Düsseldorf Schüsse am Düsseldorfer Bahnhof

Düsseldorf · Ein 48-Jähriger aus Herne hat auf der Flucht vor Bundespolizisten eine Passantin schwer verletzt. Zuvor hatte er mit einer Waffe auf die Beamten geschossen, als sie ihn im Hauptbahnhof kontrollieren wollten.

Vor den Augen Hunderter Passanten und mehrerer Polizisten hat ein 48-Jähriger gestern Mittag einer 22-Jährigen auf dem Bahnhofsvorplatz in Düsseldorf eine Waffe an den Kopf gehalten und abgedrückt. Die junge Frau kam schwer verletzt in die Universitätsklinik. Sie soll, so hieß es am Abend, außer Lebensgefahr und ansprechbar sein. Noch ist unklar, mit welcher Art Waffe der Täter sie verletzt hat. Die Tatwaffe wird zurzeit im ballistischen Labor untersucht.

Das polizeiliche Führungszeugnis des Schützen ist makellos. Der Herner, den vier Bundespolizisten vor dem Bahnhof überwältigten und auf das nasse Pflaster drückten, war "ein unbeschriebenes Blatt" für die Polizei. Seit gestern wird ihm ein versuchtes Kapitalverbrechen vorgeworfen.

Schon in der Bahnhofshalle war der 48-Jährige aufgefallen. Augenzeugen berichten, er sei getorkelt, habe sich nicht mehr ganz auf den Beinen halten können. Das müssen auch die beiden Bundespolizisten gesehen haben, die den Mann um 13.40 Uhr ansprechen wollten. Als die Beamten auf ihn zugingen, eröffnete der Mann wortlos das Feuer. Doch sein Schuss verfehlte die Polizisten, und der Schütze rannte in Richtung Ausgang davon.

Auf der Flucht griff er nach einem Jungen, den er offenbar als Schutzschild benutzen wollte. Dann schubste er den 13-Jährigen weg, rannte auf den belebten Vorplatz und zu den Straßenbahnhaltestellen, wo er die junge Frau packte, die auf einer Bank gesessen hatte. Er zerrte sie mit sich, und als ihn die Polizisten einholten, hielt er ihr die Waffe an den Kopf und drückte sofort ab. Danach überwältigten die Beamten den Mann.

Während die Schwerverletzte vom Rettungsdienst in ein Krankenhaus gebracht wurde, betreute die Feuerwehr mit Hilfe von Notfallseelsorgern die geschockten Augenzeugen, darunter mehrere Schulkinder, in einem Bus.

Der 13-jährige Schüler, den der Mann im Bahnhof in seine Gewalt gebracht hatte, hat die Attacke nach Polizeiangaben gut überstanden. Wie die junge Frau sei er ein absolut zufälliges Opfer, betonten die Ermittler. Es gebe keine Hinweise auf einen vorherigen Kontakt zwischen ihm oder der 22-Jährigen und dem Schützen. Auch den beiden Bundespolizisten war er zuvor bei ihrer Streife nicht aufgefallen.

Über Motiv und Hintergründe der Tat war gestern Abend noch nichts bekannt. "Wir stehen noch ganz am Anfang der Ermittlungen", sagte ein Polizeisprecher.

Der 48-Jährige ist nach seiner Festnahme durch die Bundespolizei, die für die weiteren Ermittlungen nicht zuständig ist, der Landespolizei in Düsseldorf übergeben worden. Die nahm ihn in Gewahrsam und leitete ein Ermittlungsverfahren wegen eines versuchten Tötungsdelikts ein. Tatortermittler sperrten die Straßenbahnhaltestelle, suchten mit einem Spürhund nach Spuren, insbesondere nach Projektilen.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Täter nicht nur die eine Waffe bei sich gehabt haben. Mindestens ein Messer und eine weitere Schusswaffe, bei der es sich um eine umgebaute Schreckschusswaffe handeln könnte, sollen bei ihm gefunden worden sein.

Am späten Nachmittag startete gestern ein Ermittlerteam nach Herne, um in der Wohnung des 48-Jährigen und durch Befragungen in seinem persönlichen Umfeld mehr über ihn und damit womöglich auch über die Hintergründe seiner Tat zu erfahren.

Erste Ermittlungsergebnisse sollen heute veröffentlicht werden.

(RP)
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