Handball-Champions-League Finaltraum geplatzt - doch Kiels Stolz überwiegt

Köln · Der THW Kiel verpasst beim Final Four den Coup gegen Barcelona. Die Spieler zeigten sich tief enttäuscht, zogen aber dennoch ein positives Saisonfazit.

 Kiels Steffen Weinhold nach der Partie gegen Barcelona.

Kiels Steffen Weinhold nach der Partie gegen Barcelona.

Foto: dpa/Marius Becker

Niklas Landin sprach von einem „extremen Schmerz“, Rune Dahmke von einem „Scheißgefühl“ - einzig Filip Jicha versuchte die Enttäuschung nach dem geplatzten Finaltraum des THW Kiel schnell abzuschütteln. „Ich bin extrem stolz auf diese Jungs, wir haben unglaublich gefightet“, sagte der THW-Trainer nach dem 30:34 (18:19) gegen den FC Barcelona im Halbfinale der Champions League in Köln.

Nach Platz zwei im Meisterrennen der Handball-Bundesliga hinter dem SC Magdeburg gingen die Kieler auch in der Königsklasse beim Final Four leer aus. Immerhin: Der THW bewies große Moral und sicherte am Sonntag im packenden kleinen Finale beim 37:35 (34:34, 14:18) nach Siebenmeterwerfen gegen Telekom Veszprem den dritten Platz. Es war das 58. und letzte Pflichtspiel einer harten Saison, die beim THW gegen Ende Spuren hinterließ.

Die Ausfälle von Hendrik Pekeler und Sander Sagosen, den beiden Schlüsselspielern in Angriff und Abwehr, machten sich gegen den Titelverteidiger am Samstag bemerkbar. „Hinten hat dieser eine Spieler gefehlt, um die Last besser verteilen zu können“, analysierte Ex-Nationalspieler Steffen Weinhold.

Bis zur Pause hatten die Kieler bravourös gegen die favorisierten Katalanen mitgehalten. Dann geriet die Offensive ins Stocken, die Kräfte ließen nach - und das unnachgiebige Barca mit Ausnahmekönner Dika Mem setzte sich sofort ab. Welthandballer Landin zwischen den Kieler Pfosten bekam nur selten eine Hand an den Ball. „Ich habe nicht den Tag erwischt, den ich gern gehabt hätte“, räumte der dänische Weltmeister ein.

Als die Spieler im Bauch der Lanxess Arena ihre Meinung zu Protokoll gaben, waren die THW-Sprechchöre im Innenraum gerade erst verklungen. Die rund 2000 Kieler Fans hatten die Mannschaft nach ihrem großen Kampf mit langem Applaus und Standing Ovations verabschiedet.

Auch die Kieler Profis wollten trotz der verpassten Chance auf den fünften Königsklassen-Titel nichts von einer verkorksten Spielzeit wissen. „Wir haben den DHB-Pokal gewonnen, spielen nächstes Jahr wieder Champions League und waren beim Final Four. Das war schon eine gute Saison“, sagte der kroatische THW-Kapitän Domagoj Duvnjak.

Landin bezeichnete die Spielzeit bilanzierend ebenfalls als „super“. Allein beim Finalturnier in Köln vertreten gewesen zu sein, sei eines der größten Ziele gewesen, sagte der Däne.

In der Tat ist der THW der verlässlichste deutsche Vertreter in Köln. Seit dem Flensburger Überraschungscoup 2014 schafften es aus der HBL einzig die Kieler unter die vier besten Teams. Zuletzt hatten sie im Winter 2020 vor einer Geisterkulisse den europäischen Thron bestiegen - anderthalb Jahre später blieb ihnen bei der Krönung nur die Zuschauerrolle.

(ako/sid)
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