Kabul Mehr zivile Opfer in Afghanistan

Kabul · Die UN schlagen Alarm: Kinder geraten zunehmend zwischen die Fronten.

Die Zahl der in Afghanistan getöteten und verletzten Kinder ist dramatisch gestiegen. 3512 Kinder seien 2016 dem neu aufgeflammten Krieg zwischen radikalislamischen Taliban und afghanischer Regierung zum Opfer gefallen, heißt es in dem am Montag veröffentlichten Jahresbericht der UN zu zivilen Opfern. Das sind 24 Prozent mehr als im Vorjahr. Fast jedes dritte Opfer sei nun ein Kind.

Die UN machen dafür vor allem die Zunahme von Gefechten in dicht besiedelten Gebieten mit vielen Familien verantwortlich. Erheblich mehr Kinder seien deshalb auch durch explosive Überbleibsel von Kämpfen wie nicht detonierte Munition zu Schaden gekommen (plus 65 Prozent). Außerdem sei die Zahl der Kinderopfer durch die vor allem von Taliban gelegten improvisierten Sprengsätze um vier Prozent gestiegen. Und internationale und afghanische Luftschläge hätten mehr als doppelt so viele Kinder getötet oder verletzt wie im Vorjahr (200 Kinder).

Auch die Gesamtzahl der getöteten oder verletzten Zivilisten hat einen neuen Höchststand erreicht. Insgesamt sind laut UN-Bericht im vergangenen Jahr 11.418 Unbeteiligte getötet oder verletzt worden - ein Anstieg von drei Prozent gegenüber 2015. Die Zahl der Verletzten sei um sechs Prozent gestiegen (auf 7920 Menschen). Den größten Anstieg von Opfern (plus 34 Prozent) verzeichne Zentralafghanistan, vor allem wegen vieler Selbstmordanschläge in der Hauptstadt Kabul. Die UN machen die Taliban und andere Rebellen- oder Terroristengruppen - wie die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) - für 61 Prozent aller zivilen Opfer verantwortlich. Dabei habe der IS fast zehnmal so viele Zivilisten getötet oder verletzt (899) wie noch 2015.

Mehrere von SPD und Grünen regierte Bundesländer wollen abgelehnte Asylbewerber nun nur noch in Einzelfällen nach Afghanistan abschieben, hieß es in einem Medienbericht. Dazu zählten Rheinland-Pfalz, Berlin, Bremen, Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Beschlüsse über einen Abschiebestopp gibt es informierten Kreisen zufolge aber nicht.

(dpa)
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