Arbeitsverbot in Afghanistan Taliban fordern sofortige Suspendierung von NGO-Mitarbeiterinnen

Kabul · Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die radikalislamischen Taliban die Rechte von Frauen in Afghanistan massiv eingeschränkt. Nun sollen Mitarbeiterinnen von NGOs von ihrer Arbeit suspendiert werden.

 Kurz zuvor hatten die Taliban bereits allen Studentinnen verboten, die Uni zu besuchen.

Kurz zuvor hatten die Taliban bereits allen Studentinnen verboten, die Uni zu besuchen.

Foto: AP/Ebrahim Noroozi

Ein Arbeitsverbot für Frauen bei Nichtregierungsorganisationen (NGOs) in Afghanistan hat international Besorgnis ausgelöst. UN-Generalsekretär António Guterres sei „zutiefst beunruhigt“ über die angebliche Anordnung der radikalislamischen Taliban, teilte sein Sprecher Stéphane Dujarric am Samstag (Ortszeit) in New York mit. „Diese Entscheidung wird die Arbeit zahlreicher Organisationen untergraben, die im ganzen Land den Schwächsten helfen, vor allem Frauen und Mädchen.“ Die Vereinten Nationen und ihre Partner, einschließlich nationaler und internationaler NGOs, unterstützten derzeit mehr als 28 Millionen Afghanen, die für ihr Überleben von humanitärer Hilfe abhingen.

Der UN-Generalsekretär betone erneut das Recht aller Frauen, Teil der berufstätigen Bevölkerung zu sein und so zum Gemeinwohl beizutragen, so der Sprecher weiter.

Zuvor hatte das afghanische Wirtschaftsministerium am Samstag in einem Schreiben gefordert, Mitarbeiterinnen aller nationalen und internationalen NGOs bis auf Weiteres von ihrer Arbeit zu suspendieren. Grund dafür sei, dass die Frauen die Vorschriften der Taliban-Führung in Bezug auf das Tragen eines Hidschabs, also eines Kopftuchs, nicht einhielten. Komme eine Organisation dieser Anordnung nicht nach, werde ihre Lizenz entzogen, hieß es in dem Schreiben.

US-Außenminister Antony Blinken äußerte sich am Samstagabend (Ortszeit) auf Twitter „zutiefst besorgt“. Dieses Verbot für Frauen werde die Versorgung mit humanitärer Hilfe in Afghanistan durcheinanderbringen. „Frauen spielen bei humanitären Hilfsaktionen weltweit eine zentrale Rolle“, so Blinken. Eine solche Entscheidung könnte verheerende Folgen für die Menschen in Afghanistan haben.

Die Europäische Union verurteile das jüngste Verbot der Taliban aufs Schärfste, twitterte EU-Kommissionssprecherin Nabila Massrali in der Nacht zum Sonntag. Es handle sich um einen „klaren Bruch humanitärer Grundsätze“. Die EU bewerte derzeit den Einfluss, den das Verbot auf seine Hilfe für Afghanistan haben werde.

Seit ihrer Machtübernahme im August 2021 haben die Islamisten Frauenrechte in Afghanistan massiv eingeschränkt. Viele Frauen durften nicht mehr zu ihren Arbeitsplätzen zurückkehren. Mädchen und Frauen sind mittlerweile vom öffentlichen Leben weitgehend ausgeschlossen. Am Dienstag haben die Taliban Frauen von allen Hochschulen verbannt. Frauen, die für ihre Rechte protestierten, wurden in der Vergangenheit immer wieder, teils auch über mehrere Wochen, festgehalten.

(boot/dpa)
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