Verkauf zu „gemeinnützigen Preisen“ Biontech baut in Afrika Impfstoff-Produktion auf

Düsseldorf/Mainz · Als erstes Unternehmen der Welt brachte Biontech einen Impfstoff gegen Corona auf den Markt. Jetzt wollen die Mainzer die ersten Fabriken für Corona-Impfstoffe in Afrika aufbauen. Staatschefs kamen persönlich angereist, um das Projekt zu begrüßen.

 Biontech stellte die transportierbare Fabrik in Marburg vor.

Biontech stellte die transportierbare Fabrik in Marburg vor.

Foto: dpa/Boris Roessler

(rky) Deutschlands erfolgreichstes Pharmaunternehmen Biontech exportiert seine Produktionstechnik für mRNA-Impfstoffe nach Afrika. Im Werk in Marburg werden in zwölf Containern Werke vormontiert, die auf dem südlichen Kontinent Impfstoff gegen Corona und später gegen andere Krankheiten herstellen können. Biontech stellte das Projekt bei einer Pressekonferenz vor.  Dabei waren die Präsidenten von Ruanda, Ghana und Senegal und der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO).Die Impfstoffe sollen zu einem „gemeinnützigen Preis“ in Afrika verkauft werden, erklärt Biontech.

In diesem Jahr solle die erste Anlage in Afrika aufgebaut werden, sagte Biontech-Gründer Ugur Sahin. Ungefähr ein Jahr später soll die Produktion in einer absolut staubfreien- und keimfreien Umgebung starten. Anfangs sollen 50 Millionen Impfdosen pro Jahr produziert werden.

Mehr als ein Jahr nach der Zulassung der ersten Corona-Impfstoffe sind in den meisten Ländern Afrikas nur wenige Menschen geimpft. Laut  WHO sind auf dem Kontinent nur elf Prozent der Menschen gegen das Coronavirus immunisiert.

Der Präsident der Afrikanischen Union (AU) und Präsident des Senegals, Macky Sall, sprach bei dem Treffen in Marburg von einem „historischen Tag“, der das Ende der Ungerechtigkeit in der Impfstoffverteilung bedeute. Biontech will die Container zunächst im Senegal, in Ruanda und eventuell in Südafrika aufstellen, in enger Zusammenarbeit mit diesen Ländern. Biontech werde für die Auslieferung und den Aufbau der Module verantwortlich sein, während lokale Organisationen und Regierungen für die nötige Infrastruktur sorgen sollen.

Die Organisation Ärzte ohne Grenzen begrüßte, dass die  Fabriken aufgebaut werden. Es wäre aber besser, die Patente kostenlos freizugeben. Angeblich wären dann mehr als 100 Unternehmen in Entwicklungsländern fähig, mRNA-Impfstoffe herzustellen. Sahin betont dagegen, eine reine Freigabe von Patenten sei sinnlos, die Produktion sei sehr komplex. Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze (SPD), unterstützte seine Haltung: Es reiche nicht, „einfach nur eine Fabrik aufzustellen“. Es brauche gut ausgebildete Fachkräfte, die passende Infrastruktur von den Laboren bis zur IT und gut aufgestellte Regulierungsbehörden. „All das ist auch notwendig, um bei den Menschen das Vertrauen zu schaffen, dass sie einen Impfstoff von höchster Qualität bekommen.“

BioNTech wird die Produktionsstätten zunächst betreiben und personell besetzen, erklärt das Unternehmen. Dies solle  „die sichere und zügige Aufnahme der Produktion“ auf absolut hohem Sicherheitsniveau ermöglichen. Später will das Unternehmen den Transfer des Know-hows „an lokale Partner vorbereiten, um den unabhängigen Betrieb der Produktionsstätten zu ermöglichen.“ Impfstoffe, die in den Container-Fabriken hergestellt werden, seien „für den Inlandseinsatz sowie für den Export an andere Mitgliedsstaaten der Afrikanischen Union für einen gemeinnützigen Preis“ bestimmt ,erklärt Biontech.

(mit Agentur)

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