Weniger Stromleitungen bei Energiewende Netzagentur dampft Leitungspläne ein

Berlin · Die Bundesregierung plant für die Energiewende mit weniger Stromleitungen als zunächst ins Auge gefasst. Von vier großen Nord-Süd-Trassen blieben im überarbeiteten Netzentwicklungsplan (NEP) drei übrig, teilten Bundesnetzagentur und Wirtschaftsministerium am Montag mit.

Eiltempo: Merkels Fahrplan zur Energiewende
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Foto: dapd

Auch einige andere Leitungen wurden zurückgestellt, so dass jetzt mit gut 2800 Kilometer Neubau rund 1000 Kilometer weniger als zunächst geplant werden. Von gut 70 Projekten blieben rund 50 als vordringlich übrig, die noch dieses Jahr in einen Bundesbedarfsplan mit Gesetzeskraft münden sollen.

Erst dann wird der genaue Leitungsverlauf bekannt. Die Netzbetreiber hatten ursprünglich von rund 20 Milliarden Euro Investitionen gesprochen, die über die Netzumlage von allen Verbrauchern bezahlt werden. Diese Summe dürfte sich jetzt auch reduzieren.

Wirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) sprach von einem Meilenstein für den Umbau der Energieversorgung. Der Plan werde jährlich überprüft, die zunächst zurückgestellten Leitungen könnten so auch später noch in Angriff genommen werden. Bereits jetzt seien die Bürger von der Netzagentur in die Planungen einbezogen worden, um Transparenz zu schaffen. In den nächsten Tagen soll zudem eine Akzeptanz-Kampagne mit Kinospots starten.

Rössler: Planungszeitraum auf maximal fünf Jahre beschränken

Der Bundesverband der Energiewirtschaft (BDEW) nannte den Netzbau essenziell für die Energiewende. "Wir appellieren daher an die politisch Verantwortlichen in Bund und Ländern, bei dem weiteren Verfahren unnötige Verzögerungen zu vermeiden", erklärte der Verband. Auch Rösler betonte, die Planungsverfahren sollten von derzeit zehn Jahren auf vier bis maximal fünf Jahre gekürzt werden.

Der Verband Kommunaler Unternehmen warnte davor, beim Ausbau die kleineren Verteilnetze nicht zu vergessen. Es würden auch hier Investitionen benötigt, sage VKU-Hauptgeschäftsführer Hans-Joachim Reck. Der Netzentwicklungsplan basiert auf Szenarien für den Strombedarf in den nächsten zehn Jahren. Mit einer engeren Kooperation zwischen Ländern und Bund sollen zudem die Raumordnungsverfahren gestrafft werden. Darauf müssen sich beide allerdings noch im Detail verständigen.

Geplant sind an neuen Hochspannungsleitungen von Nord nach Süd nun eine ganz im Westen von der Nordseeküste über das Ruhrgebiet ins Rhein-Main-Gebiet, eine aus dem Raum Hamburg bis östlich von Stuttgart sowie eine Trasse von Thüringen nach Bayern. Vorerst gestrichen wurde ein Verbindung aus dem Raum Osnabrück/Bielefeld in den Großraum Frankfurt. Die neuen Leitungen sind vor allem nötig, um Windenergie aus Norddeutschland und von hoher See in die Industriegebiete des Südens und Westens zu transportieren.

(REU)
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