Zwei Verletzte bei Werbedreh Höwedes als Beifahrer im Unfallauto

Passeiertal · Unfall-Drama im WM-Trainingslager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft: Die Vorbereitung der DFB-Auswahl auf das Turnier in Brasilien ist am Dienstag von einem tragischen Zwischenfall überschattet worden. Bei einer Sponsorenaktion der DFB-Auswahl kam es im Passeiertal zu einem folgenschweren Autounfall, bei dem zwei Personen verletzt wurden - ein 63 Jahre alter deutscher Urlauber sogar schwer.

Unfall überschattet DFB-Trainingslager
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Foto: dpa, geb jai

"Der DTM-Rennfahrer Pascal Wehrlein verletzte beim Befahren einer abgesperrten Strecke zwei Personen, die sich unerwartet auf der Fahrbahn befanden. Pascal Wehrlein blieb unverletzt" hieß es in einer ersten Stellungnahme von Mercedes. Wenig später bestätigte die Polizei, der angefahrene deutsche Urlauber habe sich schwer verletzt. Noch unbestätigen Gerüchten zufolge soll er ein Schädel-Hirn-Trauma erlitten haben.

Formel-1-Fahrer Nico Rosberg, der selbst an der PR-Aktion teilgenommen hatte, war erschüttert: "Der Vorfall hat mich schockiert. Meine Gedanken sind bei den beiden Verletzten", twitterte der Mercedes-Star.

Rosmarie Pamer, Bürgermeisterin von St. Martin, berichtete, dass die Autos nach Augenzeugenberichten "nicht so schnell unterwegs waren". Auch Organisationsschwächen seien bisher nicht zu erkennen. "Ich bin sicher, dass alles gut organisiert worden ist und gut abgesperrt war", sagte die Bürgermeisterin, die sich geschockt zeigte und "von sehr gedrückter Stimmung" im Passeiertal sprach.

Löw lässt im Regen trainieren
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DFB-Hauptsponsor Mercedes teilte weiter mit: "Selbstverständlich unterstützen wir die Behörden bei der Aufklärung des Unfallhergangs." Nationalmannschafts-Sprecher Jens Grittner ließ in einer ersten Reaktion verlauten, man sei in Gedanken bei den Verletzten. "Weitere Informationen liegen uns noch nicht vor. Der DFB wird eng mit allen zuständigen Stellen und Behörden zusammenarbeiten."

I am shocked by the accident. My thoughts are with the two people who were injured and I wish them a fast recovery

Tief betroffen zeigte sich auch die Bürgermeisterin von St. Martin, Rosemarie Pamer. "Ich bin total geschockt", sagte sie zu Sport1: "Ich war sicher, dass alles gut abgesperrt ist. Es ist sehr bedauerlich, weil bisher alles so positiv abgelaufen ist."

Nach Angaben von Augenzeugen soll der gerade mal 19-jährige Wehrlein versucht haben, in einem Fahrzeug der neuen Mercedes C-Klasse AMG, den Personen auszuweichen. Formel-1-Star Nico Rosberg befand sich ebenfalls auf der Strecke, wurde in den Unfall aber nicht direkt verwickelt.

Bei der zweiten, leicht verletzten Person handelt es sich um einen Streckenposten, der mit einem Rettungswagen nach ersten Angaben der Polizei in ein Krankenhaus ins nahe gelegene Meran gebracht wurde. Der schwer verletzte Mann wurde mit einem Hubschrauber ins rund 65 km entfernte Bozen transportiert. Seine Frau, die den Unfall mit ansehen musste, erlitt einen Schock.

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Vor der Aktion hatte es mehrere Vorbesichtigungen der Piste gegeben. Im Unfallauto, das bei einem Ausweichmanöver zwei am Rand stehende Personen erfasst hatte, soll Nationalspieler Benedikt Höwedes als Beifahrer gesessen haben. Nach übereinstimmenden Medienberichten im Wagen von Formel-1-Spitzenreiter Nico Rosberg der Schalker Julian Draxler mitgefahren sein.

Rosberg, Wehrlein und Golf-Star Martin Kaymer hatten am Dienstag die deutsche Mannschaft in ihrem WM-Trainingslager in Südtirol besucht. Dass das Trainingslager des dreimaligen Weltmeisters unter keinem guten Stern steht, war schon am Vormittag deutlich geworden, als bekannt wurde, dass Joachim Löw wegen überhöhter Geschwindigkeit seinen Führerschein verloren hat. Der Bundestrainer hat nicht nur mit der DFB-Auswahl, sondern auch in Flensburg reichlich Punkte gesammelt, was er auch freimütig einräumte.

"Selbstverständlich stehe ich dazu, dass ich manchmal leider zu schnell gefahren bin, ich weiß, dass ich mich hier zügeln muss", sagte der 54-Jährige in einer offiziellen Mitteilung: "Ich habe meine Lektion gelernt und werde mein Fahrverhalten ändern. Es gibt da nichts schönzureden, natürlich muss ich jetzt mit den Konsequenzen leben und nutze häufig die Bahn."

Teammanager Oliver Bierhoff nahm vor dem Unfall-Drama am Nachmittag diese Meldung noch mit Humor. "Wir werden mit unserem Generalsponsor sprechen, dass man Jogi nur noch Autos gibt, die tempolimitiert sind", sagte der Europameister von 1996.

In Helmut Sandrock äußerte sich auch der DFB-Sekretär zu der Angelegenheit, die der Verband wohl am liebsten unter Verschluss gehalten hätte: "Joachim Löw hat uns bereits vor einiger Zeit darüber informiert, dass er den Führerschein abgeben musste. Wir wissen, dass sich Jogi selbst am meisten darüber ärgert."

Löw soll nach übereinstimmenden Angaben verschiedener Medien zu schnell gefahren sein und mit dem Handy am Steuer seines DFB-Dienstwagens telefoniert haben. Der Vorfall soll sich bereits im März ereignet haben.

Der Bundestrainer, der bereits 2006 wegen eines ähnlichen Vergehens schon einmal vier Wochen seine Fahrerlaubnis abgeben musste, hat aber keine Punkte wegen Alkohols am Steuer oder eines Unfalls bekommen. Nach der Pinkel-Affäre um Kevin Großkreutz, der wegen seines Aussetzers in Berlin nach dem Pokalfinale von Löw die dunkelgelbe Karte gesehen hatte, wirft allerdings auch Löws Verhalten kein gutes Licht auf die Nationalmannschaft. Diese sieht sich gerne als wichtiger Repräsentant Deutschlands. "Wir wollen natürlich immer Vorbild sein. Wir sind aber auch nur Menschen, die Fehler machen. Ich sehe jetzt keine Gefahr, dass Jogi als Raser durchgeht", betonte Bierhoff.

Das Testspiel gegen die eigene U20 am Dienstagabend wurde abgesagt. Kapitän Philipp Lahm hätte dabei zwar noch nicht mitgewirkt, hat aber am Morgen nach seiner Sprunggelenkverletzung gemeinsam mit seinem Bayern-Kollegen Bastian Schweinsteiger wieder eine Laufeinheit absolvieren.

Schonung verordnet bekommen hatte auch Champions-League-Sieger Sami Khedira, der am Vorabend in Südtirol eingetroffen war und zunächst regenerieren sollte. Marcel Schmelzer (Knieprellung) konnte nach einer dreitägigen Pause wieder am Trainingsbetrieb teil, während Torwart Manuel Neuer (Schulter) weiter im Teamhotel Andreus behandelt wurde.

(sid)
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