Bei Bahn und Lufthansa drohen Streiks Ungelöste Tarifkonflikte — Keine Entwarnung für Reisende

Berlin/Frankfurt · Nervenzehrende Tage für Reisende: Die ungelösten Tarifkonflikte bei Bahn und Lufthansa machen die Reiseplanung zum Ende der Sommerferien weiterhin kompliziert.

Diese Rechte haben Reisende bei einem Flugbegleiter-Streik
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Foto: dapd, Mario Vedder

Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mobilisierte ihre Mitglieder am Mittwoch bei einem Aktionstag in Fulda. "Wir sind dazu gezwungen zu streiken, wenn wir keine anderen Angebote von der Arbeitgeberseite bekommen", sagte dort der Vorsitzende Claus Weselsky. Auch bei der Lufthansa sind Piloten-Streiks noch nicht vom Tisch. Zwar kehren Vertreter des Unternehmens und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit am Donnerstag wieder an den Verhandlungstisch zurück. Die Flugkapitäne halten an ihren Planungen für einen Ausstand aber fest. Wann und wo es zu einem Streik kommen könnte, war zunächst weiterhin offen.

Auch die Lokführer sind im Ernstfall zum Streik bereit. "Wann es losgehen kann, entscheidet schlussendlich unsere Geduld und die Frage, ob die Bahn sich bewegt", sagte Weselsky. Die Bahn müsse ihre "Verweigerungshaltung" aufgeben. Die GDL fordert in der laufenden Tarifrunde fünf Prozent mehr Lohn und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber rief die GDL zu einer Rückkehr an den Verhandlungstisch auf. "Ich setze darauf, dass alle Seiten kühlen Kopf bewahren", sagte Weber der "Rheinischen Post" (Mittwoch). Die Lage sei verzwickt, aber eine Einigung am Verhandlungstisch möglich.

In der Tarifrunde geht es nicht nur ums Geld für die Beschäftigten. Thema ist auch die Form der Zusammenarbeit der GDL mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG). So will die Lokführergewerkschaft auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit der mitgliederstärkeren EVG Konkurrenz machen.

Im Konflikt mit ihren Piloten möchte sich die Lufthansa mit der Pilotengewerkschaft am Donnerstag wieder an den Verhandlungstisch setzen und einen Fahrplan für die Gespräche vereinbaren. "Wir hoffen auf eine Einigung über den weiteren Prozess zum Verhandlungsverlauf", sagte eine Unternehmenssprecherin am Mittwoch. Über Ort und Zeit wurde von beiden Seiten Stillschweigen vereinbart.

Die Gewerkschaft erwartet, "dass das Lufthansa-Management seine Forderungen korrigiert und endlich auf einen ernsthaften und ehrlichen Lösungskurs einschwenkt". Das Gespräch am Donnerstag müsse die Tarifkommission überzeugen, dass man von der Streikplanung abweiche, sagte ein VC-Sprecher.

Der Tarifstreit bei Europas größter Airline dreht sich momentan um die Übergangsrente für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo.

Die Knackpunkte im Überblick:

LUFTHANSA: Im Tarifstreit bei Europas größter Airline gibt es viele Baustellen. Der Hauptstreit dreht sich momentan um die Übergangsrente für die 5400 Piloten bei Lufthansa, Germanwings und Lufthansa Cargo.
Derzeit gehen die Lufthansa-Kapitäne im Schnitt mit knapp 59 Jahren in den vom Unternehmen bezahlten Vorruhestand. Lufthansa will das Durchschnitts-Eintrittsalter wegen der hohen Kosten und der auf 65 Jahre hochgesetzten Altersgrenze für Verkehrspiloten schrittweise auf 61 Jahre anheben.

DEUTSCHE BAHN: Die Tarifrunde ist kompliziert. Zum einen geht es um Einkommenserhöhungen für Bahn-Beschäftigte, zum anderen um die Form der Zusammenarbeit der beiden Gewerkschaften GDL und EVG. So will die Lokführergewerkschaft GDL auch für andere Bahn-Beschäftigte verhandeln und damit in die Domäne der mitgliederstärkeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) vordringen. Die EVG ihrerseits will, dass die etwa 5000 bei ihr organisierten Lokführer wieder unter die Tarifregelungen der EVG fallen.

(dpa)
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