Umstrittener Elfmeter für Bayern Videobeweis muss vereinfacht und vereinheitlicht werden

Meinung | Düsseldorf · Werder Bremen und Bayern München lieferten sich einen packenden Pokal-Fight – dennoch rückte das Spiel schnell in den Hintergrund. Mal wieder sorgte der Videobeweis für Schlagzeilen. Es wird Zeit für eine Korrektur.

 Bremens Spieler reden auf Schiedsrichter Daniel Siebert ein.

Bremens Spieler reden auf Schiedsrichter Daniel Siebert ein.

Foto: AP/Martin Meissner

Es war die Aufregerszene des DFB-Pokalhalbfinals: Kurz nach dem Bremer Ausgleich dribbelte Bayerns Kingsley Coman an Theodor Gebre Selassie vorbei in den Strafraum. Der Franzose wurde vom Verteidiger von hinten leicht angerempelt und ging zu Boden. Für Schiedsrichter Daniel Siebert war die Situation klar. Er pfiff die Aktion ab und zeigte auf den Punkt. Eine sehr umstrittene wie folgenschwere Entscheidung.

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Klar ist: In vollem Tempo reicht eine leichte Berührung oft aus, um seinen Gegenspieler zu Fall zu bringen. Natürlich muss man diesen Elfmeter nicht unbedingt geben, aber eine glasklare Fehlentscheidung von Siebert war der Pfiff auch nicht. Und der Unparteiische war sich sicher.

Doch warum schaute sich Siebert die Szene nicht noch einmal in Ruhe auf dem Bildschirm an? Genau für solch strittige Situationen ist der Videobeweis doch da. Der Unparteiische hielt nach seinem Pfiff zwar kurz Rücksprache mit den Assistenten in Köln – doch anschließend geschah nichts. Verstehen konnte das kaum einer: die Zuschauer nicht, die Bremer Spieler nicht und auch viele Fans an den Bildschirmen dürften sich fassungslos an den Kopf gefasst haben. Schließlich sollte der Videobeweis für mehr Gerechtigkeit sorgen – und ein Spiel eben nicht durch eine Entscheidung entschieden werden, die innerhalb weniger Sekunden getroffen werden muss.

Genau hier aber versagt der Videobeweis. Der Deutsche Fußball-Bund hat zwar ein durchaus praktikables Instrument für mehr Gerechtigkeit geschaffen, das aber viel zu kompliziert und undurchsichtig genutzt wird. Der Videoassistent soll laut Regelwerk nur bei einer klaren Fehlentscheidung eingreifen, das aber ist ein Problem. Wann gilt eine Entscheidung als klare Fehlentscheidung?

Im Falle von Sieberts Pfiff lag eine leichte Berührung vor. Der Pfiff also keine klare Fehlentscheidung? Darüber lässt sich streiten - und genau deshalb hätte die Entscheidung zwingend am Monitor überprüft werden müssen. Strittige, spielentscheidende Szenen müssen kontrolliert werden, soll der Videobeweis wirklich für mehr Gerechtigkeit sorgen.

Der Abend im Bremer Weserstadion lässt den Fan mit dem Gefühl zurück, dass eine eigentliche gute Idee wieder einmal schlecht umgesetzt wird. So dürfte der Videobeweis in vielen Fällen auch in Zukunft keine Hilfe sein. Es wird vor allem Zeit, dass seine Anwendung vereinfacht und vereinheitlicht wird. Denn nur wenn Spieler und Zuschauer klar und transparent nachvollziehen können, wann wie eingegriffen wird, hat der Videoassistent eine Zukunft.

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