Burger King Team Wallraff kündigt neue Ekel-Enthüllungen an

Düsseldorf · Bevor Burger King dem Betreiber von 89 Filialen die Kündigung einreichte, lag dem Unternehmen offenbar ein Fragenkatalog der Investigativ-Reporter vom Team Wallraff vor. Reagierte die Fast-Food-Kette, weil sich ein weiterer Medien-GAU ankündigte?

Burger King: Bei diesen Filialen war Ergün Yildiz Franchisenehmer
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Foto: dpa, fg vbm lre

Am Mittwoch kündigte Burger King der Yi-Ko-Holding fristlos. Der Franchisenehmer hatte unter dem Logo der berühmten Fast-Food-Kette 89 Restaurants betrieben, aber angeblich immer wieder Absprachen verletzt und Standards nicht eingehalten.

Im Interview mit unserer Redaktion machte Deutschland-Chef Andreas Bork dem Franchisenehmer schwere Vorwürfe. Die Holding habe trotz intensiver Kontrollen durch Burger King bewusst Vereinbarungen zuwidergehandelt. "Wenn jemand die Dinge bewusst torpediert, kann man wenig ausrichten. Deshalb haben wir jetzt den Schlussstrich gezogen", so Bork.

Ekelhafte Zustände

Yi-Ko war mit den von ihr betriebenen Restaurants erstmals im Mai ins Kreuzfeuer geraten. Ein RTL-Bericht des "Team Wallraff" hatte mit einer Investigativ-Recherche ekelhafte Zustände dokumentiert. Abgelaufene Haltbarkeitsdaten wurden überklebt, Experten identifizierten Darmkeime, Küchen wurden ohne heißes Wasser betrieben. Burger King drohte ein Totalschaden. Das Unternehmen musste ernsthaft befürchten, dass die Marke wegen des skrupellosen Verhaltens des Betreibers Schaden erleiden würde. In einer offensiven Medien-Kampagne gelobte die Fast-Food-Kette Besserung, drängte Yi-Ko-Geschäftsführer Ergün Yildiz aus dem Amt und schickte Kontroll-Teams in die Restaurants.

Umso größer drohte nun die Katastrophe angesichts weiterer Yi-Ko-Verfehlungen zu werden. Der Franchisenehmer soll weiterhin das Arbeitsrecht mit Füßen getreten, Urlaubs- und Krankengeld verweigert, Schichten mit zu geringer Besetzung gefahren haben. Am Mittwoch zog Burger King die Reißleine. Wegen der daraus resultierenden Rufschädigung könne Yi-Ko kein Teil der Burger-King-Gemeinschaft bleiben.

Wallraff statt Schrowange

Ebenfalls am Mittwoch kündigte RTL eine Programmänderung an: Statt "Extra" mit Birgit Schrowange läuft am kommenden Montag eine weitere Ausgabe vom "Team Wallraff". Mit gutem Grund, wie es scheint, denn Thema der Sendung in üblicher Länge von 45 Minuten sollen erneut Missstände bei Burger King sein. Demnach hatten die Wallraff-Reporter die Geschäftsführung von Burger King mit neuen Rechercheergebnissen zu den Hygiene- und Arbeitsbedingungen konfrontiert.

So wie RTL es darstellt, kündigte Burger King seinem Restaurant-Betreiber aus der Not heraus, um dem Bericht zuvorzukommen. Team Wallraff habe dem Unternehmen eine Frist bis zum Donnerstag gesetzt, um einen Fragenkatalog zu beantworten. Kurz vor Ablauf habe Burger King sich zur fristlosen Kündigung entschlossen.

Am Donnerstag lief die Frist ab

"In der Wahrnehmung mag das vielleicht so aussehen", heißt es nun von Seiten des Unternehmens auf Anfrage. Richtig sei aber, dass Burger King an dem Thema seit einiger Zeit arbeite. Die Dinge hätten sich überschnitten. "Sie können sich vorstellen, dass so eine weitreichende Entscheidung, 89 Restaurants zu kündigen, nicht über Nacht getroffen wird", teilte ein Sprecher mit.

So werden die Ergebnisse der für Montag angekündigten Reportage vermutlich Restaurants treffen, die zu diesem Zeitpunkt schon geschlossen oder unter neuer Leitung sind. Anderes wäre dann wohl auch kaum noch vermittelbar. Vorab wurde bekannt, dass Wallraff abermals unhaltbare Zustände beobachtet hat. Zutaten fast doppelt so lange ungekühlt in der Küche wie erlaubt. Verzögerte Gehaltszahlungen oder ausbleibende Lohnfortzahlung bei Krankheit. Dumpingverträge außerhalb der geltenden Tarife und damit keine Nacht- Wochenend- und Feiertagszuschläge, sowie kein Urlaubs- und kein Weihnachtsgeld.

Was wird aus den 89 Filialen?

Was aus den 89 gekündigten Filialen wird, steht derzeit noch in den Sternen. Denkbar ist ein Verkauf durch Yi-Ko zurück an Burger King oder andere Betreiber, denkbar ist aber auch eine Schließung oder ein Verkauf eigener Yi-Ko-Burger. Auch hatte die Holding angekündigt, rechtlich gegen die Kündigung vorgehen zu wollen.

Burger King selbst will noch keine Details zum Stand des Verfahrens preisgeben. "Wir arbeiten intensiv daran, den Betrieb dieser Restaurants mit einer neuen Eigentümer- und Management-Struktur fortführen zu können", heißt es aus dem Unternehmen. Für weitere Auskünfte sei es derzeit noch zu früh.

Die Burger werden knapp

Fest steht allerdings, dass den Restaurants in Kürze die Burger ausgehen. Die Versorgung mit Ware reicht nach Einschätzung der Gewerkschaft NGG maximal noch ein paar Tage aus. Sollte bis dahin keine Einigung zwischen Burger King und dem betroffenen Betreiber Yi-Ko erreicht worden sein, drohe vielen Filialen die Schließung.

NGG-Gastronomieexperte Guido Zeitler appellierte an Burger King, eine geordnete Übergabe der Restaurants sicherzustellen. "Die 3000 betroffenen Mitarbeiter wissen nicht, ob sie morgen noch einen Arbeitsplatz haben", sagte er am Donnerstag.

Theoretisch könnten die Filialen zwar auch ohne das Burger-King-Logo weitermachen. Praktisch sei dies aber unter anderem wegen Logistik-Problemen, hoher laufender Kosten und mangelnder Akzeptanz ohne den bekannten Namen Burger King sehr schwierig.

(pst)
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