Diesel-Skandal Vergleich geplatzt – VW-Kunden sollen trotzdem Geld bekommen

Wolfsburg · Die Verhandlungen zwischen VW und dem Bundesverband der Verbraucherzentralen sind eigentlich gescheitert. Nun teilt der Autobauer aber mit: Die klagenden Dieselkunden im Musterverfahren sollen trotzdem eine Entschädigung bekommen.

 Das Verwaltungshochhaus des Volkswagen-Werks in Wolfsburg (Archiv).

Das Verwaltungshochhaus des Volkswagen-Werks in Wolfsburg (Archiv).

Foto: dpa/Sina Schuldt

Die bereits ausgehandelten 830 Millionen Euro sollen „auch ohne die Unterstützung des Verbraucherzentrale-Bundesverbands“ angeboten werden, teilte das Unternehmen nach einer außerordentlichen Vorstandssitzung am Freitag mit. Über den Schritt des Konzerns hatte zuvor auch das digitale Wirtschaftsmagazin „Business Insider“ berichtet.

Kurz zuvor hatte es geheißen, die Gespräche mit dem Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) seien gescheitert. VW störte sich daran, dass eine pauschale Forderung von 50 Millionen Euro Vergütung für die Anwälte des vzbv nicht näher begründet worden war. Das formale Scheitern der Vergleichsverhandlungen dürfe jedoch „nicht zu Lasten der Kundinnen und Kunden gehen“, betonte das Unternehmen nach weiteren Beratungen des Managements.

Dieselfahrer, die sich zur Braunschweiger Musterfeststellungsklage angemeldet hatten und die Bedingungen für die Teilnahme an dem Vergleich erfüllen, sollen das ausgehandelte Angebote daher dennoch bekommen. Die Summe pro Kopf könnte bei laut VW zuletzt 400.000 bis 470.000 Anmeldungen zu dem Sammelverfahren zwischen etwa 1800 bis 2100 Euro liegen.

Der vzbv hat die Vorwürfe von Volkswagen dagegen zurückgewiesen. Vielmehr habe der Autobauer die Verhandlungen scheitern lassen, erklärte der vzbv am Freitag in Berlin. VW sei nicht bereit gewesen, „ein transparentes, vertrauenswürdiges und für Verbraucher sicheres System der Abwicklung zu ermöglichen“.

Der Verband sei „irritiert“ über den Abbruch der Verhandlungen durch Volkswagen, erklärte der vzbv. Noch um 11.53 Uhr am Freitag sei ein Vergleichsangebot übersandt worden, das für die Abwicklung eine Kostenübernahme in Höhe von 50 Millionen Euro vorsah. „Eine Abwicklung durch unsere Anwälte war für den vzbv nicht zwingend.“

Der vzbv vertrat in dem Verfahren um die Musterfeststellungsklage zahlreiche Dieselfahrer, die Schadenersatz für ihre Fahrzeuge mit zu hohen Abgaswerten verlangen. Der Verband gab Volkswagen die Schuld für die gescheiterten Verhandlungen. Die Gespräche seien geplatzt, weil VW kein transparentes, vertrauenswürdiges und für die Verbraucher sicheres System der Abwicklung ermöglichen wollte, sagte vzbv-Chef Klaus Müller in Berlin.

Anfang Januar hatten VW und vzbv erklärt, über eine außergerichtliche Lösung in dem Musterprozess sprechen zu wollen. Beide Seiten nannten dabei das „gemeinsame Ziel einer pragmatischen Lösung im Sinne der Kunden“.

(hebu/dpa)
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