Streit um den Handelskonzern Metro-Vorstand hält Kretinsky-Angebot für zu niedrig

Düsseldorf · Der tschechische Milliardär hat ein Angebot für die Komplettübernahme des Handelskonzerns vorgelegt. Er sieht die Aktionäre Haniel und Ceconomy auf seiner Seite, aber der Vorstand sieht das Unternehmen unterbewertet.

Das Ganze klingt ein bisschen so, als seien womöglich die ersten Vorboten einer feindlichen Übernahme am Werk. Daniel Kretinsky, der neue tschechische Großaktionär der Metro, und sein slowakischer Partner Patrik Tkac haben über die Holding EP Global Commerce ein Angebot für die Komplettübernahme des deutschen Handelskonzerns abgegeben und damit die Metro-Führung auf den Plan gerufen. Für die beinhaltet die Offerte keinen Preis, der den wahren Wert des Unternehmens zeigt. „Der Vorstand ist fest davon überzeugt, dass das Angebot von 16 Euro je Stammaktie und 13,80 Euro je Vorzugsaktie das Unternehmen erheblich unterbewertet und dessen Wertschöpfungsplan nicht reflektiert“, teilte die Metro am Sonntag mit. Auf deutsch: Kretinsky möge doch noch eine Schüppe drauflegen. „Wir raten unseren Aktionären, bis zur Veröffentlichung der begründeten Stellungnahme von Vorstand und Aufsichtsrat zum Übernahmeangebot keine Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte die Metro.

Kretinsky hatte sein Angebot am späten Freitagabend vorgelegt. Gegenüber seinem Einstieg (im August 2018 hatte er 7,3 Prozent der Metro-Aktie von der Duisburger Familienholding Haniel gekauft) sei der Preis ein Plus von 34,5 Prozent, rechnet Kretinsky vor. Und er hat gleich Beruhigungspillen an die Metro-Beschäftigten verteilt: „Es gibt keine Pläne, Metro-Märkte in Deutschland zu schließen oder die Zentrale in Düsseldorf zu verlegen.“ Zudem beabsichtige EP Global Commerce nicht, „bestehende Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge in Deutschland zu kündigen“.

Noch herrscht also Friede zwischen allen Beteiligten. Aber zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit entsteht der Eindruck von Missstimmung, nachdem Kretinsky jüngst seine Unzufriedenheit mit dem Verkaufsprozess der Metro-Tochter Real geäußert hatte. Die bislang erzielte Verkaufsvereinbarung zwischen Metro und dem exklusiven Verhandlungspartner Redos spiegele weder den Marktwert der Real-Immobilien noch den Wert des operativen Geschäfts, hatte Kretinsky erklärt.

Ein Schuss auch gegen Vorstandschef Olaf Koch, der seit geraumer Zeit darum kämpft, die Metro wieder attraktiver für Investoren zu machen. Das hat er in den vergangenen zwölf Monaten mit zwischenzeitlichen Rückschlägen hinbekommen. Immerhin ist der Kurs seit Ende Juli 2018 um 60 Prozent gestiegen. Und Koch sieht weiteres Potenzial nach oben, falls man ihn weiter handeln lässt.

Kretinsky wirbt für seine Offerte unter anderem damit, dass er den Großaktionär Haniel auf seiner Seite habe und dazu eine Option auf einen Erwerb fast aller verbliebenen Anteile von Ceconomy. Würden diese Deals wie geplant laufen, kämen Kretinsky und Co. auf mehr als 30 Prozent der Metro-Anteile. Dann müssten sie dem Rest der Anteilseigner ein Angebot machen. Zu diesem Rest gehören die Meridian-Stiftung der Familie Schmidt-Ruthenbeck (14,19 Prozent), die Beisheim Holding (das sind die Erben des legendären Otto Beisheim) und knapp 47 Prozent der Aktien, die im Streubesitz sind. Die Clans der Schmidt-Ruthenbecks und Beisheims könnten zwar eine Übernahme der Metro durch EP Global Commerce am Ende nicht verhindern, aber zumindest mögliche Rückzugspläne von der Börse – sollten Kretinsky und Tkac solche Absichten in Düsseldorf verfolgen.

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