Dax-Konzerne Frauen haben in den Aufsichtsräten kaum Chancen

Köln · Während die wichtigsten deutschen Konzerne im dritten Quartal soviel wie nie verdient haben, bleiben die Aufsichtsräte der großen deutschen Dax-Konzerne eine Domäne der Männer.

Wie eine neue Studie des Centrums für Strategie und Höhere Führung in Köln zeigt, sind die Positionen der Kapitalvertreter in den Kontrollgremien dieser Unternehmen auch zum Ende dieses Jahres noch zu 80 Prozent mit Männern besetzt. Obwohl 2013 und 2014 fast die Hälfte aller Mandate neu besetzt worden seien, sei "ein Durchbruch für mehr Vielfalt in den Gremien nicht gelungen", erklärte der Gründer des Centrums, Klaus Schweinsberg, am Donnerstag.

Den höchsten Frauenanteil mit 33 Prozent erreichen derzeit Allianz, Beiersdorf, BASF, Infineon, Eon und Adidas. Schlusslichter seien Lanxess, Fresenius und die Deutsche Börse. Das Centrum für Strategie und Höhere Führung wurde 2009 gegründet und konzentriert seine Arbeit auf die Aus- und Weiterbildung von Gesellschaftern, Aufsichtsräten und Top-Managern.

Rekordgewinne

Die wichtigsten börsennotierten Unternehmen in Deutschland haben im dritten Quartal so viel verdient wie noch nie. Der operative Gewinn vor Steuern und Zinsen (Ebit) der Dax-Konzerne stieg zwischen Juli und September auf einen Rekordwert von 27,7 Milliarden Euro, wie die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft EY errechnet hat. Das sind 17 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Die Umsätze der 29 erfassten Unternehmen - Infineon hat noch keine Zahlen vorgelegt - kletterten um vier Prozent auf 308 Milliarden Euro.

Dabei profitierten die Firmen vor allem vom Asien-Geschäft und vom sinkenden Kurs des Euro. In den Quartalen davor hatten Umrechnungseffekte die Umsätze noch um einen hohen einstelligen Milliardenbetrag dezimiert. In Asien wuchsen die Umsätze der deutschen Großkonzerne im Quartal allein um elf Prozent, in den USA um acht Prozent. "Es sind nach wie vor die außereuropäischen Märkte, die maßgeblich zum Wachstum beitragen. Vor allem China wird - nicht nur für die Autoindustrie - immer wichtiger", sagte EY-Partner Thomas Harms.

Deutschland falle dagegen als Konjunkturlokomotive aus, weil die Spannungen mit Russland zur Zurückhaltung bei Investitionen führten. Für das vierte Quartal ist Harms daher skeptisch: Dann dürfte sich die abflauende Konjunktur bei den Umsätzen und Gewinnen niederschlagen. Nach Lufthansa, Adidas und Linde könnten in den kommenden Wochen weitere Firmen ihre Prognosen nach unten korrigieren, sagte der EY-Manager. Er erwarte aber nur eine kurze Flaute: "Ab dem kommenden Frühjahr dürfte die weltweite Nachfrage und damit auch die Konjunktur in Deutschland wieder anziehen - sofern es nicht zu einer weiteren Eskalation des Konflikts mit Russland kommt."

Umsatz-Spitzenreiter blieb im dritten Quartal der Autobauer Volkswagen mit 49 Milliarden Euro. Gemessen am Ebit verwies der Stuttgarter Rivale Daimler die Wolfsburger aber mit 3,7 Milliarden Euro auf Platz zwei. Auch der Arbeitsmarkt profitiert vom Aufwärtstrend bei den Dax-Konzernen: Sie beschäftigten trotz eines Stellenabbaus bei den Energieversorgern 3,72 Millionen Mitarbeiter, 2,5 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. In Forschung und Entwicklung steckten sie 9,6 Milliarden Euro, ein Plus von neun Prozent. Und die Kriegskassen bleiben gut gefüllt: Die 29 Unternehmen saßen am 30. September zusammen auf 83,5 Millionen Euro, fast so viel wie zwölf Monate vorher.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort