unternehmens", teilte Infineon weiter mit. In Medienberichten war zuvor bereits über eine vorzeitige Trennung von Ziebart spekuliert worden. Sein Vertrag lief ursprünglich bis Ende August 2009. Der 58-Jährige hatte das Amt des Vorstandsvorsitzenden bei Infineon im September 2004 übernommen. Zuletzt hieß es, dass Ziebart nur noch seine Rückzugsmodalitäten verhandele.

Immer wieder hatte der Aufsichtsrat ihm Führungsschwäche vorgeworfen. Ziebart lag in wesentlichen Strategiefragen mit dem Aufsichtsratschef Max Dietrich Kley über Kreuz. Auf der zurückliegenden Hauptversammlung Mitte Februar hatte Kley Ziebart in ungewöhnlicher Form vor den Aktionären für Versäumnisse und für die Ertragskrise verantwortlich gemacht. Wie Infineon weiter mitteilte, sprach der Aufsichtsrat seinem Vorsitzenden Kley nun einstimmig das Vertrauen aus.

Nachdem sich Kley damit nun offenbar gegen Ziebart durchgesetzt hat, halten Branchenkenner eine Fusion zwischen Infineon und einem anderen Chipkonzern für möglich. So wurde bereits über ein Zusammengehen mit der früheren Halbleitersparte von Philips spekuliert, die vom Finanzinvestor KKR kontrolliert wird und unter dem Namen NXP firmiert.

Der Nachfolger Peter Bauer

Ziebarts Nachfolger Peter Bauer ist ein klassisches Eigengewächs. Nach seinem Elektrotechnik-Studium an der Technischen Universität München ging er als Entwicklungsingenieur direkt zur Halbleitersparte von Siemens, aus der später Infineon abgespalten wurde.

Der gebürtige Münchner stieg zunächst im Marketing auf und leitete ab 1993 verschiedene Teile der Halbleitersparte. So übernahm er 1996 die Leitung des Geschäftsgebietes Microcomputer IC. Der gebürtige Münchener ist seit 1999 Mitglied im Infineon-Vorstand und verantwortet dort unter anderem den Geschäftsbereich Automobil- und Industrieelektronik. Der 47-Jährige ist verheiratet und Vater zweier Kinder.

Infineon macht seit Jahren Verluste. Vor allem die zum Verkauf stehende Speicherchiptochter Qimonda belastet. Die Aktie ist das mit Abstand günstigste Papier im DAX. Anleger können nun möglicherweise auf das am Montag ebenfalls angekündigte Sanierungsprogramm "IFX 10-Plus" hoffen. Dabei soll vor allem die Effizienz erhöht werden. Einzelheiten nannte das Unternehmen allerdings noch nicht. Diese würden erst in den nächsten Wochen erarbeitet.

(afp)
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