Kolumne zu den sozialen Netzwerken Instagram baut ein eigenes Internet

Als Foto-Plattform gestartet, hat die App mittlerweile ein Rundum-Angebot.

 Kevin Systrom hat Instagram gegründet.

Kevin Systrom hat Instagram gegründet.

Foto: AP/Jeff Chiu

Instagram ist für viele Deutsche inzwischen eine der meistgenutzten Alltags-Apps. Als Bilder-Plattform hat sich das soziale Netzwerk einen Namen gemacht. Auch für Unternehmen ist es mittlerweile eine attraktive Adresse. Der Erfolg beruht allerdings auf einem Irrtum: Instagram-Gründer Kevin Systrom hat keine Bilder-Plattform erschaffen, sondern eine Marke, deren Nutzer ihr Vertrauen schenken. Das wurde schon 2012 deutlich, wenige Wochen vor dem Verkauf von Instagram an Facebook, als Systrom mit leuchtenden Augen auf einer Bühne in Texas stand. Er konnte nicht glauben, dass die App schon 57 Millionen Nutzer hatte (heute sind es eine Milliarde) und fast 70 Prozent von ihnen die App täglich nutzen. Facebook nutzt diese Werte in der Vertrauenskrise seiner Haupt-App aus. „Denken Sie bei Instagram nicht an Bilder, sondern an Videos und Stories“, sagen Mitarbeiter heute über Instagram.

Die Richtung ist klar: Mit der Videofunktion IGTV soll Youtube Konkurrenz gemacht werden. Mit der Stories-Funktion – einer Sammlung von persönlichen Bildern und Kurzvideos, die nach 24 Stunden verschwinden – hat man Snapchat in Deutschland bedeutungslos werden lassen. Viele Nutzer müssen für Dating, Shopping und Kommunikation Instagram nicht mehr verlassen. Sie nutzen die App sogar als Blog-Plattform, indem sie Bleiwüsten auf Texttafeln veröffentlichen. Instagram hat neue Shopping- und Direktnachrichten-Funktionen angekündigt. Ein rapider Wandel, der von außen kaum bemerkt wird.

Diese Reise wird Facebook aber ohne Systrom und seinen Gründungspartner machen. Die haben das Handtuch geworfen. Ihre Abschiedsbotschaft machte die Meinungsverschiedenheiten mit Facebook deutlich. Aber zwischen den Zeilen las man auch durch: Begeisterte Nutzer ihres Instagram werden sie bleiben.

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(dafi)
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