Derby-Torschütze Traoré "Wir wollten zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind"
Köln · Nach über vier Monaten Verletzungspause kämpft sich Ibo Traoré zurück. Im Derby beim 1. FC Köln traf der Borusse wenige Sekunden nach seiner Einwechslung. Danach sprach er über das kuriose Tor und Gladbacher Europa-Ambitionen.
Ibo Traoré hatte sich in Pose geworfen für das Derbysieger-Foto, in seine Pose, die Pose, die er immer einnimmt, wenn er Tore schießt. Er wird zur Statue und schaut überlegen. In Köln gab es das zweimal zu sehen. Einmal nach dem 3:2-Sieg der Borussen, als in der Kabine das Derbysieger-Foto entstand, das hernach die halb Mannschaft in den sozialen Netzwerken verbreitete.
Zuvor war Traoré aber schon auf dem Rasen erstarrt. Das war in der 55. Minute. Er flankte scharf und der Ball landete im Kölner Tor, unbehelligt von seinem Kumpel Thorgan Hazard, der eigentlicher Adressat der Hereingabe gewesen war, aber nicht eingreifen musste. Traoré war 73 Sekunden zuvor eingewechselt worden und schon war er ein anteiliger Derby-Held. Die anderen 33,33 Prozent teilen sich Jannik Vestergaard (13.) und Lars Stindl (80.), die zum 1:0 beziehungsweise 3:2 trafen. Traoré sprach danach über sein erstes Saisontor, den Derbysieg und Europa-Ambitionen.
73 Sekunden auf dem Platz und schon Derby-Torschütze. Wie fühlt sich das an?
Traoré Schön. Ich freue mich sehr, es ist das erste Tor, das ich in einem Derby mache. Ich weiß, welche Bedeutung das hat, darum bin ich sehr froh. Es ist nicht einfach in so ein Spiel reinzukommen, vor allem wenn man so lange nicht gespielt hat wie ich. Wenn man dann noch für Raffael reinkommt, und jeder weiß, wie wichtig er für uns ist, ist es noch schwieriger. Umso schöner ist es, dass ich dem Team helfen konnte, die drei Punkte zu holen.
Haben Sie zunächst gedacht, dass Thorgan Hazard noch dran war, bevor der Ball ins Netz flog, oder haben Sie gleich gesehen, dass es Ihr Tor war?
Traoré Eigentlich wollte ich den Ball scharf reinspielen zwischen den Abwehrketten, aber als er dann im Tor war, hat Thorgan mir gleich gesagt, dass es mein Tor war und er ihn nicht mehr berührt hat.
Was bedeutet der Derbysieg für Gladbach. Es ist nur noch ein Punkt bis zum 1. FC Köln, der Sechster ist, und nur zwei Punkte bis Platz fünf. Europa ist wieder ganz nah.
Traoré Wir wollten erst mal im Derby zeigen, dass wir die bessere Mannschaft sind. Wir waren das auch im Hinspiel, aber das haben wir verloren. Jetzt haben wir uns die drei Punkte zurückgeholt. Das ist gerecht. Wir sind jetzt wieder mittendrin im Europarennen, das stimmt. Wir haben aber kein einfaches Programm. Trotzdem: Wir wollen weiter punkten und dann sehen, wo wir am Ende landen.
Sie kommen rein und machen gleich das Tor, Josip Drmic kommt rein und bereitet mit seinem Pfostenschuss das 3:2 durch Lars Stindl vor. Ist die Qualität in der Breite Borussias Stärke?
Traoré Das kann man sagen. In der vergangenen Saison haben wir keine Joker-Tore gemacht, da haben die Leute von der Bank nur selten geholfen. Jetzt ist es anders. Wir haben gemerkt, dass wir gewinnen mussten, schon bei der Ansprache des Trainers wussten wir, dass ein Derby kein Spaß ist, und das haben sich alle Jungs zu Herzen genommen, jeder einzelne. Das hat man schon daran gesehen, wie wir auf der Bank jede Aktion gefeiert haben. Wir haben ja viel Teamspirit, aber es war wichtig, dass im Derby noch mehr da ist, weil wir unbedingt gewinnen wollten. Wir waren von Anfang an die bessere Mannschaft.
Woher kam das Selbstvertrauen, so in Köln aufzutreten, teilweise hatte Borussia im Auswärtsspiel über 80 Prozent Ballbesitz und war auch spielerisch klar überlegen.
Traoré Ein Derby ist immer speziell. Darum muss man vom ersten Moment an voll da sein. Das waren wir. Ärgerlich waren die Gegentore, aber ein 3:2 ist ja ein gutes Ergebnis für die Zuschauer.
Sie waren lange verletzt. Wie fühlen Sie sich nach den beiden Kurzeinsätzen gegen Hertha und in Köln?
Traoré Ich muss sagen, heute ist es schon besser als nach dem Hertha-Spiel. Es dauert aber insgesamt noch, ich brauche noch ein paar Trainingseinheiten — und dann muss der Trainer entscheiden, wann ich bereit bin für 90 Minuten.