Was bleibt vom Hype? Der Frauenfußball braucht Fans vor allem nach der EM
Meinung | Düsseldorf · Während der EM werden immer mehr Menschen zu Fans des Frauenfußballs. Das ist gut so. Aber es hilft dem Frauenfußball nicht, wenn sie sich nach dem Finale wieder abwenden. Denn Unterstützung braucht der Frauenfußball vor allem dann, wenn die Scheinwerfer wieder abgeschaltet wurden.
Deutschland hat sein Herz für den Frauenfußball entdeckt. Mit jedem Sieg bei der Europameisterschaft ein bisschen mehr. Und immer zahlreicher und prominenter werden die Stimmen derer, die vom Deutschen Fußball-Bund fordern, den Frauen- dem Männerfußball gleichzustellen. Beim Geld. Bei der Förderung. Bei der Ausstattung. Am besten bei allem. Und bitte sofort.
Doch wer es wirklich gut meint mit dem Frauenfußball, für den gibt es bessere Wege als populistische Parolen, die zügig kaum umsetzbar sind und vor allem das moralische Ego bedienen Kostenpflichtiger Inhalt in einer unsachlichen Diskussion um Gleichberechtigung im Sport.
Während einer Europameisterschaft als Unterstützer des Frauenfußballs aufzutreten, ist leicht. Die Spiele laufen bei den Öffentlich-Rechtlichen, das Niveau ist das höchste, die öffentliche Mehrheitsmeinung trifft die eigene. Doch viel mehr als am Sonntagabend zum EM-Finale gegen England in Wembley braucht der Frauenfußball hierzulande ab Montag Unterstützer.
Dann, wenn der Turnier-Glamour vorbei ist, wenn die TV-Übertragungen spärlich werden, wenn Medien und Event-Fans weiterziehen zum nächsten Großereignis. Wenn es wieder stiller wird.
Gerade dann braucht es Menschen, die weiter zum Frauenfußball stehen, indem sie zum Kreisligaspiel der örtlichen Mannschaft gehen und zwei Euro Eintritt zahlen. Es braucht Menschen, die sich in ihrem Sportverein für die Belange der Sportlerinnen einsetzen – über den Fußball hinaus. Menschen, die Mädchensport dort fördern, wo er zu kurz kommt.
Eines steht fest: Diese Unterstützung bringt weniger Applaus, als derzeit im Kollegen- und Freundeskreis dem Deutschen Fußball-Bund Chauvinismus vorzuwerfen. Aber sie ist wertvoller. Weil sie die Dinge an der Basis verändert. Dort, wo es zählt. Dort, wo sich am ehesten von Grund auf etwas verändern lässt. Nicht nur mit dem Mund. Sondern mit Arbeit. Im Ehrenamt. Ganz praktisch. Ganz lebensnah.
Ganz im Sinne der Gleichberechtigung.