Boston Der Attentäter von Boston zeigt keine Spur von Reue

Boston · Dschochar Zarnajew plädierte bei seinem Auftritt vor Gericht auf "nicht schuldig".

 Der Angeklagte Dschochar Zarnajew vor Gericht.

Der Angeklagte Dschochar Zarnajew vor Gericht.

Foto: ap

Das dunkle, ungekämmte Haar hängt Dschochar Zarnajew ins Gesicht. Der 19-Jährige mutmaßliche Bombenleger von Boston lehnt sich im Gerichtssaal nach vorn. Mit kühler Stimme antwortet er: "nicht schuldig", zeigt keinerlei Anzeichen von Reue. Ihm wird vorgeworfen, am 15. April dieses Jahres mit seinem Bruder einen blutigen Terroranschlag auf den Boston-Marathon verübt zu haben.

Als der Angeklagte in Fesseln den Gerichtssaal betritt, gleiten seine Augen über das Publikum. Zu einer Gruppe von 30 Menschen vermeidet er jeden Blickkontakt — zu den Überlebenden und Angehörigen der Opfer der beiden Bomben. Drei Menschen, darunter ein achtjähriger Junge, starben bei den Explosionen. 264 wurden zum Teil schwer verletzt, verloren Gliedmaßen.

Zarnajew reibt sein Kinn, als die 30 Anklagepunkte verlesen werden. Auf 17 von ihnen steht im Falle einer Verurteilung die Todesstrafe. Diese ist zwar im Bundesstaat Massachusetts abgeschafft, aber Zarnajew ist nach Bundesrecht angeklagt. Ihm werden unter anderem der Einsatz von Massenvernichtungswaffen, Verschwörung und Mord vorgeworfen.

Der Ex-Student zupft an seinem orangefarbenen Gefängnisoverall, der viel zu locker sitzt. Sein linker Arm steckt in einem Gipsverband; bei der tagelangen spekakulären Verfolgungsjagd war er schwer verletzt worden. Nach Erkenntnissen der Polizei hat der Angeklagte auf der Flucht seinen älteren Bruder Tamerlan angefahren und war schließlich in seinem Versteck in einem Boot gefunden worden.

Zu den Motiven des vor Jahren aus Tschetschenien eingewanderten Brüderpaars, hat Dschochar Zarnajew in ersten Vernehmungen Wut über die Kriege der USA in Afghanistan und im Irak angegeben. Sein Bruder Tamerlan - der an den Folgen des Unfalls starb — sei die treibende Kraft hinter den Anschlägen gewesen.

Beim Verlassen des Gerichtssaals hauchte Dschochar Zarnajew seinen Schwestern einen Kuss zu. Vier Monate könnte der Prozess dauern, schätzen die Ankläger.

(RP)
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