EM-Qualifikation Österreich-Coach Foda muss nach Blamage in Israel um seinen Job bangen

Haifa/Frankfurt · Der ehemalige österreichische Nationalspieler Andreas Herzog hat mit Israels Nationalmannschaft einen 4:2-Prestigesieg gegen sein Heimatland gefeiert. Die rot-weiße-rote Mannschaft zeigte eine blamable Vorstellung.

Andreas Herzog hatte Mitleid. Schließlich weiß Österreichs Rekordnationalspieler nur allzu gut, was in seinem Heimatland nun auf Franco Foda einprasselt. Nachdem Herzog als Trainer der Fußball-Nationalmannschaft Israels die Auswahl seiner Landsleute mit 4:2 (2:1) bezwungen hatte, nahm er seinen deutschen Amtskollegen deshalb lange in den Arm - und flüsterte ihm dabei einige Worte des Zuspruchs ins Ohr.

"Ich habe ihm gesagt, dass wir eigentlich einen Scheißjob haben", berichtete Herzog hinterher: "In der Halbzeit hätte er hoch führen müssen und im Nachhinein feiere ich. Für Trainer ist es eine Achterbahn der Gefühle." Tatsächlich hatte Österreich die Gastgeber vor der Pause klar dominiert, unterm Strich stand dennoch eine Blamage. Die zweite Pleite im zweiten Spiel machte den Fehlstart in die EM-Qualifikation perfekt.

Entsprechend vernichtend fiel anschließend die mediale Kritik in Österreich aus: "Das war blamabel", urteilte die Kronen-Zeitung, sprach von "Alibi-Zauberern", "Unsichtbaren" und einem "Hühnerhaufen" in der Abwehr. Die Kleine Zeitung fand den Auftritt bei der Nummer 92 der FIFA-Weltrangliste "peinlich" und das Magazin Österreich stellte offen die Trainerfrage und titelte: "Wackelt Foda jetzt?"

Der Wind bläst dem gebürtigen Mainzer und langjährigen Bundesliga-Profi im Alpenstaat immer stärker ins Gesicht. Leo Windtner, der Präsident des Österreichischen Fußball-Bundes (ÖFB), wollte nach dem Offenbarungseid in Haifa zwar noch keine Trainerdiskussion aufkommen lassen, aber doch zumindest "alles hinterfragen". Foda selbst übernahm "komplett die Verantwortung" und kündigte an: "Wir werden sicherlich einige Veränderungen vornehmen müssen."

Dabei schien nach dem Führungstreffer durch Marko Arnautovic (8.) lange alles für die Österreicher zu laufen. Ohne den verletzten Bayern-Verteidiger David Alaba aber dennoch mit fünf Bundesliga-Akteuren in der Startelf kontrollierten die Gäste das Geschehen, ehe der entfesselt aufspielende China-Legionär Eran Zahavy (34., 45., 55.) die Partie auf den Kopf stellte. Munas Dabbur (66.) machte früh den Deckel drauf, Arnautovics (75.) zweiter Treffer bedeutete lediglich Ergebniskosmetik.

Foda, der 2017 vom ÖFB bei der Besetzung des vakanten Nationaltrainer-Postens just dem ehemaligen Bremer und Münchner Herzog vorgezogen worden war, muss nun schleunigst Lösungen finden. Die größte Blamage der jüngeren Länderspiel-Historie Österreichs hat schließlich ihre Spuren hinterlassen. Bis Juni hat der 52-Jährige Zeit, sich ein neues spielerisches Konzept für seine Mannschaft zu überlegen. Gegen Slowenien und Nordmazedonien müssen dann Siege her.

Derweil darf "Andi" Herzog mit Israel nach vier Punkten aus den ersten zwei Spielen von der erstmaligen EM-Teilnahme träumen. "Der Fußball ist verrückt, wie ein Hollywood-Märchen", meinte der gebürtige Wiener: "Am Anfang wurde ich nicht so freundlich aufgenommen, weil ich 2001 die Israelis aus der WM-Quali geschossen habe". Spätestens seit Sonntag dürften sie ihm das verziehen haben.

(ako/sid)
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