Kolumne Gott und die Welt Wohnungsbau ist Dombau

Mietwucher spaltet unsere Gesellschaft. Dabei ist Wohnen ein Menschenrecht.

 Kräne stehen auf einer Baustelle für Wohnhäuser.

Kräne stehen auf einer Baustelle für Wohnhäuser.

Foto: dpa/Christian Charisius

„Wohnst du noch oder lebst du schon?“ Sie alle werden den Slogan eines großen Möbelhauses kennen. Damit ist gemeint: Richte Deine Wohnung so ein, dass sie nicht nur Wohnraum ist, sondern ein echter Lebenstraum! Für immer mehr Menschen muss das wie Hohn klingen: Sie stellen sich schon gar nicht mehr die Frage nach einem echten Lebenstraum in guter Lage, mit schönen Möbeln und bester Aussicht. Sie wollen einfach nur eins: eine bezahlbare Wohnung.

Der Wohnungsmangel hat längst die Mittelschicht erreicht. Krankenschwestern, Erzieher, Polizisten – sie alle tun sich schwer, eine Wohnung zu finden. Und sie suchen ganz sicher nicht das Luxus-Appartement in der Innenstadt, sondern einfach nur ausreichend Platz für sich und ihre Familie. Lange hat die Politik das Problem unterschätzt. Die Zahl der Sozialwohnungen hat sich seit der Jahrtausendwende halbiert. Gebaut wird viel, das stimmt – aber oft nur für die, die richtig gut verdienen, denn mit Luxussanierungen und teuren Appartements lässt sich mehr Rendite erzielen.

Viele sprechen angesichts der Ereignisse in Chemnitz von gesellschaftlichem Zusammenhalt. Die Menschen sollen sich bitteschön mehr aufeinander zubewegen, heißt es dann. Vielfalt statt Trennung. Aber wie soll das gelingen, wenn die einen in Palästen wohnen und die anderen Glück haben, wenn sie bei Verwandten unterkommen? Mietwucher spaltet unsere Gesellschaft zunehmend. So finden Menschen nicht mehr zueinander.

Dabei ist Wohnen nicht mehr und nicht weniger als ein Menschenrecht. „Wohnungsbau ist Dombau“, sagte Kardinal Frings einst bei der Grundsteinlegung der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim. Er wusste bereits damals, dass Wohnungssorge echte Seelsorge und Dienst am Menschen und der Gesellschaft ist.

Das Erzbistum Köln wird in dieser Tradition deshalb zusammen mit der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft an elf Standorten in Köln 632 zusätzliche Wohnungen schaffen. Wohnungen für Kinderreiche, für Alleinerziehende, für Ältere, für Menschen, die es schwer haben auf dem Wohnungsmarkt. Die Zahl 632 steht dabei symbolisch für die Bauzeit des Kölner Doms von 1248 bis 1880. Das ist ein kleiner Beitrag zur Linderung der Wohnungsnot, denn: Jeder Mensch braucht ein Zuhause!

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