Essen NRW-Staatspreis an Else und Berthold Beitz

Essen · NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft hat am Montagabend die Eheleute Else und Berthold Beitz mit dem Staatspreis, der höchsten Auszeichnung des Landes, geehrt. Es sei eine Ehrung, "die Sie beide schon seit vielen Jahren verdient haben", sagte Kraft vor rund 100 geladenen Gästen in der Essener Villa Hügel, darunter auch die Witwe des früheren Bundespräsidenten, Christina Rau. Kraft zum Ehepaar Beitz: "Nordrhein-Westfalen ist stolz auf Sie. Wir verneigen uns vor Ihrem Lebenswerk."

 Hannelore Kraft (3.v.r.) verleiht in der Essener Villa Hügel den 25. NRW-Staatspreis an Else und Berthold Beitz (vorn). Rechts: Christina Rau.

Hannelore Kraft (3.v.r.) verleiht in der Essener Villa Hügel den 25. NRW-Staatspreis an Else und Berthold Beitz (vorn). Rechts: Christina Rau.

Foto: dapd, Ralph Sondermann

Beitz (98), dessen Frau (91) an Demenz erkrankt ist, dankte der Regierungschefin mit einem Wangenkuss. Das Preisgeld von 25 000 Euro stiftet das Paar einer Hauptschule in Essen. Beitz war 1953 von Alfried Krupp zum Generalbevollmächtigten des Unternehmens ernannt worden. Nach Krupps Tod übernahm er 1968 den Kuratoriumsvorsitz der neu geschaffenen Krupp-Stiftung, den er weiterhin innehat. Mit dem Staatspreis würdige NRW die Verdienste des Ehepaars Beitz um das Land: "Sie sind große Vorbilder und herausragende Botschafter Nordrhein-Westfalens, und das schon seit Jahrzehnten", sagte die Ministerpräsidentin. Hinzu komme, dass beide "sehr viel zur Wirtschaftskraft Nordrhein-Westfalens beigetragen" hätten. An der Spitze der Krupp-Stiftung habe Beitz den wirtschaftlichen Strukturwandel positiv beeinflusst. Unvergessen bleibe auch, wie sich Beitz für die Kultur im Ruhrgebiet eingesetzt habe, betonte Kraft.

Es gebe zudem noch eine weitere Lebensleistung des Ehepaars Beitz, die man "in ihrer Größe kaum genug würdigen kann": In dem von deutschen Truppen während des Zweiten Weltkriegs besetzten polnischen Boryslaw habe das Paar Hunderte von Juden vor dem sicheren Tod gerettet. Kraft: "Es gibt Augenzeugenberichte, wie Berthold Beitz verplombte Viehwaggons aufriss, um Menschen aus den Zügen zu holen — vor den Augen der SS."

Frau Beitz habe Juden mit Lebensmitteln versorgt und jüdische Kinder in ihrem Haus versteckt. In der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem wird das Ehepaar Beitz für sein mutiges Auftreten gegenüber den Nazis seit 1973 mit dem Titel "Gerechte unter den Völkern" geehrt. Beitz selbst hat dazu gesagt: "Ich war kein Held. Ich habe einfach als Mensch gehandelt."

In seiner Laudatio sagte der Journalist und Beitz-Biograf Joachim Käppner ("Süddeutsche Zeitung"), es handle sich um die Geschichte eines Ehepaars, "das eine so einsame wie richtige Wahl traf". Berthold Beitz sei "immer einem inneren moralischen Kompass gefolgt, oftmals bestärkt von seiner Frau".

Der Staatspreis ist 1986 aus Anlass des 40-jährigen NRW-Bestehens vom Land gestiftet worden. Erste Preisträger waren die Düsseldorfer Kabarettisten Lore und Kay Lorentz. Zu den bislang 47 Trägern der Auszeichnung gehören die Tänzerin Pina Bausch, der russische Schriftsteller Lew Kopelew, der Kabarettist Hanns Dieter Hüsch und der Philosoph Jürgen Habermas.

(RP/pst)
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