Deutsche Bank kappt ihre Renditeziele

Deutschlands größtes Geldhaus wandelt sich: Josef Ackermanns 25-Prozent-Rendite-Forderung ist Vergangenheit. Stattdessen will die Bank sparen – ab 2015 jährlich 4,5 Milliarden Euro. 1900 Stellen sollen angeblich wegfallen. Soziale Verantwortung und eine neue Firmenkultur rücken nach vorn.

frankfurt/M. "Bad Bank" – das Wort ist in Deutschland in der Finanzkrise eine geläufige Vokabel geworden. Für die Risikopapiere der alten WestLB, für jene der Hypo Real Estate, für die der Commerzbank. Im Wortschatz der Deutschen Bank war dafür bisher kein Platz. Bis gestern – da verkündeten die Konzernchefs Anshu Jain und Jürgen Fitschen die Gründung der "Non-Core-Operations"-Einheit. Dahinter verbirgt sich alles, was künftig nicht mehr zum Kerngeschäft gehört. Das dürften auch Risikopapiere wie Staatsanleihen und Wackelkredite sein, auch wenn Finanzvorstand Stefan Krause betonte, dass die neue Einheit keine "Bad Bank" sei. Denn die Vermögenswerte in der neuen Einheit seien keine schlechten Aktiva. Das hat man bei der Gründung offizieller "Bad Banks" schon in ähnlicher Form gehört. Insgesamt geht es um ein Paket von 135 Milliarden Euro, das binnen sechs Monaten um ein Drittel schrumpfen soll.

Die konzerninterne "Bad Bank" (die offiziell niemand so nennt) war die überraschendste Nachricht in der Regierungserklärung der Doppelspitze Anshu Jain/Jürgen Fitschen. Die Bank will mit einem Aufwand von vier Milliarden Euro in den nächsten drei Jahren die Basis dafür legen, dass danach 4,5 Milliarden Euro jährlich gespart werden können; sie will dem Vernehmen nach etwa 1900 Stellen streichen (vor allem im Investmentbanking), und sie rückt vom Renditeziel ihres einstigen Vordenkers Josef Ackermann ab. "Zwölf Prozent nach Steuern" – so lautet die neue Maxime, die nach Jürgen Fitschens Angaben einer Vorsteuer-Rendite von etwa 20 Prozent entspricht.

Das ist immerhin ein Fünftel weniger als das, was Ackermann als Anreiz für Investoren vorschwebte. Natürlich sind die Aktionäre in der neuen Welt der Deutschen Bank deshalb noch lange nicht zur Nebensache geworden. Die Bank will durch die Einsparungen (rund 1,7 Milliarden Euro entfallen auf den IT-Bereich, die Verwaltung und den Einkauf) rentabler werden und damit auch den Börsenwert von derzeit knapp 30 Milliarden Euro steigern. Der ist im internationalen Vergleich nämlich zu klein.

Aber der Blick auf die Aktionäre ist nicht alles: "Einen Wandel ihrer Unternehmenskultur betrachtet die Bank als unerlässlich. Nach einer Phase der Reflexion und des Dialogs mit den unterschiedlichen Interessengruppen hat die Bank sich das Ziel gesetzt, Vorreiterin für den kulturellen Wandel in ihrer Branche zu werden", schreibt das Unternehmen auf seiner Homepage. In die Realität übersetzt, heißt das unter anderem: Die Boni für die Spitzenkräfte werden nicht nur verringert, sondern auch später ausgezahlt. Sie sollen künftig in einer Einmalsumme nach fünf Jahren fließen, statt gestaffelt über drei Jahre.

Das ist zum einen Image-Arbeit, weil damit die verbreitete öffentliche Wahrnehmung vom gierigen Banker korrigiert werden soll. Zum anderen ist die Verringerung der Sonderzahlungen eines unter mehreren Instrumenten, mit denen die Deutsche Bank ihre Kapitaldecke verstärken will. Das Ziel: Das sogenannte harte Kernkapital (also das Grundkapital plus die Rücklagen) soll bis Ende 2012 auf 7,2, bis Ende März des nächsten Jahres auf acht und bis Ende März 2015 auf zehn Prozent steigen. Das dürfte dann reichen – auch einschließlich eines Kapitalpuffers, den man den international agierenden Großbanken abverlangt werden soll. Dafür sollen auch Konzerngewinne einbehalten werden. Von einer Kapitalerhöhung ist bei der Deutschen Bank derzeit nicht die Rede, wenngleich in Analystenkreisen regelmäßig die Vermutung geäußert wird, die Bank wolle ihre Aktionäre um eine Finanzspritze bitten. Das könnte allerdings den Kurs verwässern und damit die Börse verstimmen.

Gestern hat der Aktienmarkt die Strategie "2015+" erst einmal positiv aufgenommen. Der Aktienkurs der Deutschen Bank stieg um etwa 3,7 Prozent und war damit der beste Wert im Dax.

(RP)
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