Bundeswehr Der Mali-Einsatz wird gefährlicher

Berlin · In der Sahelzone soll die Bundeswehr näher ran an die Gebiete, in denen die malischen Soldaten gegen den Terror kämpfen. Es ist nicht die einzige Gefahr. Wie die Einsatzkontingente weltweit mit Corona umgehen.

Ein Soldat der Bundeswehr nahe des Stützpunktes in Gao im Norden Malis.

Ein Soldat der Bundeswehr nahe des Stützpunktes in Gao im Norden Malis.

Foto: dpa/Michael Kappeler

Die Bundeswehr muss sich auf neue gefährliche Situationen bei ihrer Ausbildungsmission in der afrikanischen Sahelzone einstellen. In der Beratung des Bundestages zeichnete sich am Mittwoch eine deutliche Mehrheit für eine Verlängerung und Ausweitung des Einsatzes in Mali ab. Zwar meinte Außenminister Heiko Maas, die bisherige Bilanz sei „durchwachsen“, die Zahl der Anschläge und der terroristische Druck auf die Bevölkerung hätten zugenommen. Doch könne Deutschland aufgrund der Erfahrungen mit der Terrormiliz IS nicht so tun, als ginge es die Entwicklung in Afrika nichts an.

Um die malischen Streitkräfte noch besser auf den Kampf gegen den Terrorismus einzustellen, soll die Bundeswehr künftig näher an die Einsätze heran. Es wird in dem Mandat zwar erneut betont, dass die deutschen Soldatinnen und Soldaten nicht an Kampfeinsätzen teilnehmen sollen. Doch wird die Schulung näher an den Hotspots des Geschehens möglicherweise - wie vor Jahren in Afghanistan erlebt - auch in Mali dazu führen, dass es zur Eigensicherung und zur Nothilfe malischer Kameraden häufiger zu Schusswechseln kommt.

Zu diesem Zweck sollen mit einer Einsatzstärke von bis zu 450 Kräften deutlich mehr Bundeswehrsoldaten in Mali präsent sein. Erstmals ist auch von der Operation „Gazelle“ deutscher Spezialkräfte die Rede. Den Einsatz hatte der scheidende Wehrbeauftragte Hans-Peter Bartels per Zufall entdeckt und bemängelt, dass er nicht durch ein Mandat des Bundestages abgedeckt sei. Das holt die Bundesregierung nun nach.

Derzeit ist wegen der Corona-Gefahren die Ausbildung in Mali jedoch auf Eis gelegt, das Kontingent bis auf 60 Männer und Frauen zurück nach Deutschland verlegt worden. Auch die übrigen Auslandseinsätze stehen unter besonderen Corona-Vorkehrungen.

So vermeiden die Bundeswehrsoldaten bei Patrouillenfahrten jeden Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung und verzichten auf Ausbildung, wenn diese nicht durch Videokonferenzen ersetzt werden kann. Die Unifil-Mission im Libanon verläuft ohne Landgänge der Marinesoldaten, und bei dennoch notwendigen Besprechungen versuchen alle Teilnehmer, untereinander Abstand zu halten. Ein Mund- und Nasenschutz ist für die Begegnung mit anderen Soldaten empfohlen, jedoch nicht befohlen.

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos bezifferte die Zahl aktuell infizierter Soldaten bei den deutschen Auslandseinsätzen mit Null. Die zunächst im Kosovo und in Litauen von Corona betroffenen Kameraden seien zur besseren Behandlung nach Deutschland geholt worden. Es habe sich aber um eine einstellige bzw. kleine zweistellige Anzahl positiv getesteter Soldaten gehandelt.

Die Bundeswehr halte sich an die Entscheidung der Vereinten Nationen, bis Ende Juni wegen Corona-Gefahren keinen Kontingentwechsel vorzunehmen. Wo Soldaten im Einzelfall zur Aufrechterhaltung des Dienstes in die Einsätze geflogen werden müssten, kämen diese in Hotels nahe der beiden Flughäfen Bonn und Wunstorf in Quarantäne und könnten von dort aus umgehend in die jeweiligen Flieger steigen. Je nach Vorgaben des Einsatzlandes gebe es nach der Ankunft unter Umständen - wie in Mali - auch eine weitere Quarantäne. Als weitere Vorbeugung gegen Corona sei die Truppe in Mali dazu übergegangen, die Ortskräfte innerhalb des Camps unterzubringen, so dass es auch hier keinen Kontakt mit der Bevölkerung gebe.

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