Novum in US-Geschichte Joe Biden sucht eine Kandidatin für die Vizepräsidentschaft

Washington · Wahlkampf in den USA: Der designierte US-Präsidentschaftskandidat Joe Biden hat die Suche nach einer Kandidatin für die Vizepräsidentschaft lanciert. Trump reagierte indes erbost auf schlechte Umfragewerte.

 Joe Biden, ehemaliger US-Vizepräsident und Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas.

Joe Biden, ehemaliger US-Vizepräsident und Bewerber um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten, spricht auf einer Wahlkampfveranstaltung in Las Vegas.

Foto: dpa/Jeff Roberson

Der US-Demokrat Biden stellte am Donnerstag ein Komitee vor, das ihn bei der Suche nach einem sogenannten "Running Mate" beraten soll. Derweil soll US-Präsident Donald Trump erbost auf schlechte Umfragewerte reagiert haben, die ihn mit Blick auf die Wahl am 3. November hinter seinem Rivalen sehen.

Biden hat das Bewerberrennen bei den oppositionellen Demokraten de facto für sich entschieden. Der 77-Jährige hat angekündigt, mit einer Frau als Kandidatin für die Vizepräsidentschaft in den Wahlkampf gegen Amtsinhaber Trump ziehen zu wollen. In der US-Geschichte gab es noch nie eine Vizepräsidentin, geschweige denn eine Präsidentin.

Das Gremium, das Biden bei der Suche beraten soll, wird geleitet vom Bürgermeister von Los Angeles, Eric Garcetti, dem früheren Senator Christopher Dodd, der Abgeordneten Lisa Blunt und Bidens früherer Beraterin Cynthia Hogan. Die Suche könnte sich über Wochen oder gar Monate ziehen.

"Die Auswahl eines Vizepräsidenten-Kandidaten ist eine der wichtigsten Entscheidungen in einem Präsidentschaftswahlkampf, und niemand weiß das besser als Joe Biden", erklärte seine Wahlkampfmanagerin Jen O'Malley Dillon. Biden hatte US-Präsident Barack Obama acht Jahre lang als Stellvertreter gedient.

In den vergangenen Wochen sind schon eine Reihe von demokratischen Politikerinnen als potenzielle Kandidatinnen gehandelt worden. Darunter sind die Senatorinnen und früheren Präsidentschaftsbewerberinnen Kamala Harris, Amy Klobuchar und Elizabeth Warren, Michigans Gouverneurin Gretchen Whitmer und die frühere Regionalabgeordnete Stacey Abrams aus dem Südstaat Georgia.

Biden soll bei einem für August geplanten Parteitag formal zum Präsidentschaftskandidaten nominiert werden, die Präsidentschaftswahl findet am 3. November statt. Der frühere Vizepräsident setzt auf seine große politische Erfahrung und einen Kurs der politischen Mitte, um Trump zu besiegen. Allerdings gelten sein hohes Alter und seine Anfälligkeit für Versprecher und Aussetzer als Schwachpunkte.

Umfragen sehen Biden sowohl landesweit auch als in wichtigen Bundesstaaten vor Trump, der wegen seines Krisenmanagements in der Corona-Krise in der Kritik steht. Der Präsident sprach am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter von "Fake-Umfragen" genau wie vor der Wahl 2016, "nur schlimmer". Bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren hatten Meinungsforscher die demokratische Kandidatin Hillary Clinton als klare Favoritin gesehen - letztlich erzielte Trump einen Überraschungssieg.

Medienberichten zufolge soll Trump aber zuletzt ungehalten auf Umfragewerte reagiert haben. So berichtete der Nachrichtensender CNN, Trump habe in Telefonaten seinen Wahlkampfmanager Brad Parscale angebrüllt. Der Präsident wies dies auf Twitter zurück.

Ohnehin sind Umfragen sechs Monate vor der Wahl nur bedingt aussagekräftig. Biden ist zuletzt durch den Vorwurf eines sexuellen Angriffs auf eine Mitarbeiterin im Jahr 1993 zunehmend unter Druck geraten. Die heute 56-jährige Tara Reade wirft dem langjährigen Senator vor, sie damals im US-Kongress unsittlich berührt zu haben. Bidens Wahlkampfteam hat den Vorwurf energisch zurückgewiesen. Biden selbst hat sich allerdings nicht geäußert.

Gegen Trump haben in der Vergangenheit zahlreiche Frauen den Vorwurf sexueller Übergriffe bis hin zur Vergewaltigung erhoben. Der Präsident hat alle Vorwürfe bestritten.

(anst/AFP)
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