Berlin Deutsche streiten über Atompolitik

Berlin · Nach den Ereignissen in Japan gerät die Bundesregierung wegen ihrer Atompolitik unter Druck. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sprach von einem "Einschnitt für die Welt". Sie ordnete nach einem Krisentreffen die Überprüfung der deutschen Atomkraftwerke an. An der Verlängerung der Laufzeiten um durchschnittlich zwölf Jahre will Merkel aber vorerst festhalten.

Dagegen rückte Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) davon bereits vorsichtig ab. Die Ereignisse in Japan seien eine "Zäsur", durch welche die Atomdebatte in Deutschland neu entfacht werde, sagte Röttgen in der ARD. Dieser Debatte könne und dürfe nicht ausgewichen werden. Nun gehe es darum, ob die Brücke zum Zeitalter der erneuerbaren Energien verkürzt werden könne. "Die Fragen der Vertretbarkeit sind neu gestellt", sagte Röttgen.

Gegen eine Kehrtwende wehrten sich lautstark die AKW-Betreiber. Auch die umweltpolitische Sprecherin der Unionsfraktion im Bundestag, Marie-Luise Dött, sagte unserer Zeitung: "Die Katastrophe in Japan ist kein Anlass, jetzt die Laufzeitverlängerung in Deutschland infrage zu stellen." Eon-Chef Johannes Teyssen will sich nicht äußern. Die Sachlage sei bisher nicht geklärt, darum sei jeder Kommentar falsch, heißt es bei dem Unternehmen, das die meisten Kernkraftwerke in Deutschland betreibt. Der Präsident des Atomforums, Ralf Güldner (Eon), sagte, an sich sei völlig ausgeschlossen, dass eine ähnliche Verkettung von Unglücken in Deutschland vorkomme.

Baden-Württembergs SPD-Spitzenkandidat Nils Schmid kündigte an, nach einem Regierungswechsel die Meiler Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 sofort abzuschalten.

(RP)
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