Metro-Chef: Verträge sind unterschrieben Der große Unmut der Real-Belegschaft

Düsseldorf · Bei den Mitarbeitern geht die Existenzangst um. Und manche Metro-Aktionäre sind wütend auf das Management.

 Real-Mitarbeiter demonstrieren vor der Hauptversammlung der Metro in der Düsseldorfer Messe.

Real-Mitarbeiter demonstrieren vor der Hauptversammlung der Metro in der Düsseldorfer Messe.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Vom lautstark geäußerten Unmut der Real-Belegschaft im Vorfeld der Metro-Hauptversammlung hat Metro-Chef Olaf Koch am Freitag vermutlich nur wenig mitbekommen. „Gegen Lohndumping bei Real“ ist da noch eine der moderateren Aussagen der Beschäftigten. „Ich bin kein Restposten“ oder „Man behandelt uns wie Ware“ geben die Gefühlslage der Belegschaft stärker wieder. Solche Aussagen spiegeln die Angst, je nach künftigem Arbeitgeber komplett aus der Tarifbindung zu fliegen.

An dem Verkauf der Warenhauskette gibt es jetzt nur noch verschwindend geringe Zweifel. Metro-Vorstand und -Aufsichtsrat hätten zugestimmt, verkündet Koch den Aktionären (die den Wertverlust ebenfalls mit Ärger quittieren); was nach der notariellen Beurkundung der Kaufverträge noch fehle, sei die Zustimmung des Aufsichtsrates beim Real-Käufer SCP.

Zum Verkauf, das beteuert Koch, habe es trotz aller Anstrengungen keine Alternative gegeben. „Real verliert pro Jahr 250 Millionen Euro Cash“, sagt der Manager. Und verspricht den Mitarbeitern, die zu einem neuen Arbeitgeber wechseln, dass ihre Arbeitsverträge unangetastet blieben, und dass allen, die ihren Job verlören, Abfindungen gezahlt würden.

Den Ärger mancher Aktionäre mindert das nicht. 12,63 Euro ist die Metro-Aktie wert, 3,37 Euro weniger, als der neue Großaktionär EP Global Commerce im vergangenen Jahr für die Übernahme der Metro zahlen wollte. Das liegt wohl auch an dem quälend langen Verkaufsprozess bei Real, den Aktionärsschützerin Jella Benner-Heinacher als „Zitterpartie“ bezeichnet. Ein bisschen schwingt da die Sorge mit, der Deal könnte in allerletzter Sekunde doch noch platzen.

Auch dafür, dass das Management noch Abschläge auf die ohnehin bescheidenen Zielvorstellungen in Sachen Nettomittelzufluss hinnehmen musste, stehen Koch und Co. in der Kritik. Und: Die Perspektiven, die der Vorstandschef für das künftig einzige Geschäftsfeld Wholesale zeichnet, sind einigen auch zu wenig. „Der Ausblick ist ernüchternd, das sieht nicht nach Vollgas aus“, so Benner-Heinacher.

Immerhin hat die Aktie am Freitag 1,5 Prozent an Wert gewonnen. Das dürfte auch Marco Arcelli mit Genugtuung registriert haben. Er ist seit Freitag auch gewählter Vertreter des größten Einzelaktionärs EP Global Commerce und wacht damit über die Interessen des tschechischen Investors Daniel Kretinsky. Dem war schon ein Mittelzufluss von 500 Millionen Euro aus dem Real-Deal zu wenig; was er darüber denkt, dass es nun noch einmal 200 Millionen Euro weniger werden, kann man sich denken. Die EP Global Commerce hält knapp 30 Prozent der Anteile und hat noch eine Option auf 2,7 Prozent, die noch bei Haniel liegen.

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