Rekordspiel der Regionalliga Aachen und Essen ziehen 30.000 Zuschauer an

Rekordspiel, Hochsicherheitsspiel, Liveübertragung im Fernsehen. Das Traditionsduell zwischen Alemannia Aachen und Rot-Weiss Essen ist beileibe kein normales Regionalliga-Spiel.

 Aachen oder Essen — aufsteigen in die 3. Liga kann maximal einer. Den Zuschauerrekord der Regionalliga werden sich beide teilen.

Aachen oder Essen — aufsteigen in die 3. Liga kann maximal einer. Den Zuschauerrekord der Regionalliga werden sich beide teilen.

Foto: dpa, ve hak nic

Michael Welling hat eine klare Vision. "Weltpokalsieger 3024" solle Rot-Weiss Essen werden. Und möglichst bald erst einmal dritte Kraft im Ruhrpott hinter Borussia Dortmund und Schalke 04. Deshalb auch hat der Vorsitzende via 11Freunde schon mal eine Warnung an den Rest der Fußball-Republik ausgesandt: "Mit Essen spielt man nicht."

Am Samstag dürfen Welling und RWE schon mal am großen Fußball schnuppern. Denn das Spiel bei Alemannia Aachen am Samstag (14.00/WDR) ist alles andere als ein gewöhnlicher Regionalliga-Kick.

Es ist ein Rekordspiel — 30.313 Zuschauer auf dem seit Wochen ausverkauften Tivoli pulverisieren die bisherige Viertliga-Bestmarke von 24.795 Besuchern beim Stadtderby zwischen Lok Leipzig und RB Leipzig am 2. September 2012. Es ist dadurch leider auch ein Hochsicherheitsspiel, bei dem die Alemannia dreimal so viele Ordner einsetzt wie gewöhnlich und auch Essen eigenes Personal mitbringt. Essener Ultras appellierten bereits an die RWE-Fans: "Baut kein Scheiß!" Es wird live im Fernsehen übertragen. Und es ist ein absolutes Traditionsduell zwischen einem früheren deutschen Meister (Essen 1955) und einem ehemaligen Vizemeister (Aachen 1969).

Da es auch das Duell des Spitzenreiters gegen den Tabellenzweiten der Regionalliga West ist - Aachen führt nach dem Punktabzug gegen RWE wegen der positiven Dopingprobe des Spielers Cebio Soukou mit diesem einen Zähler Vorsprung - ist es auch das Duell der Hoffnung auf bessere Zeiten, nachdem beide zuletzt in die Insolvenz gehen mussten.

In Aachen sind sie vom plötzlichen Erfolg in dieser Saison etwas überrascht, der rasante Absturz im vergangenen Jahrzehnt hat den Pokalfinalisten von 2004 und Bundesligisten der Saison 2006/07 demütig gemacht. Einen Aufstieg bis 2018 hatte sich der neue Geschäftsführer Alexander Mronz (49), einst die Nummer 74 der Tennis-Weltrangliste, bei seinem Amtsantritt vor knapp einem Jahr auf die Fahne geschrieben.

Demütig sind sie auch in Essen, aber auch etwas ungeduldiger. Und mit einem endlich modernerem Stadion blickt der Verein - der einst Willi "Ente" Lippens und den "Helden von Bern", Helmut "Boss" Rahn, groß machte — schon wieder optimistischer in die Zukunft. Dabei will Welling, Professor für Sportmanagement an der Fachhochschule Iserlohn, dem Verein auch gar kein künstliches Image verpassen. "Wir sind ein bisschen rauer und rotziger, das muss auch so sein, das passt zum Ruhrgebiet, das passt zu Essen, das passt zu Rot-Weiss", sagte der 43-Jährige der WAZ: "Und das wollen wir auch gar nicht ablegen. Bei uns im Stadion darf man auch mal 'scheiße' sagen und den Gegner und die eigene Mannschaft beschimpfen, das gehört eben dazu."

Die Tradition nicht mehr als Hemmschuh sehen und mehr als Basis für innere Stärke — das soll das Rezept von RWE sein. Auf dem Weg zum Weltpokalsieg 3024.

(sid)
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