Birnbaum warnt vor nächstem Winter Eon-Chef: Private sparen zu wenig Gas

Die Industrie hat ihre Hausaufgaben gemacht, doch die privaten Haushalte sparen nur zehn Prozent, mahnt Eon-Chef Leonhard Birnbaum. „Das ist zu wenig.“ Für den nächsten Winter könne es keine Entwarnung geben. Er fordert mehr Tempo bei der Energiewende.

 Eon-Chef Leonhard Birnbaum ist besorgt.

Eon-Chef Leonhard Birnbaum ist besorgt.

Foto: dpa/Ina Fassbender

Der Chef des Energiekonzerns Eon, Leonhard Birnbaum, warnt vor Sorglosigkeit in der Energiekrise. Insbesondere würden die privaten Verbraucher zu wenig sparen. „Für den Winter 2023/24 können wir keine Entwarnung geben“, sagte Birnbaum am Dienstag vor Journalisten. Die Industrie habe in den vergangenen Monaten zwar rund 20 Prozent eingespart, was auch das Ziel der Politik ist. „Die privaten Haushalte haben bislang aber nur rund zehn Prozent eingespart. Das ist zu wenig“, so Birnbaum weiter. Er mahnte: „Wir können nicht darauf bauen, dass uns wieder einer warmer Winter helfen wird.“

Abgesehen von einer kurzen Zeit im Dezember und zu Jahresbeginn sind die Temperaturen milde. „Bei den Mengen müssten wir eigentlich viel mehr sparen“, so Birnbaum weiter. Er habe den Eindruck, dass sich viele Menschen in einem falschen Gefühl der Sicherheit wiegen würden. Die Einsparungen der Industrie gingen zum Teil auf eine höhere Energieeffizienz zurück, aber auch auf das Runterfahren der Produktion. „Das geht nicht lange gut, sondern gefährdet auf Dauer Arbeitsplätze und Wohlstand“, mahnte der Eon-Chef. Auch die Bundesnetzagentur sieht den nächsten Winter als das eigentliche Problem an.

Dem Essener Konzern selbst geht es gut, er kann sich vor Aufträgen etwa zum Anschluss von Solaranlagen und Windparks kaum retten. 80 Prozent des Eon-Geschäftes kommen aus den Stromnetzen. Auch darf der Atommeiler Isar 2 nun bis Mitte April laufen. Ansonsten hat der Essener Konzern keine Erzeugung mehr, sondern seine Kraftwerke vor Jahren in Uniper abgespalten.

Birnbaum betonte: „Eon ist kein Profiteur der hohen Preise. Wir müssen uns am Markt eindecken.“ Die Großhandelspreise seien zwar gesunken auf das Niveau von kurz vor dem Krieg, lägen aber immer noch fast vier Mal so hoch wie vor den Krisenjahren. „Niemand weiß, wie sich die Preise in den kommenden Monaten entwickeln. Noch immer sind die Preise auf einem Niveau, das wir noch vor einigen Jahren für undenkbar gehalten haben.“

Eon will bis 2026 europaweit 22 Milliarden Euro in den Ausbau der Netze stecken. Dafür brauche es aber passende Investitionsbedingungen, sagte Birnbaum und kritisierte die lange Genehmigungsdauer und die Bürokratie in Deutschland: „Was nützt das Ziel, in Deutschland ein Windrad in zehn Monaten zu genehmigen, wenn wir zehn Jahre für die Leitung benötigen, die den daraus erzeugten Strom weiterleitet?“ Versorgungssicherheit sei keine Selbstverständlichkeit, das zeige die Energiekrise, mahnte der Eon-Chef. Die planerische Kleinstaaterei müsse ein Ende haben.

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