Alexander Zverev bei den French Open Warten auf den großen Titel

Paris · Nach dem Turnier-Sieg in Genf hofft Alexander Zverev nun auch auf einen Erfolg bei den French Open.

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Foto: AP/Jason DeCrow

Boris Becker hatte da etwas zu sagen. „Sascha Zverev musste sehr kämpfen, seine Form in dieser Saison zu finden. Gerade auf Sand, eigentlich sein stärkster Belag, hat er – um es einmal milde auszudrücken – unter aller Sau gespielt. Ich darf das sagen“, sagte Becker über die Leistung von Alexander Zverev in Genf. Harte Worte für den 22-jährigen Tennisprofi aus Hamburg, der in der Schweiz gerade erst den ersten Titel der Saison geholt hatte, obwohl er zuletzt nicht gerade vor Selbstvertrauen gestrotzte hatte. Aus seiner Formkrise hat Zverev sich in Genf aber nun schon einmal herausgespielt.

Immerhin.

Marrakesh, Monte Carlo, Barcelona, München, Madrid und schließlich auch Rom – nicht in einem Sandturnier der bisherigen Saison schaffte es Zverev über das Viertelfinale hinaus, in Barcelona und Rom reichte seine Leistung nicht einmal für die zweite Runde. Auch die Trennung von Freundin Olga und ein jurisitscher Streit mit seinem ehemaligen Manager Patricio Apey hatten stark an Zverevs Verrtauen an sich selbst genagt.

Nun folgte der lang ersehnte erste Turnier-Sieg der Saison. Mit 6:3, 3:6, 7:6 (10:8) gewann Zverev das Match gegen den Chilenen Nicolas Jarry – für Zverev quasi eine Revanche, hatte der Weltranglisten-75. dem deutschen Profi doch erst kürzlich das Erstrunden-Aus beim Turnier in Barcelona beschert. Entsprechend groß war Zverevs Erleichterung, als das letzte Match des Turniers nach sechseinhalb Stunden, inklusive zweier 90-minütiger Regenpausen, zu seinen Gunsten ausging und er die gläserne Trophäe in die Hand gedrückt bekam – bereits im Viertelfinale gegen Hugo Dellien aus Bolivien sowie im Halbfinale gegen den Argentinier Federico Delbonis hatte Zverev jeweils über zwei Stunden auf dem Platz gestanden. „Das fühlt sich gut an. Mit einem solchen Erfolg nach Paris, das ist sehr wichtig für mich“, sagte Zverev.

Ob dieses eine Erfolgserlebnis gegen einen Hinterbänkler nach einem zudem noch so verkorksten Saison-Start als Vorzeichen auf ein erfolgreiches Grand-Slam-Turnier in Paris gesehen werden kann, daran zweifelt vor allem Ex-Profi Becker. Zwar sei er zuversichtlich, dass Zverev weit kommen kann, doch Chancen auf den Titel rechnete Becker ihm nicht ein. „Jetzt ist die Frage, wie fit er ist“, sagte der dreifache Wimbledonsieger und Eurosport-Experte, „hoffentlich ist er körperlich nicht zu erschöpft. Aber er hat das Selbstvertrauen.“

Und an sein Selbstvertrauen scheint sich Alexander Zverev nun zu klammern. Kurz vor seinem ersten Match bei den French Open gegen den Australier John Millman (Dienstag, 11 Uhr) drehte sich seine Einstellung kurzerhand um 180 Grad: „Wenn ich anfange, gut zu spielen, mache ich mir keine Sorgen um Titel. Ich weiß, dass ich einer der besten Spieler der Welt sein kann, wenn ich meinen Rhythmus finde. Diese Woche hat mir dabei definitiv geholfen“, sagte der 22-Jährige. Von Selbstzweifel zu Titel-Ambitionen in 24 Stunden.

Beibt abzuwarten, ob der Hamburger Tennis-Profi und Sieger der ATP-Finals von 2018 beim Auftaktspiel in Paris das gleiche Maß an Geduld, Ausdauer und Selbstbewusstsein wie in Genf an den Tag legen kann. Dort hatte Zverev auch nach zwei 90-minütigen Unterbrechungen wegen Regen, zwei abgewehrten Matchbällen und unzähligen Diskussionen mit dem Schiedsrichter einen kühlen Kopf bewahren können.

Doch die Generalprobe in Genf ist eben auch nur eine Generalprobe gewesen und längst nicht auf dem Top-Niveau eines Nadals, Federers oder Djokovics anzusiedeln. Schon in seinem Auftaktspiel muss Zverev sich gegen den Weltranglisten-34. John Millman beweisen. Der Australier hatte bei den US-Open im vergangenen Jahr Roger Federer bezwungen und sich erst im Viertelfinale gegen den Weltranglisten-Ersten Novak Djokovi geschlagen gegeben.

 Warten im Regen: Alexander Zverev beim ATP-Turnier in Genf.  Foto: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa

Warten im Regen: Alexander Zverev beim ATP-Turnier in Genf. Foto: Salvatore Di Nolfi/KEYSTONE/dpa

Foto: dpa/Salvatore Di Nolfi

Mit seinem wiedererlangten Selbstbewusstsein sollte Alexander Zverev nun also die Ambitionen haben, weiter zu kommen als im vergangenen Jahr. Dort hatte er im Viertelfinale gegen den Österreicher Dominic Thiem verloren, der aktuell einen Weltranglisten-Platz besser ist als Zverev. Und wenn nicht: Zumindest kann Zverev diesmal hoffen, den Regenschirm zu Hause lassen zu können. In Paris soll es am Dienstagvormittag nur leicht regnen, für den Rest der Woche ist trockeneres Wetter angesagt.

(mit dpa)
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