Buenos Aires Davis-Cup-Team im Abstiegskampf
Buenos Aires · Auch unter dem neuen Bundestrainer kämpft das deutsche Männertennis gegen den Abstieg. Carsten Arriens bleibt nach der Niederlage in Argentinien gelassen – spätestens vor der Relegation im September wird der Druck steigen.
Die freundlichen Tennis-Verlierer aus Deutschland stecken wieder im Abstiegskampf. Immerhin trat das Davis-Cup-Team beim neuerlichen K.o. gegen Argentinien viel sympathischer auf als vor einem Jahr. Angesichts des warmen Beifalls in Buenos Aires und positiver Erkenntnisse gab der neue Teamchef Carsten Arriens trotz seines unglücklich verlaufenen Debüts zu: "Die Enttäuschung hält sich ehrlich gesagt in Grenzen." Dabei machen die reinen Fakten wenig Freude: Mitte September geht es erneut in die Relegation, weil wie beim 1:4 in Bamberg im Februar 2012 schon vor dem Schlusstag gegen Argentinien nichts mehr zu holen war – wenn auch diesmal ohne internen Krach und mit Verletzungspech beim bitteren Aus für Philipp Kohlschreiber.
Am bedeutungslosen Sonntag musste Florian Mayer wegen eines Magen-Darm-Virus' ins Krankenhaus. Tobias Kamke verlor zuvor 4:6, 6:7 (2:7) gegen Juan Mónaco. Zum Abschluss musste Doppel-Spezialist Christopher Kas gegen Carlos Berlocq an dessen 30. Geburtstag antreten. Nach dem 1:6, 4:6, 7:5, 2:6 des Not-Doppels Kas und Kamke gegen Altmeister David Nalbandian und Horacio Zeballos blickten Arriens und seine Schützlinge am Samstag ernüchtert zu den Argentiniern. Mit Sektduschen feierten die ohne Top-Star Juan Martin Del Potro angetretenen Gastgeber erleichtert den entscheidenden 3:0-Vorsprung und den Viertelfinal-Einzug gegen Frankreich. Danach verabschiedeten 3000 Fans im 13 000 Zuschauer fassenden Estadio Mary Teran de Weiss die fair aufgetretene DTB-Auswahl mit viel Applaus.
Da war Kohlschreiber schon am Flughafen. Sein zwei Zentimeter langer Muskeleinriss im linken Oberschenkel sollte so schnell wie möglich daheim behandelt werden. Die Pause dürfte mehrere Wochen dauern. Mayers Ausfall war der Schlussstrich unter ein verkorkstes Wochenende. Arriens mochte seine seit der verspäteten Anreise am Dienstag gesammelten Eindrücke vom neuen Job nicht sofort und in nur wenigen Sätzen schildern. "Das muss alles ein bisschen verarbeitet werden. Für mich ist da eine ganze Menge drin. Ich habe die Woche sehr positiv wahrgenommen, es ist ein gut eingespieltes Team", sagte der 43-Jährige und betonte zur Aufgabe für ihn und Co-Trainer Michael Kohlmann: "Es hängt ja nicht nur am Davis Cup."
In der öffentlichen Wahrnehmung wird dies aber in erster Linie so sein – was Arriens bei aller berechtigten Sorge um die Nachwuchsförderung sehr wohl weiß. In der Relegation soll das beste Team spielen, auch mit Tommy Haas und Philipp Petzschner wird es Gespräche geben. "Der Gedanke an einen Abstieg wäre der falsche Ansatz", betonte Kohlmann. Er assistierte schon im Vorjahr beim 3:2 gegen Australien – damals noch bei Patrik Kühnen. Kohlmann hätte es viel lieber gesehen, in zwei Monaten das Viertelfinale gegen die Franzosen zu bestreiten, denn nun gibt es eine sehr lange Wartezeit bis zur Relegation. Erst im April steht der Gegner fest.
Ein bisschen Wundenlecken nach dem vermaledeiten Freitag mit Kohlschreibers Aufgabe in der Gluthitze erlaubte sich das mit so großen Hoffnungen auf den ersten Sieg in Argentinien angereiste Team nach der Doppel-Niederlage. Florian Mayer klagte, wie bei Kohlschreibers krankheitsbedingter Absage vor einem Jahr seien wieder unglückliche Umstände dazugekommen. Auch Neuling Kamke betonte nach seinem verlorenen Debüt: "Wir haben alles gegeben. Wir können uns nicht vorwerfen, dass wir es nicht probiert hätten." Für DTB-Sportdirektor Klaus Eberhard war "irgendwie der Wurm drin. Hätte der Oberschenkel fünf oder zehn Minuten länger gehalten... Aber hätte, hätte, hätte...", sinnierte er.
