Trainingsmöglichkeit in der Zwoten So kämpft Ex-Fortune Gaus um seine Karriere

Düsseldorf · Er stand für Fortuna in der Dritten und Zweiten Liga auf dem Rasen. Mittlerweile ist Marcel Gaus 33 Jahre alt und aktuell ohne Verein. In der Zweitvertretung hat der gebürtige Düsseldorfer die Möglichkeit bekommen, zu trainieren bis ein Angebot reinflattert. Was seine Pläne sind.

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Foto: dpa/Guido Kirchner

Unnachgiebig läuft Marcel Gaus den Trainingsplatz von Fortunas Regionalliga-Fußballern im Arena-Sportpark auf und ab, immer von Sechzehnmeterraum zu Sechzehnmeterraum. Zwischendurch darf der 33-Jährige kurz Luft schnappen, bevor das nächste Kommando ertönt. „Drei, zwei, eins“, ruft Co-Trainer Andreas „Lumpi“ Lambertz von außen. Dann setzen sich Gaus und seine nach einigen Durchgängen rotierenden Nebenmänner wieder in Bewegung. Phasenweise spurtet der Mittelfeldspieler sogar alleine über den Rasen – ganz ohne zu murren.

„Ich muss topfit sein“, sagt er später, „fitter als die Jungs. Wobei die ja eine gewisse Spielfitness haben, die mir im Moment fehlt.“ Schließlich ist es nicht so, dass der gebürtige Düsseldorfer heimlich, still und leise zu seinem Ex-Verein, für den er seinerzeit 40 Dritt- und Zweitligapartien absolviert hat, zurückgekehrt wäre, um seine Karriere in der U23 als zweiter Führungsspieler neben Adam Bodzek ausklingen zu lassen. „Das ist nicht das, was ich mir im Moment vorstelle“, betont er. „Ich sehe mich da in zwei Jahren definitiv, aber jetzt ist mir das noch zu früh.“

Stattdessen hält sich Gaus seit einigen Wochen bei der „Zwoten“ fit, nachdem er seinen auslaufenden Vertrag beim Zweitliga-Absteiger FC Ingolstadt nicht verlängert hat. Und das solange, bis die Suche nach einem neuen Arbeitgeber beendet ist. „Wenn ich verpflichtet werde, muss ich sofort funktionieren und spielbereit sein“, sagt er – und könnte in jenem Augenblick vermutlich zum nächsten Lauf ansetzen. Der dreifache Familienvater scharrt mit den Hufen, setzt sich aber nicht unter Druck. Als vereinsloser Spieler hat das baldige Ende des Transferfensters keine weitreichenden Folgen für ihn.

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Foto: AP/Martin Meissner

„Ich bin relativ entspannt, soweit man das in einer solchen Situation sein kann, die für mich auch neu ist“, erzählt der Ex-Fortune. „Es ist auf der einen Seite schon nervig, weil du spielen willst und es kribbelt. Auf der anderen Seite brauchst du nicht das erstbeste Angebot annehmen. Ich will so schnell es geht einen neuen Verein haben, aber es muss alles passen.“

Alle bisherigen Offerten hat Gaus ausgeschlagen. „Bei drei Kindern steht ein Stück weit schon die Familie im Vordergrund“, sagt Gaus. „Es war von vornherein klar, dass die Suche ein bisschen dauern kann – gerade hintenraus.“ Deshalb ist es nicht unwahrscheinlich, dass der Mittelfeldakteur noch eine Weile den Trainingsdress der „Zwoten“ tragen wird.

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Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

Zustande gekommen ist das befristete Engagement über alte Kontakte. Mit Fortunas heutigem Sportdirektor Christian Weber spielte Gaus einst zusammen, und unter Nico Michaty kam er zu seiner Zeit beim FSV Frankfurt einige Male bei der U23 zum Einsatz. „Mitte Juni hatte ich Kontakt mit Chris Weber“, berichtet Gaus. „Ich habe einfach gefragt, ob es die Möglichkeit gibt, dass ich im Laufe der Vorbereitung in der U23 einsteige, um mich fitzuhalten.“ Die Möglichkeit gab es, „zum Glück“, wie der Mittelfeldspieler bekräftigt. „Ich weiß, dass es nicht selbstverständlich ist und auch nicht oft so gemacht wird. Umso glücklicher bin ich, dass es funktioniert hat.“

Glücklich sind auch Gaus‘ Kinder, die momentan für längere Zeit in der Nähe ihrer Verwandtschaft sind. „Düsseldorf ist nach wie vor Heimat für uns – und übrigens auch die schönste Stadt Deutschlands“, sagt der 33-Jährige und ergänzt lachend: „Eine andere Meinung akzeptiere ich nicht.“ Dennoch habe seine Familie in der Vergangenheit nur im Sommer und Winter sowie an freien Tagen nach Düsseldorf kommen können. „Für die Kinder ist es schön, mit den Großeltern und Onkeln und Tanten gerade mehr Kontakt zu haben.“

Dass seine Zeit bei Fortuna vor elf Jahren etwas unrühmlich mit einer Zwangsversetzung in die Regionalliga-Mannschaft geendet ist, spielt für Gaus indes keine Rolle mehr. Als Jungspund wollte er seinen Vertrag nicht verlängern, woraufhin ihn der damalige Trainer Norbert Meier aus dem Kader strich. „Das war eine neue Erfahrung, aber daraus lernt man auch eine Menge“, sagt er. „Ich habe danach auch wieder in Kaiserslautern mit Norbert Meier zusammengearbeitet. Wir hatten ein super Verhältnis, was auch jetzt noch so ist.“

Zum Schluss kommt er noch einmal auf denjenigen zu sprechen, der ihn zuvor derartig über den Platz gejagt hat: „Lumpi“ Lambertz. „Der hat mir damals in Ahlen mein erstes Profitor vorgelegt.“ So schließt sich der Kreis, wenn auch nicht ganz. Denn schon bald wird Gaus die Fortuna wieder verlassen.

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