Vor 30 Jahren EM 1988 - als der Weltfußball zu Gast in Düsseldorf war

Düsseldorf · Die EM 2024 findet auch in Düsseldorf statt. Mit mindestens vier Spielen. Bei der EM 1988 waren es zwei, und mit Deutschland, Italien, England und den Niederlanden schauten die ganz großen Fußball-Nationen im Rheinstadion vorbei. Wir blicken zurück - auch auf historische Krawalle.

 Die EM 1988 wird im Düsseldorfer Rheinstadion eröffnet. Nach der Show spielt Deutschland gegen Italien zum Auftakt 1:1.

Die EM 1988 wird im Düsseldorfer Rheinstadion eröffnet. Nach der Show spielt Deutschland gegen Italien zum Auftakt 1:1.

Foto: HORSTMÜLLER GmbH

Die EM 2024 kommt also nach Deutschland. Und sie kommt damit eben auch nach Düsseldorf. Mindestens vier, vielleicht sogar fünf Spiele werden in der Arena am Messegelände stattfinden. Und so sehr aktuell der Blick in der Landeshauptstadt auch sechs Jahre in die Zukunft geht, so sehr lohnt sich auch der Blick 30 Jahre zurück. Denn auch bei der EM 1988 war Düsseldorf Spielort – einer von damals acht neben Hamburg, München, Hannover, Gelsenkirchen, Köln, Frankfurt und Stuttgart. In Düsseldorf fanden zwei Spiele im Rheinstadion statt: das Eröffnungsspiel Deutschland gegen Italien und ein zweites, leider von Ausschreitungen im Stadtgebiet überschattetes Gruppenspiel mit England gegen die Niederlande. Kurioserweise kamen zum zweiten Spiel mehr Zuschauer (63.940) als zur Partie der Gastgeber (62.552).

10. Juni 1988, 20.15 Uhr, Gruppe 1: Deutschland – Italien 1:1 (Eröffnungsspiel)

Nach dem Vize-Weltmeistertitel von Mexiko 1986 galt die DFB-Auswahl unter Teamchef Franz Beckenbauer bei der Heim-EM naturgemäß als einer der Favoriten auf den Titel. Doch zum Auftakt gab es für das Team gegen eine junge italienische Auswahl einen Dämpfer. Am Ende mussten die Deutschen mit dem 1:1 sogar zufrieden sein, denn die Italiener waren über das gesamte Spiel hinweg gesehen die bessere Mannschaft. Sie gingen durch Roberto Mancini kurz nach der Pause aus kurzer Distanz per Flachschuss in Führung. Andreas Brehme konnte jedoch wenig später mit einem indirekten Freistoßtreffer innerhalb des Sechzehnmeterraums ausgleichen. Der Grund für den Freistoß: Italiens Torhüter Walter Zenga hatte beim Abschlag vier Schritte statt der erlaubten drei gemacht.

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Foto: dpa, cas hak

Deutschland: Immel – Herget – Kohler, Buchwald – Berthold, Matthäus, Brehme (76. Brehme), Littbarski, Thon – Klinsmann, Völler (82. Eckstein). – Teamchef: Beckenbauer.

Italien: Zenga – F. Baresi – Bergomi, R. Ferri, Maldini – Donadoni, de Napoli (86. de Agostini), Giannini, Ancelotti – Mancini, Vialli (89. Altobelli). – Trainer: Vicini.

Zuschauer: 62.552. – Schiedsrichter: Keith Hackett (England). – Tore: 0:1 Mancini (53.), 1:1 Brehme (56.).

Die Gruppe 1 beendeten schließlich beide Teams mit 5:1 Punkten, weil sie beide gegen Spanien und Dänemark gewannen. Im Halbfinale war dann aber Endstation. Deutschland unterlag dem späteren Europameister Niederlande 1:2, und Italien war beim 0:2 gegen die UdSSR chancenlos.

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Foto: AP/Martial Trezzini

15. Juni 1988, 17.15 Uhr, Gruppe 2, 2. Spieltag: England – Niederlande 1:3

Beide Teams standen in ihrem jeweils zweiten Gruppenspiel schon unter Druck. Die Holländer hatten zum Auftakt 0:1 gegen die Sowjetunion verloren und England mit demselben Ergebnis das Insel-Duell gegen die Iren. Im direkten Duell waren die spielstarken Niederländer den Engländern deutlich überlegen. Ein Dreierpack von Marco van Basten begrub schließlich alle EM-Hoffnungen der englischen Fans.

England: Shilton – Stevens, Wright, Adams, Sansom – Steven (69. Waddle), Robinson, Hoddle, Beardsley (73. Hateley) – Lineker, Barnes. – Trainer: Robson.

Niederlande: van Breukelen – van Aerle, R. Koeman, Rijkaard, van Tiggelen – Wouters, Mühren, Gullit – Vanenburg, van Basten, E. Koeman. – Trainer: Michels.

Zuschauer: 63.940. – Schiedsrichter: Paolo Casarin (Italien). – Tore: 0:1, 1:2, 1:3 van Basten (44., 73., 76.), 1:1 Robson (55.).

Während die „Three Lions“ auch das dritte Gruppenspiel gegen die UdSSR 1:3 verloren und als Gruppenletzter ausschieden, sicherten sich die Holländer durch ein mühsames 1:0 gegen Irland den Einzug ins Halbfinale, wo sie Gastgeber Deutschland 2:1 schlugen. Im Finale gewann das Team von Rinus Michels schließlich 2:0 gegen die Russen – nicht zuletzt wegen des vorentscheidenden Treffers von Marco van Basten – einem der schönsten Tore der Fußballgeschichte.

Das Spiel in Düsseldorf blieb aber vor allem wegen der massiven und im Vorfeld auch so erwarteten Ausschreitungen von Hooligans aus England und Deutschland in Erinnerung. 2300 Polizisten versuchen vergeblich zu verhindern, dass gewaltbereite Fans die Straßen zwischen Hauptbahnhof und Altstadt stundenlang in einen Ausnahmezustand versetzen. Mehr als 500 Randalierer werden vorläufig festgenommen.

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