Wie lange geht ein Pilotenstreik?
Die Länge des Streiks ist nicht vorhersagbar. Zunächst entscheidet die Urabstimmung über einen unbefristeten Streik, die schärfste Waffe einer Gewerkschaft. Hier würden die Piloten den Streik solange anhalten, bis ihnen eine bessere Verhandlungsgrundlage geboten würde. Die Gewerkschaft Cockpit entscheidet in der Regel, welche Gruppen und in welchen Regionen die Arbeit niedergelegt werden soll.
Streik-Ende: Der Streik wird ebenfalls mittels der Urabstimmung beendet: Das heißt, mind. 75 Prozent der Mitglieder müssen mit dem dann vorgelegten Angebot zufrieden sein.
Was ist der Grund für den Pilotenstreik, was will die Gewerkschaft?
Grund für die Streikvorbereitungen der Vereinigung Cockpit sind die nach sechs Verhandlungsrunden festgefahrenen Verhandlungen über einen neuen Gehaltstarifvertrag. Die Gewerkschaft fordert 5,5 Prozent mehr Gehalt für das Jahr 2022 und einen automatischen Inflationsausgleich.
Das fordern die Piloten: Den Piloten geht es neben den Gehaltsverhandlungen um die allgemeine Konzernstrategie der Lufthansa. Die Piloten drängen auf eine einheitliche Tarifstruktur, für alle beteiligten. Laut Vereinigung Cockpit darf eine bestimmte Flotte von Flugzeugen ausschließlich von Kapitänen und Ersten Offizieren geflogen werden, die dem Konzerntarifvertrag unterliegen. Die Konzernspitze trenne damit die Belegschaft von oben herab, statt eine einheitliche Organisation zu schaffen.
Wann haben in Deutschland die Piloten gestreikt?
- 2014: Mit einem dreitägigen Streik im April 2014 legten die Piloten die Lufthansa praktisch lahm. Einer der schärfsten Ausstände der Konzerngeschichte führt zu rund 3800 Flugausfällen, betroffen waren 425.000 Fluggäste. Im September bestreikten die Piloten der Lufthansa von Frankfurt und München aus - Knapp 350 Flüge und 40.000 Passagiere waren insgesamt betroffen.
- 2015: Nachdem Cockpit die Schlichtverhandlungen im Sommer für gescheitert erklärt hat, wurde im September von Piloten der Kurz- und Mittelstrecken gestreikt. Von 1520 geplanten Flügen sind 1000 ausgefallen.
- 2016: Die Piloten bestreikten die Kurz- und Langstrecke. Laut Lufthansa waren an sechs Streiktagen mehr als 525.000 Passagiere von insgesamt 4461 Flugausfällen betroffen.
Wann erhält der Reisende für den ausgefallenen Flug aufgrund eines Pilotenstreiks eine Entschädigung?
Grundsätzlich gilt nach der europäischen Flugastrechteverordnung bei großer Verspätung oder Annullierung des Fluges das Recht auf Entschädigungen des Reisenden von bis zu 600 Euro. Die Ausnahme besteht dann, wenn die Airline keine Schuld an der Verspätung oder Annullierung trifft. Hier ist die Rede von „außergewöhnliche Umständen“ gemäß Art. 5 Abs. 3 FluggastrechteVO.
Bezogen auf den Streik können außergewöhnliche Umstände bei einem „den Betrieb eines ausführenden Luftfahrtunternehmens beeinträchtigenden Streik“ vorliegen. Die Frage, ob Verbraucher bei Flugausfällen wegen Streiks eine Ausgleichszahlung erhalten. Hier wird vom Gericht im Einzelfall entschieden, denn es hängt davon ab, wer gestreikt hat: Piloten oder Bordpersonal, Fluglotsen, Sicherheitspersonal oder Gepäckarbeiter am Flughafen.
Das sagt der Europäische Gerichtshof: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat entschieden, dass nicht jeder Streik die Fluggesellschaft automatisch von der Ausgleichspflicht befreit. Ein von einer Gewerkschaft von Beschäftigten einer Airline organisierter Streik, ist kein außergewöhnlicher Umstand, urteilte der EuGH zu einem Pilotenstreik bei der skandinavischen Fluggesellschaft SAS im März 2021.
Was passiert bei einem Flugausfall wegen Pilotenstreik?
Bei einem Pilotenstreik sind die Passagiere immer die Leidtragenden. Trifft der Streik die Lufthansa, können die Passagiere allerdings auf die vielfältige Unterstützung durch das mittlerweile sehr erfahrene Streikmanagement der Airline hoffen. Für innerdeutsche Verbindungen können die Tickets problemlos auf die Bahn umgebucht werden - online, am Schalter oder am Automaten.
Falls passende Verbindungen vorhanden sind, bucht Lufthansa ihre Gäste auch auf andere Flugzeuge um - am liebsten auf die aus dem eigenen Konzern, dann auf welche aus dem Airline-Bündnis Star Alliance und schließlich auch auf Maschinen der Konkurrenz.
Wer ist im Falle eines Streiks mein Ansprechpartner?
Erster Ansprechpartner für Flugreisende im Streikfall ist immer die Fluggesellschaft, bei Pauschalreisen der Reiseveranstalter. Auch der jeweilige Flughafen bietet auf seiner Internetseite ausführliche Informationen über die aktuellen Abflug- und Ankunftszeiten. Bei Informationen aus dem Internet ist es sinnvoll, sich diese auszudrucken, um später einen Beleg zu haben.
Kann ich kostenfrei stornieren?
Einen streikbedingt gestrichenen Flug kann der Kunde stornieren, er bekommt dann sein Geld zurück. Wer trotzdem fliegen will, hat Anspruch auf einen späteren Flug. Das kann aber dauern, bis der Streik vorbei ist - und auch länger, da ein Rückstau entstehen kann.