Verwunderlich ist Christies Triumph bei genauerem Hinsehen aber kaum. Denn Christie ist der wohl demokratischste Republikaner im derzeit tief gespaltenen Zwei-Parteien-System. Von strenger Partei-Ideologie hält der stark übergewichtige, hemdsärmelige und für seine große Klappe bekannte Politiker wenig. Er begrüßt strengere Waffengesetze, eine schrittweise Einbürgerung illegaler Einwanderer und glaubt an den menschgemachten Klimawandel. Außerdem pflegt er ein fast kumpelhaftes Verhältnis mit Präsident Obama. In der Vergangenheit verärgerte er damit viele Parteigenossen — doch nach seinem Sieg gilt er plötzlich als republikanische Hoffnungsfigur. Denn der Ruf der "Grand Old Party" hat in den vergangenen Monaten schwer gelitten — nicht zuletzt wegen ihrer Engstirnigkeit bei der Blockade des Haushalts und dem daraus folgenden "Shutdown".

In dieser Woche musste sich der Republikaner Joe Lhota auch noch bei der Bürgermeisterwahl in New York geschlagen geben. Bevor Christie 2016 zur Präsidentschaftswahl antreten könnte, muss er die parteiinterne Aufstellung hinter sich bringen. Dort könnten ihm seine Ansichten zum Problem werden, denn die Parteibasis ist zum Großteil strikt konservativ. Auch sein Übergewicht — gegen das er sich bereits den Magen verkleinern ließ — sehen viele Kommentatoren in Amerikas Medien als Hindernis: Christie fehle die nötige Fitness für das Präsidentenamt. Der widerspricht: "Ich bin der gesündeste Fette, den ihr je gesehen habt."

Laura Schameitat