French Open Djokovic ruft Nadal zum Favoriten aus

Paris · Novak Djokovic könnte bei den French Open seinen vierten Grand-Slam-Titel nacheinander gewinnen. Die Favoritenrolle schiebt er aber lieber einem anderen zu.

Favorit? Ich? Rafael Nadal gab den Ungerührten. "Mich interessiert nicht, ob ich der Favorit bin", behauptete der Spanier doch glatt am Freitag, als er bei den French Open in Paris das erste Mal öffentlich in Erscheinung trat. Favorit? Er? Na klar! Wenn Roland Garros seine Tore öffnet, dann ist Nadal Titelanwärter. Er hat das Turnier in den vergangenen 14 Jahren schließlich elf Mal gewonnen - und von seinen 88 Matches beim zweiten Grand Slam des Jahres deshalb auch nur lächerliche zwei (!) verloren.

Vergangene Woche hat Nadal ein Zeichen gesetzt. Ein Ausrufezeichen. In drei Sätzen besiegte er beim Masters in Rom den Weltranglistenersten Novak Djokovic in drei Sätzen, 6:0 und 6:1 plättete er den Serben dabei in den Durchgängen eins und drei. Danach hat sich Nadal mit einem Kurzurlaub in seiner Heimat Mallorca belohnt: ein Tag Golf, ein Tag Familie. Dann erst reiste er nach Paris. Sein Ziel? "Ich versuche, hier mein Level zu halten." Und: "Mich interessiert nur, dass ich gut spiele."

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Foto: AP/Jason DeCrow

Wenn Nadal sein Level hält und vielleicht sogar noch ein bisschen zulegt, spricht nicht viel dagegen, dass er in Roland Garros ein zwölftes Mal gewinnt. Djokovic selbst erwiderte ja auf die unvermeidliche Frage, wer beim wichtigsten Sandplatzturnier der Welt Favorit sei: Nadal, "wer sonst?". Nadals Auftaktgegner Yannick Hanfmann (Karlsruhe) dürfte jedenfalls kaum zum Stolperstein werden.

Ehe er Rom gewann, hatte Nadal keine besonders gute Sandplatzsaison - für seine Verhältnisse: Dreimal nacheinander war im Halbfinale Schluss, in Monte Carlo (gegen Fabio Fognini), Barcelona (Dominic Thiem) und Madrid (Stefanos Tsitsipas). Aber, sagte Nadal: Er sei ja auch einen Monat lang verletzt gewesen, das Knie war lädiert, und da brauche es eben seine Zeit, um wieder in Bestform zu kommen. "Die drei Halbfinals vor Rom waren jetzt nicht überwältigend, aber es war auch kein totales Desaster", betonte er.

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Und der Nadal von Rom könnte mit einem zwölften Sieg auf der roten Asche von Roland Garros auch eine historische Leistung verhindern. Djokovic hätte bei einem zweiten Triumph nach 2016, als er im Endspiel Andy Murray besiegte, auch zum zweiten Mal die vier Grand-Slam-Turniere nacheinander gewonnen. Er wäre erst der zweite Mann der modernen Tennisgeschichte nach Rod Laver, dem dies gelänge, allerdings siegte der legendäre Australier jeweils innerhalb eines Kalenderjahres (1962 und 1969). Don Budge (USA) vollendete den Grand Slam 1938.

"Wir hatten ein gutes Match in Rom", sagte Djokovic nach seiner Ankunft in Paris über das Endspiel ein paar Tage zuvor gegen Nadal. Und er betonte, dass Nadal "der bessere Spieler", "einfach zu stark" gewesen sei. Und was heißt das nun für Roland Garros? "Er", also Nadal, "ist der große Favorit", beteuerte Djokovic, "es wäre nicht richtig, jemand anderen als ihn als den großen Favoriten zu bezeichnen." Den König von Roland Garros wird das nicht interessieren.

(sef/sid)
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