Vorentscheidung verpasst Bayern schiebt mächtig Frust

München · Der FC Bayern hat die Chance, im engen Titelkampf für eine Vorentscheidung zu sorgen, leichtfertig vergeben. Der Frust bei den schwachen Münchnern ist vor den Wochen der Wahrheit entsprechend groß.

Bundesliga 18/19: 1. FC Nürnberg gegen FC Bayern München - die Bilder des Spiels
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Nürnberg - Bayern: die Bilder des Spiels

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Foto: dpa/Timm Schamberger

Nach seinem "Wort zum Sonntag" stieg Thomas Müller mit finsterer Miene und reichlich bedient in den Mannschaftsbus. "Die Moral von der Geschichte: Die Situation hat sich zwar verbessert, aber wir haben einen kleinen Tritt in den Arsch bekommen, dass wir nun noch angestachelter in die nächsten Partien gehen", sagte der 29-Jährige nach dem schmeichelhaften 1:1 (0:0) des FC Bayern im 191. Derby beim Abstiegskandidaten 1. FC Nürnberg.

Ansonsten gebe es nach der Fast-Blamage und einer verrückten Schlussphase "nicht viel Schlaues zu sagen, außer dass wir den Mund abputzen müssen und trotz verbesserter Situation in der Tabelle nicht zufrieden nach Hause fahren", fügte der 29-Jährige ernüchtert an: "Aber wir werden jetzt nicht komplett die Köpfe runternehmen."

Die Stimmung auf der knapp zweistündigen Busfahrt zurück nach München war nach der leichtfertig vergebenen "Steilvorlage", wie Sportdirektor Hasan Salihamidzic den Patzer von Konkurrent Borussia Dortmund nannte, dennoch gedrückt. Auch beim Auslaufen am Montag hatte sich die Laune beim deutschen Rekordmeister vor den Wochen der Wahrheit nicht wesentlich verbessert.

Anstatt die restlichen drei Spiele gegen Hannover 96 am Samstag (15.30 Uhr/Sky), bei RB Leipzig (11.5.) und gegen Eintracht Frankfurt (18.5.) mit vier Zählern Vorsprung auf den BVB halbwegs entspannt anzugehen, herrschten bei den Bayern nicht zum ersten Mal in dieser Saison Ratlosigkeit, Enttäuschung und Frust. Erneut schien es, als erreiche Trainer Niko Kovac sein Team gerade gegen einen kleineren Gegner mit seinen Botschaften und Warnungen nicht.

Den Grund für die miserable Vorstellung der Stars "möchte ich auch wissen", sagte ein verärgerter Salihamidzic: "Ich kann mir das nicht erklären. Wir werden das intern besprechen."

Immerhin herrschte Einigkeit in der Bewertung eines "ganz schlechten Spiels von uns", wie es Salihamidzic einstufte. "Keine Frische, keine Aktionen nach vorne", monierte der Sportdirektor. Man sehe, "dass man auch mal die Killermentalität rausholen und die Big Points einfahren muss - das haben wir nicht geschafft."

Warum? "Wir hatten kein Tempo drin, waren fußballerisch sehr ungenau", kritisierte Mats Hummels und sprach von "unzähligen freien Ballverlusten und vielen Missverständnissen. Das war nicht das Niveau, was wir von uns erwarten. Wir hätten den Vorsprung gerne ausgebaut, aber das hatten wir uns nicht verdient", fügte er selbstkritisch an. Seine Rechnung nun: "Wir müssen sieben Punkte holen und wollen zeigen, dass es ein Ausrutscher war."

Das Thema Dortmund soll dabei ausgeblendet werden, geht es nach Salihamidzic. "Man braucht nicht nach links und rechts schauen, sondern muss sich auf seine eigene Leistung konzentrieren", forderte er. Ihn interessiere deshalb die Lage des BVB nicht: "Wir müssen schauen, dass wir unsere Spiele gewinnen."

In Nürnberg hatten die Münchner gar reichlich Glück, nicht das fünfte Ligaspiel zu verlieren. Nach Rückstand durch Matheus Pereira (48.) und Ausgleich durch Serge Gnabry (75.) vergab der Club durch Tim Leibold die Riesenmöglichkeit, per Foulelfmeter den großen Favoriten zu stürzen (90.+1). Der Innenpfosten rettete die Bayern.

Dass Kingsley Coman in der letzten Aktion der Nachspielzeit bei einem Alleingang wiederum leichtfertig den Münchner Sieg vergab, rundete die turbulente Schlussphase ab. "Das ist schon Wahnsinn, was innerhalb von fünf Minuten alles passiert", sagte Kovac: "Die Bundesliga ist verrückt."

(sef/sid)
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