Führungswechsel BDI macht Ulrich Grillo heute zum Chef

Duisburg · Der Duisburger Ulrich Grillo soll Nachfolger von Hans-Peter Keitel an der Spitze des Bundesverbandes der Deutschen Industrie werden. Er ist kein Konzernmann wie einige Vorgänger.

Das ist Ulrich Grillo
4 Bilder

Das ist Ulrich Grillo

4 Bilder

Mit dem Chef der Duisburger Grillo-Werke soll zum Jahreswechsel wieder ein aktiver Mittelständler an die Spitze des wichtigsten deutschen Wirtschaftsverbandes rücken: Die Mitgliederversammlung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) will Ulrich Grillo heute zum Nachfolger des amtierenden BDI-Präsidenten Hans-Peter Keitel wählen, dessen Amtszeit am 31. Dezember endet. Das BDI-Präsidium hatte Grillo bereits im Juni vorgeschlagen.

Anders als Keitel, der wegen seines weichen Kurses in der Euro-Debatte viel Kritik aus Kreisen der Wirtschaft einstecken musste, gilt Grillo als Mann der deutlichen Worte. In Mülheim an der Ruhr, wo die Familie lebt, wird der 53-jährige als selbstbewusst und bodenständig beschrieben.

Offensichtlich hat ihn seine Unabhängigkeit als Familienunternehmer und Firmeninhaber geprägt: Die Vorläuferunternehmen der Grillo-Werke wurden vor 170 Jahren gegründet. Der Betrieb, der mit einem Jahresumsatz von 600 Millionen Euro inzwischen zu den weltgrößten Zinkverarbeitern zählt, war stets komplett in Familienhand.

BDI braucht wieder ein Gesicht

Damit scheint Grillo genau das Format zu haben, das der BDI jetzt braucht. Denn der Verband hatte schon bessere Zeiten. Zwar sind im BDI immer noch über 100.000 deutsche Unternehmen mit gut acht Millionen Beschäftigten organisiert. Allerdings hat der Verband im Vergleich zu früheren Jahrzehnten, als er noch von Persönlichkeiten wie dem späteren RAF-Opfer Hanns Martin Schleyer (früher bei Daimler) oder dem IBM-Manager Hans-Olaf Henkel geführt wurde, an Einfluss verloren.

Der Grund dafür ist die komplexer und internationaler gewordene deutsche Industrie-Landschaft, in der zunehmend widersprüchliche Interessen konkurrieren. Beispiel Energiewende: Netzausrüster wie Siemens oder die Hersteller von Windkraftanlagen profitieren vom Ausstieg aus der Atomkraft. Die großen Energieverbraucher und die Betreiber der Atomkraftwerke lehnen die Energiewende aber teilweise ab. Grillos Vorgänger reagierten auf das Dilemma zuletzt oft mit weichgespülten Stellungnahmen und Allgemeinplätzen, die in der öffentlichen Debatte wenig Gehör fanden.

Grillo hat zwei Töchter im Alter von 14 und 18 Jahren. Nach einer Banklehre bei der Deutschen Bank in Duisburg und dem Studium der Betriebswirtschaft in Münster stieg er bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Arthur Anderson ein, wurde Berater bei A. T. Kearney und arbeitete danach für die Düsseldorfer Rheinmetall-Gruppe. Seit 2001 sitzt er im Vorstand der Grillo-Werke, den er seit 2004 führt. Daran soll sich durch das neue Amt beim BDI auch nichts ändern.

(RP/sap/jre)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort