Borussia Mönchengladbach Im Anflug auf Europa

Köln · Der Polizeibericht verzeichnete keine besonderen Vorkommnisse. Es blieb ruhig rund um das Derby. So war es ein Treffen der rheinischen Rivalen 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach, das im Zeichen des Fußballs stand.

 Hoch hinaus: Mo Dahoud (oben) bejubelt eines der drei Borussia-Tore in Köln.

Hoch hinaus: Mo Dahoud (oben) bejubelt eines der drei Borussia-Tore in Köln.

Foto: Dirk Päffgen

In der Sparte gab es auch einiges zu bestaunen beim 3:2 der Gladbacher. Vor allem aus Sicht des Siegers. "Wir haben uns belohnt, das zeigt den Weg der Mannschaft", sagte Lars Stindl, der das Siegtor erzielte und sich somit seinen Platz in der Galerie der Derby-Helden sicherte.

Der Weg der Borussen, so scheint es, führt vielleicht doch noch nach Europa. Denn nach einer ertragreichen Woche mit sieben Punkten gegen drei Teams, die vor ihnen stehen, ist der Malus der Hinrunde endgültig aufgearbeitet. Als Trainer Dieter Hecking übernahm nach 16 Spielen, hatte Eintracht Frankfurt 13 Punkte Vorsprung, die Kölner immerhin noch neun. Die Eintracht hat jetzt einen Punkt weniger und ist überholt, Köln liegt nur noch einen Punkt vorn. "Wir haben uns mit der Serie befreit", sagte Sportdirektor Max Eberl.

Köln war seltsam passiv, überließ den Borussen die Regie der Geschichte und wurde nur nach den ersten beiden Gegentoren energischer, dann aber gleich mit Erfolg, wie der jeweilige Ausgleich belegt. Erst spielte Anthony Modeste einen tollen Pass auf Christian Clemens, später traf er selbst. Doch Modeste allein war zu wenig, Borussia ist breiter aufgestellt. "Wir haben verdient gewonnen", befand Stindl, der sich die Hauptdarsteller-Rolle mit den Kollegen Jannik Verstergaard (1:0 per Kopf) und Ibrahima Traoré (Jokertor zum 2:1) teilt.

Der Trend bei Gladbach geht in dieser wichtigen Saisonphase nach oben. Während die Borussen in Frankfurt noch glücklich das 0:0 einsammelten und beim 1:0 am vergangenen Mittwoch gegen Hertha BSC erst nach der Pause zu deutlicher Überlegenheit kamen, waren sie in Köln über nahezu die gesamten 90 Minuten das spielerisch bessere Team. Wenn die Maschine so läuft wie am Samstag, gehört Borussia fußballerisch zum Besten, was die Liga zu bieten hat. "Wir haben von Spiel zu Spiel immer besser reingefunden, und wenn wir so spielen, werden wir auch die Mehrzahl der Spiele gewinnen", sagte Eberl. "Wir wussten, dass wir gewinnen würden, wenn wir alles reinwerfen", sagte Stindl. Das Selbstvertrauen, das in diesen Sätzen mitschwingt, brachten die Gladbacher eins zu eins auf den Platz.

Nach dem Derby trafen sie sich zum Mannschaftsabend. Da haben sie sich nochmal eingeschworen auf den Rest der Saison und sicherlich ein klares Ziel definiert: Europa. Gute Laune herrschte dort auch beim Blick auf ein Derby-Detail. Trainer Hecking hatte Jonas Hofmann am Spielfeldrand aufgefordert, mehr Ruhe in Spiel zu bringen. Die Antwort des Spielers: "Trainer, Sie haben mich doch schon ausgewechselt." Darüber lachten bereits beide während der Partie herzlich.

Der Weg nach Europa ist kürzer geworden, aber immer noch lang. Vor allem in den nächsten Spielen. Erst reisen die plötzlich so auswärtsstarken Borussen zum Dritten 1899 Hoffenheim, dann kommt der Vierte Dortmund in den Borussia-Park. Zwei große Kaliber in Folge, die Borussia fordern werden. Ein Nachlassen ist angesichts der Enge in der Tabelle kaum erlaubt, egal wer der Gegner ist. Auch Schalke und Bremen sind nun dabei, wenn es um die Plätze fünf bis sieben geht, die in die Europa League führen oder führen können. "Das werden einige Mannschaften um die zwei, drei Europa-Plätze kämpfen", vermutet Eberl. Wohl bis zum letzten Spieltag. Dass die Borussen jetzt als ein aussichtsreicher Kandidat gelten, haben sie unter anderem Stindl zu verdanken.

(kk)
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